Wenn das Wetter macht was es will nennt man das wohl Wetterkapriolen
Das Sturmtief hielt sich noch die ganze Nacht. Der Wind heulte gegen die Hotelfassade und alles, was nicht niet- und nagelfest war, flog davon. Geschlafen habe ich in der fremden Umgebung kaum, aber das machte nichts. Aus irgendeinem Grund, den ich mir nicht erklären kann, wirkt Sturm beruhigend auf mich. Ich fühle mich dann immer so heimelig, ganz besonders, wenn man sich schön einkuscheln kann.
Gen Morgen hatte sich der Regen verzogen und es schien ein freundlicher Tag zu werden. Der Blick aus dem Hotelzimmer war einfach fantastisch, selbst beim Duschen konnte ich die Brandung der Nordsee sehen. Unser Frühstück nahmen wir im Hotelrestaurant zu uns. Durch die großen Fensterfronten hatten wir ebenfalls einen klasse Blick in Richtung Strand. Während wir gemütlich beim Frühstück zusammen saßen, schmiedeten wir Pläne für den Tag. Als erstes sollte es natürlich wieder an den Strand gehen.
Plötzlich zog wieder eine Regenfront direkt über die Nordsee. Die dunklen Wolken hatten nur eines im Sinn, sich über uns zu ergießen. Der Regen prasselte gegen die Scheiben und jeder Gedanke an einen Strandspaziergang schien sich in Luft aufzulösen. Doch so schnell wie das Unwetter kam, verzog es sich ins Landesinnere.
Böhl oder Ording, das war nun die Frage. Am liebsten wären wir nach Böhl gefahren, haben uns dann aber für Ording entschieden, da wir dachten, so dem Regen schneller entfliehen zu können. Gesagt, getan. Das Auto abgestellt und los. Der Blick zum Himmel verriet, dass die nächste Regendusche nicht lange auf sich warten würde.
Fantastische Lichtstimmungen am Meer
Wow, was für eine fantastische Lichtstimmung. Gefühlt im Sekundentakt änderte sich das Licht. Die dunklen Wolken bäumten sich immer mehr über uns auf und ließen nur noch durch wenige Lücken ein paar Sonnenstrahlen hindurch. Plötzlich baute sich vor uns ein doppelter Regenbogen auf, den wir unbedingt fotografieren wollten.
Zu dumm, dass man nicht immer die passende Optik parat hat. Um den Regenbogen halbwegs auf’s Foto zu bekommen – und das wollten wir natürlich – mussten wir uns weiter vom Auto entfernen. Die ersten Tropfen fielen schon und wir hatten immer noch nicht genügend Abstand. Wir waren hin- und hergerissen. Sollten wir zurück zum Auto oder es doch versuchen?
Wenn der Himmel seine Schleusen öffnet
Zu spät. Der Himmel öffnete seine Schleusen. Der Wind ließ den Regen regelrecht senkrecht über den Strand fliegen und erwischte uns von hinten. Unter den Platzregen mischten sich Hagelkörner und wir rannten was wir konnten. Am Auto angekommen, waren wir von oben bis unten triefend nass. Einseitig versteht sich. 😉 Wir sahen aus wie zwei begossene Pudel.
Das ganze dauerte nicht mal fünf Minuten und dann wurde es wieder hell. Unglaublich dieses Wetter an der Nordsee. Wie gut, dass ich heute eine Ersatzhose dabei hatte. Schnell umgezogen wagten wir einen zweiten Versuch. So wie heute hatten wir St. Peter-Ording noch nie erlebt. Das Wasser stand fast bis zu den Dünen und der Blick auf die Pfahlhäuser bot uns mal eine ganz andere Perspektive. Atemberaubend schön.
