Zu Besuch in der Schutzstation Wattenmeer
Wir lieben die Nordsee und das Wattenmeer. Für uns ist das ein ganz besonderer Lebensraum. Diese unbändige Natur, die sich vom Menschen nicht zähmen lässt, die Artenvielfalt, die Weite und die Energie, die von dieser Landschaft ausgeht. Umso mehr freuen wir uns darüber, dass wir spannende Einblicke in die Arbeit der Schutzstation Wattenmeer erhalten dürfen.
Das Wattenmeer ist eine Natur, die es zu respektieren und zu schützen gilt. Darum ist es uns auch eine Herzensangelegenheit, die Menschen vorzustellen, die sich unermüdlich für den Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten einsetzen.
Wir freuen uns darauf, dass wir das neue Team von der Schutzstation Wattenmeer in Westerhever ein Jahr lang bei ihrer Arbeit begleiten dürfen. Dazu werden wir in regelmäßigen Abständen hinfahren, beobachten, lernen und berichten.
Wir trafen uns mit dem Biologen und Leiter der Schutzstation Westerhever, Rainer Schulz, in St. Peter-Ording. Gemeinsam sind wir dann zum Leuchtturm gefahren. Am Parkplatz erwartete uns gleich eine erste süße Überraschung. Eine Entenmama mit ihren 13 Küken passierte ganz aufgeregt die Straße, um auf die angrenzende Wiese zu kommen. Was für ein goldiger Anblick.
Kaum hatten wir den Deich passiert, zeigte sich die Nordsee heute wieder von ihrer stürmischeren Seite. Der Himmel wirkte eher bedrohlich, was die Sandbank am Horizont um so weißer erstrahlen ließ. Der Wind brauste mit Windstärke acht über das Watt und wirbelte den feinen Sand auf, der unseren Waden ein feines Peeling verpasste.
Auch unsere Unterhaltung wurde durch den Wind sehr erschwert, denn er fegte fast jedes einzelne Wort an uns vorbei. Von der Frisur sprechen wir lieber gar nicht erst. 😉
Auf dem Weg zum Leuchtturm hatte ich natürlich schon jede Menge Fragen, die mir Rainer alle geduldig beantwortete. Nebenbei bekamen wir auch eine kleine Einführung in die Artenvielfalt, die verborgen im Watt lebt und nur durch einen geschulten Blick enttarnt wird.
Rainer ist ebenfalls Experte für die vielen Seevögel und verriet uns ihre Erkennungsmerkmale und Verhaltensweisen. Das war für mich besonders spannend, denn auf dem Gebiet der Seevögel habe ich noch eine große Wissenslücke.
Wow und die Salzwiesen erst. An dem Anblick kann ich mich bekanntlich ja gar nicht satt sehen. Zudem blühte der Strandflieder noch und tauchte die Wiese in zarte Lilatöne.
Am Leuchtturm selber waren wir schon oft, aber die Chance einen Blick in die beiden Häuser zu werfen, hatten wir bisher nicht. Die Möglichkeit besteht auch nur, wenn man an einem der zahlreichen Programmangebote, die hier in den Seminarhäusern angeboten werden, teilnimmt.
Am Leuchtturm trafen wir auch zum ersten Mal auf das Team vom Nationalpark, welches aus MitarbeiterInnen im Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) und dem Bundesfreiwilligendienst (BFD) besteht. Sie leben ein Jahr im Südhaus am Leuchtturm zusammen und kümmern sich in der Zeit um den Schutz des Wattenmeeres.
Wir hatten sogar das große Glück, das alte und das neue Team kennenzulernen, denn im Juli findet traditionell der Wechsel zwischen beiden Teams statt. Einen Monat leben beide Teams zusammen, während die Erfahrenen ihr Wissen an die Neulinge weiter geben.
Es war schon lustig, denn nicht nur wir hatten Fragen an beide Teams, auch wir mussten uns ihren Fragen stellen. 😉
Da wir beide Teams vor Ort hatten, war es für uns natürlich die Gelegenheit herauszufinden, wie es sich anfühlt, nach einem Jahr gehen zu müssen bzw. was in den Köpfen der Neuankömmlinge vorgeht.
Eines hatten beide jedenfalls gemein, das unbändige Leuchten in ihren Augen. Viel mehr noch, als Elias uns von seiner Zeit hier erzählte, wie toll es ihm hier gefallen hat und was er alles aus diesem Jahr mitnimmt, überkam mich am ganzen Körper eine Gänsehaut, so schön war das.
Zu den Aufgaben des Teams vor Ort gehören zum Beispiel regelmäßige Vogelzählungen, um Bestandsveränderungen festzustellen, Kontrollgänge zur Erkennung akuter Gefährdungen oder die Kennzeichnung von Vogelbrutgebieten.
Sie begleiten bei Wattwanderungen und müssen allzuoft Besucher des Nationalparks auf richtiges Verhalten hinweisen. Wie das aussieht, würden wir etwas später auch noch erfahren.
Da Ferienzeit ist und damit Hochbetrieb, musste das Team auch wieder an die Arbeit. Für uns hieß es damit vorerst Abschied nehmen. Mit Rainer sind wir auf dem historischen Stockenstieg – inzwischen bei strahlendem Sonnenschein – zurückgegangen, was für uns heute auch Premiere war. Bisher sind wir immer nur auf dem asphaltieren Weg gelaufen.
Der Stockenstieg ist ein historischer Weg, der zum Schutz der Natur, nur bei Trockenheit, nur in eine Richtung begehbar ist. D. h. nur vom Leuchtturm zurück zum Deich und auch nur in den Sommermonaten.
Das sahen einige Besucher aber anders, obwohl der Stockenstieg am Ende des Weges nicht nur ein deutliches Verbotsschild aufwies, man muss sich auch noch durch ein Drehkreuz begeben, was Hinweis genug sein sollte. Aber nein, sogar mit Fahrrädern quälte sich ein Paar durch das Gelände und war so ganz und gar nicht einsichtig, als sie freundlich aber bestimmt auf ihren Fehler hingewiesen wurden. Oh je, nicht immer eine ganz so leichte Aufgabe.
Wir möchten uns ganz herzlich bei Rainer für die liebevolle Einführung in ein ganz tolles Team und natürlich für die ersten Einblicke bezüglich der Arbeiten, die die freiwilligen Mitarbeiter der Schutzstationen zu leisten haben, bedanken. Wir freuen uns schon sehr darauf wiederzukommen und euch weiter zu begleiten.
Dem nun ausscheidenden Team Linh Chi Nguyen (BFD), Lena Grabherr und Elias Aksamski im FÖJ sowie Katharina Winkler (BFD) wünschen wir von Herzen alles Gute für die Zukunft.
2 Kommentare zu „Die Schutzstation Wattenmeer in Westerhever“
Liebe Claudia,
wie toll, herzlichen Glückwunsch, dass Ihr das Team vom Naturschutz Wattenmeer ein Jahr begleiten dürft. Das freut mich sehr für Euch und für mich – denn ich freue mich über die interessanten Beiträge von Euch (und die super Bilder)!
Liebe Grüße in den Norden
Martina
Liebe Martina,
danke. 😉
Wir freuen uns auch schon sehr darauf. Nicht nur weil wir die Natur dort selber so lieben, es ist auch wirklich großartig, was die vielen Freiwilligen dort leisten. Und wer einmal in ihre strahlenden Augen schauen durfte, weiß wie viel Energie von dieser fantastischen Natur ausgeht.
Wir sind schon sehr gespannt und lernen selber bestimmt noch eine ganze Menge dazu. 🙂
Herzliche Grüße,
Claudia