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Westerhever in einem ganz neuen Licht
Wer träumt nicht davon einmal den Leuchtturm von Westerhever zu erklimmen oder gar in ihm zu heiraten. Wir hatten nun das große Glück ein ganzes Wochenende dort zu verbringen, aber nicht nur das, wir gingen auch auf eine äußerst lustige und spannende Spurensuche.
Neben den Halligen ist die Leuchtturmwarft Westerheversand der einzige Ort an der Westküste, an dem Menschen dauerhaft im Gezeiten- und Sturmflutbereich der Nordsee leben. Das allein ist ja schon spannend genug, aber wir durften ein Wochenende lang erleben, was das für die Natur und den Menschen auch heute noch bedeutet. Bereits am Anreisetag musste der Termin für den Gang zum Leuchtturm wegen Springtiden-Hochwassers vorverlegt werden, damit wir trockenen Fußes zum Leuchtturm kommen konnten.
Am Westerhever Leuchtturm-Seminar kann jeder teilnehmen. Es findet einmal pro Jahr, meist im Herbst, statt. Die Teilnahmebedingungen und die Termine findet ihr auf der Seite der Schutzstation Wattenmeer. In unserem Fall waren wir zwölf Personen, die sich zum Teil vorher noch nie gesehen hatten. Bis auf die Wiederholungstäter, denn auch die gab es in unserer Gruppe. Als wir uns am Parkplatz getroffen und vorgestellt hatten, ging es dann endlich – natürlich zu Fuß – zum Leuchtturm.
Ich glaube, ich sage nichts Falsches, wenn ich behaupte, dass beim Gang über den Deich jeder seinen Alltag zurückgelassen hatte und frei war für dieses Abenteuer. Schon der Weg durch die Salzwiesen hielt jede Menge spannende Einblicke für uns parat. Ob es um die vielen Zugvögel ging, die sich gerade hier aufhielten, um sich für ihren Weiterflug zu stärken, oder die Veränderungen an den Salzwiesen, Rainer Schulz, unser Leiter für dieses Wochenende, wusste alles darüber zu erzählen.
Abenteuer Seminarhaus
Am Leuchtturm angekommen, enterten wir erstmal unsere Zimmer. Wer wo, wie schlafen würde, erfuhren wir erst vor Ort, was bei uns im Vorhinein schon mächtig für Aufregung sorgte, denn wir hatten keine Ahnung, ob wir zusammen bleiben oder getrennt von einander schlafen würden. Klar war nur, dass wir im ehemaligen nördlichen Wärtergebäude wohnen würden und dass 2er- und 4er-Schlafräume, teils mit Etagenbetten ausgestattet, zur Verfügung stehen sowie zwei Duschen und drei WC’s. Zu unserer Freude durften wir uns ein Zimmer teilen, direkt mit Blick auf den Leuchtturm. 😉
Schon für den ersten Abend war eigentlich eine Besichtigung auf dem Leuchtturm zum Sonnenuntergang geplant, die unerwarteterweise ausfiel, was nicht weiter schlimm war, denn das Wetter spielte eh nicht mit. Dicke Nebelschwaden hingen über Westerheversand. Als Ausgleich besuchten wir die Ausstellung der Naturschutzstation. Danach ging es ab in die Küche zum gemeinschaftlichen Essen kochen. Was für ein Spaß. Im Anschluss präsentierte uns Rainer eine Bilderpräsentation „100 Jahre Mensch & Natur vor Westerhever“, die wirklich spannend und aufschlussreich war.
Am nächsten Morgen ging es – zu einer für uns echt unchristlichen Zeit – zum ersten Mal auf den Turm. Eigentlich um den Sonnenaufgang auf dem Turm zu erleben, so die Theorie. Die Praxis sah anders aus, denn auch heute war wieder nur dicke Suppe am Himmel. An dieser Stelle bleibt mir nichts anderes übrig, als auf vorhandene Aufnahmen früherer Seminartage zu verweisen. Trotzdem war es sehr spannend und aufregend, zumal wir aufgrund des Seminares in Räume blicken durften, die bei normalen Besichtigungstouren nicht zugänglich sind.