Am liebsten wäre ich jetzt durch das Wasser zu den Pfahlbauten gelaufen, wenn da nur nicht schon wieder dieser dunkle Horizont gewesen wäre. Noch eine Büchs zum Wechseln hatte ich jedenfalls nicht und die Gummistiefel hätten auch gern bis übers Knie gehen dürfen. Für solche Wetterkapriolen wäre eine Wathose perfekt. 😉
So sehr es uns auch reizte, aber uns blieb nur der schmale Streifen an den Dünen entlang. Diesen teilten wir uns mit Schwärmen von Regenpfeiffern. Erstaunlich, wie galant diese kleinen Winzlinge bei dem Wind über den Strand laufen.
Wirklich weit sind wir ehrlich gesagt nicht gekommen. Zu schnell änderte sich immer wieder das Wetter. Für unsere Verhältnisse reichte es gerade mal für eine kleine Runde, um wieder trockenen Fußes zum Auto zu kommen. Die mussten wir allerdings im Stechschritt absolvieren. Aber das war egal. Diesen Moment nimmt uns keiner mehr.
Genau für solche Lichtstimmungen lieben wir die Nordsee. St. Peter-Ording durften wir heute in einem ganz neuen Licht erleben. Wie war das noch mit dem Werbespruch? Genau mein Wetter, genau mein Ding?! Für uns jedenfalls ein spannender Start in den Tag.
6 Kommentare zu „Wetterkapriolen am Strand von St. Peter-Ording“
Hallo Ihr Zwei,
tolle Bilder und so schöne Stimmungen, super. Und was ich auch so klasse finde ist, dass sich das Wetter an der See so unglaublich schnell ändert durch den starken Wind. Aber das macht es auch so unberechenbar 😉
Ganz schön aufregend und erlebnisreich, Eure Reise nach St. Peter-Ording!
Liebe Grüße
Martina
Liebe Martina,
vielen Dank. Oh ja, das war in der Tat ganz schön aufregend.
Wir waren ja nun schon wirklich oft in St. Peter-Ording, aber so faszinierend – vor allem mit dem Landunter – haben wir es noch nie erlebt. Wirklich spannend. Und in der Tat, manchmal kann man es gar nicht fassen, wie schnell sich das Wetter ändert.
Ganz liebe Grüße,
Claudia
Hallo ihr beiden,
das sind ja sehr beeindruckende Bilder und eine sehr bemerkenswerte Schilderung. Man fühlt sich beim Betrachten und Lesen mittendrin. Kann ich gut verstehen, dass ihr davon völlig geflasht seid.
Liebe Grüße
Ilona
Liebe Ilona,
vielen dank. Es ist wirklich sehr faszinierend und spannend zu erleben, wie schnell sich das Wetter an der Nordsee dreht. Die Lichtstimmungen sind einfach fantastisch, man kann gar nicht genug davon kriegen. Am besten man zieht sich von oben bis unten wasserfest an und genießt einfach nur. 😉
Liebe Grüße,
Claudia
Moin ihr Lieben,
ahh „Nightmare“= heimelig + so ´ne Art „Survival-Ausrüstung“ sollte man also einpacken 😉 …wenn ich jetzt direkt los fahre, wär´ ich gegen 10 Uhr da :-)))
dat macht wieder so ´ne Se(e)nsucht nach mehr Meer, wunderbar die Worte zu den besonderen Glücksmomenten und die StimmungsFoto´s !!!!
und anschließend is dat Einkuscheln „wieder im + mit was Warmen“ doch auch außerordentlich gemütlich 🙂
Habt ein wunderbares 4. Adventswochenende!!
Liebe Grüsse von mir
Christa
Moin Moin liebe Christa,
oh ha, du bis aber früh dran. 😉
Danke für deine Zeilen. Survival-Ausrüstung ist das Stichwort. Dann könnte man noch viel mehr Lichtstimmungen einfangen, weil man nicht ständig damit beschäftigt ist, sich zu retten. Aber auch so war es wirklich fantastisch. Wir lieben so ein Wetter. Perfekt für den, der dort ein Heim sein eigen nett und immer schnell zum Gemütlichen übergehen kann ohne lange fahren zu müssen. 🙂
Dir auch einen frühlingshaften 4. Advent.
Herzliche Grüße,
Claudia