Was man von hier oben aber sehr eindrucksvoll erkennen konnte, sind die geraden Grüppen (Entwässerungsgräben), die von Menschenhand geschaffen wurden, und das, obwohl hier schon seit Jahrzehnten keine künstliche Landgewinnung mehr betrieben wird. Selbst die viel älteren, damals natürlich verlaufende Priele sind noch deutlich zu erkennen.
Nach dem Frühstück stand eine Wattwanderung auf dem Programm, bei der wir Krabben mit einer Gliep fangen würden. Da das so ein lustiges Abenteuer für sich war, gibt es hierzu einen extra Beitrag. 😉
Bevor wir am Nachmittag zu einer weiteren Leuchtturmführung eingeladen waren, ging es auf Entdeckungstour, denn Spurensuche auf der Warft war ja unser Thema. Obwohl wir schon unzählige Male hier waren, gab es selbst für uns wieder unglaublich viel Neues zu entdecken.
Ein besonderer Moment war, als wir auf dem Schafberg standen und ein großer Schwarm Stieglitze sich nach einem atemberaubenden Formationsflug vor uns in die Büsche setzte und sich putzten als wären wir gar nicht da.
Schade, dass man nicht immer alles behalten kann, aber zwei Dinge haben wir bei der Leuchtturmführung auf alle Fälle gelernt.
Auch wenn Leuchttürme baugleich sind, haben alle eine ganz spezielle Kennung. Am Tag (Tagkennung) lässt sich der Leuchtturm an seinen Streifen erkennen, die sind nämlich bei jedem Turm unterschiedlich. Bei Nacht (Nachtkennung) hat jeder Turm sein eigenes Leuchtfeuer, das sich natürlich auch voneinander unterscheidet. Ausschlaggebend ist die Farbe des Feuers, die Taktung, die charakteristische Abfolge von Hell- und Dunkelintervallen und deren Wiederkehr. Auf so etwas habe ich vorher nie geachtet.
Tag zwei am Leuchtturm
Am zweiten Tag ließen wir die Sonnenuntergangs-Session wegen schlechter Sicht freiwillig ausfallen und den netten Herren vom WSA ihren wohlverdienten Feierabend. Petrus meinte es an diesem Wochenende aber auch wirklich nicht gut mit uns. Der guten Laune tat es aber keinen Abbruch, im Gegenteil. Unser Kaffeekränzchen dehnten wir ein wenig aus, bis eigentlich auch schon wieder gemeinsames Vorbereiten des Abendessens angesagt war. Im Anschluss belohnte uns Rainer mit einer weiteren Bilderpräsentation. Diesmal war das Thema „Ein Jahr im Nationalpark“.
Alle hofften am letzten Tag auf besseres Wetter, damit wir für’s erneut frühe Aufstehen mit einem tollen Sonnenaufgang belohnt würden. Statt Sonnenaufgang gab’s Regen und gegen schlechte Laune eben Kaffee, Tee und lecker Kekse auf dem Turm. 😉
Gestärkt nach dem Frühstück führte uns unsere Spurensuche raus auf die Sandbank. Dort liegt ein altes Schiffswrack bzw. die Überreste von einem dampfbetriebenen Schlepper, der hier 1912 gesunken ist. Was soll ich sagen, da nicht nur Spurensuche, sondern auch die Veränderungen im Watt Thema des Seminars waren, sahen wir leider nichts als Sand. Über dem Schiffswrack hat sich eine neue Sandbank gebildet, die das Wrack nun unter sich begrub. Dafür durften wir den Leuchtturm am Tag leuchten sehen, denn für unseren Ausflug zur Sandbank hat das WSA ausnahmsweise extra für uns das Leuchtfeuer entzündet.
Lust auf den Rückweg hatten wir eigentlich nicht. Unser Erlebnis-Wochenende ging mit einem Abschlussessen und dem gemeinsamen Hausputz zu Ende. Am Parkplatz trennten sich unsere Wege wieder.
An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bei Rainer Schulz und der Schutzstation Wattenmeer bedanken, die uns zu diesem ereignisreichen und tollen Wochenende eingeladen hatten. Wir haben für uns wirklich sehr viel mitgenommen.
15 Kommentare zu „Unser Erlebnis-Wochenende in Westerhever“
Das ist ja cool! Die Fotos gefallen mir übrigens ausgesprochen gut. Liebe Grüße, Stefanie
Liebe Stefanie,
danke. Ja, das war unser Erlebniswochenende mit Etagenbetten im Jugendherbergsstil. Wir hatten aber das große Glück zwei Einzelbetten zu ergattern. 😉
Das Wochenende so im Team zu erleben war wirklich eine spannende Erfahrung. Gerade auch, weil das Wetter nicht so mitgespielt hatte, aber alle haben zusammen gehalten.
Liebe Grüße,
Claudia
echt cool!!!!!!!!!!
ähh un dat mit dem Wetter habt ihr ja das ganze Jahr „erprobt“ un einstudiert 😉 oder wie war dat noch?? sorry, fiel mir grad so spontan ein…
wirklich ein tolles Erlebnis + mit netten Leuten is dat Wetter auch nich sooo wichtig 🙂
…so entschleunigt Klönen is auch was Besonderes!! 🙂
LG von der Lahn
Christa
Moin Christa,
wie darf ich das jetzt verstehen mit dem „erprobt“ ??? 😉
Das war schon echt witzig. Die Landschaft dort nimmt dich eh mit auf die Reise, man fühlt sich jedes Mal total geerdet. Es war spannend zu sehen, wie Leute auf die Gegend reagiert haben, die zum ersten Mal dort waren. Man selber ist ja schon mehr wie angekommen. 🙂
Ich würde es wohl wieder machen, vielleicht mal in einer anderen Konstellation.
Liebe Grüße,
Claudia
Hallo Ihr Lieben,
super spannend! Das Wetter war natürlich eine echte Schande, aber dafür habt Ihr trotzdem so schöne Bilder mitgebracht von der aufregenden Reise. Natur pur, da fühlt man sich als Mensch ganz schön klein.
Die Unterbringung erinnert mich an Kinder- und Jugendzeiten… 😉 war früher immer ein Riesenspaß!
Bin gespannt, ob Ihr das noch einmal macht.
Liebe Grüße
Martina
Liebe Martina,
danke, das freut uns sehr, dass dir die Bilder und der Beitrag gefallen. Es erinnert in der Tat an die gute alte Jugendherbergszeit. War aber auch mal wieder spannend zu erleben. Mit den heutigen „erwachsenen“ Augen, sieht man die Dinge ja noch wieder ganz anders.
Wiedermachen würden wir es in der Tat, allerdings wohl in einer anderen Konstellation. 😉
Liebe Grüße,
Claudia
Wie immer toller Bericht und tolle Bilder. Ich bin auch immer gerne am Westerhever unterwegs und es immer wieder besonders und einzigartig.
Lieben Dank für den tollen Bericht
Gruß Dirk
Moin Dirk,
Dankeschön. Leider ist das Erlebnis und der Beitrag ja schon ein Jahr her, aber die Erinnerung daran unvergessen. Westerhever und St. Peter-Ording sind für uns immer wieder Magie-Orte. Zumindest auf das Festland und die Nordsee bezogen. 😉
Liebe Grüße,
Claudia
Auch wenn er ein Jahr her ist, ist er Klasse!
Ich kenne die Ecke dort oben auch ganz gut, sein es eben SPO oder das sonstige Umfeld. Für mich ist der Entspannungsort schlechthin die Hallig Langeness! Obwohl Helgoland meine Lieblingsinsel ist und bleibt ist die Entschleunigung auf der Hallig noch intensiver! Aber es ist immer toll neue Nordseeverrückte zu treffen und sich mit Ihnen auszutauschen! Ich kenne viele die es von sich behaupten, aber bei Euch merkt man diese liebe in jedem Beitrag!
Gruß Dirk
Moin Dirk,
das nehmen wir mal als dickes Kompliment. 😉
Es ist aber in der Tat so, wie sagen wir immer….. die Ostsee hat unser Herz erobert, die Nordsee unsere Seele. Und so ist es auch. Es gibt keinen anderen Ort, der so viel mit uns macht, ob wir das wollen oder nicht. An der Nordsee herrschen andere Gesetze, entweder man mag/liebt sie oder eben nicht. Amrum ist für uns auch so ein Zauberort. Ach, ich könnte jetzt wieder ins Schwärmen geraten. 😉
Was macht dein Blog/Beitrag?
Liebe Grüße,
Claudia
Ich kenne nun die Nordsee mehr als die Ostsee. Ich war schon in jungen Jahren viel an der See, damals noch in Holland wegen meines Heuschnupfens. Danach ging es dann viel an die ostfriesische Nordsee, von Emden bis Schillig. Ab 2006 gehört aber mein Herz der nordfriesischen Küste,den Inseln und Halligen. Dort fühle ich mich immer am wohlsten. Meine Bundeswehrzeit wie sollte es anders sein begann in Bremerhaven und wurde dann in Kiel Holtenau fortgesetzt………. war das eine tolle Zeit. Ich bin eigentlich hier im Münsterland völlig fehl am Platz, mein Herz schlägt für die See und die Menschen dort. Jo, mein Blog hat die ersten Einträge und Geschichten und die nächsten werden dann sicherlich noch folgen. Die See zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben und ich liebe sie.
Lieben Gruß Dirk
Moin Dirk,
leider kennen wir von der Nordsee noch nicht so viel wie du. Da haben wir noch jede Menge Nachholbedarf. Allerdings haben Orte wie SPO, Westerhever oder die Insel Amrum, aber Texel in Holland dazu beigetragen, dass wir hin und weg sind. Wir lieben diese unendlichen Weite und das rauslaufen aufs Watt. Es gibt nichts schöneres für uns.
Die Ostsee hat auch so ihre Reize, die spreche ich ihr überhaupt nicht ab. Im Gegenteil, aber sie ist eben anders. Von daher wird es uns immer an beide Meere ziehen. Das ist auch der Grund, warum wir gerade auf der Suche nach einer neuen Bleibe – noch weiter oben sind -, damit die Wege für uns noch kürzer werden. Kannst du nicht auch an die See ziehen, wenn sie dich so zieht?
Oh, da muss ich doch glatt mal gucken. Wo kann ich die Beiträge sehen?
Liebe Grüße,
Claudia
Moin Moin an Euch,
Leider haben bislang einige Sachen nicht so gepasst wie ich es mir erwünscht hätte um einen Umzug voranzutreiben. Aber ich arbeite gerade daran mir eine Arbeit im Norden zu suchen, mal sehen was dann noch passiert, leider ist das aber auch nicht so einfach.
Mein Beiträge könnt Ihr gerne hier nachlesen: https://nordwestphotos.wordpress.com/
Lieben Gruß Dirk
Moin zurück,
ja, das kennen wir. Wir haben auch lange überlegt wo es hingehen soll. Müssten wir nicht mehr arbeiten, dann wäre es auf alle Fälle die Nordseeseite. Da wir dieses Glück nicht haben und beruflich auf ein wenig mehr Infrastruktur angewiesen sind, geht es für uns Richtung Ostsee. Leider ist das mit der Suche auch hier nicht einfach, denn wir haben in Deutschland ein echtes Problem was den Internetausbau angeht. Nicht umsonst suchen wir schon so lange nach einem neuen Domizil.
Drücken dir auf alle Fälle die Daumen.
Danke für den Link.
Liebe Grüße,
Claudia
Da gebe ich Euch recht, die Internetgeschichte ist wirklich ein Thema! Selbst hier im Münsterland komme ich momentan nicht über eine hakelige 6000er Leitung hinaus. Zumindestens sieht es in absehbarer Zeit ein wenig besser aus, wir bekommen Glasfaser. Das ganze ist im Norden nicht wirklich besser. Am lustigsten fand ich das auf Helgoland. Jedem Abend wenn es das Wetter zugelassen hat saßen die User am Fenster und hielten Ihren Laptop nach draussen. Oder auf dem Oberland, eine Stelle mega Empfang zwei Schritte weiter…tut tut tut. Wenn man dann aufs www angewiesen ist, ist es eine mega ärgerliche Sache. Ich wünsche Euch ganz viel Glück beim Haus suchen und hoffe Ihr findet Euer Traumhaus mit einer vernünftigen Anbindung an das Internet.
Lieben Gruß Dirk