Das Dummersdorfer Ufer: Ein Kleinod am Rande der Großstadt
Wenn ich etwas an unserem Land zwischen den Meeren liebe, dann ist das die Möglichkeit, schnell zwischen zwei Welten hin und her zu springen. Eben noch in der hektischen Zivilisation und im nächsten Augenblick in der totalen Abgeschiedenheit und Ruhe. So wie hier am Dummersdorfer Ufer.
Vom Dummersdorfer Ufer hatten wir schon öfters gehört, aber wussten nie so genau wo es war. Um dies zu erkunden, mussten wir erst dem Gewirr der Hansestadt Lübeck entfliehen, einem Feldweg folgen und unser Auto abstellen. Noch schnell ein Blick auf die Infotafel, was es hier alles zu erkunden gibt und welche Wege man einschlagen kann. Ganz einleuchtend waren die Wegweiser nicht, also entschieden wir uns einfach loszulaufen. Irgendwo würden wir schon landen.
Ganz am Anfang des Weges fiel uns ein Insektenhotel auf, in dem eine Vielzahl von Wildbienen summten. Ein schöner Anblick bei den bedrohlichen Nachrichten über unsere Bienenwelt. Das Summen der Bienen begleitete uns noch eine Weile.
Unser Weg führte uns durch eine Wald- und Wiesenlandschaft. Das Blätterdach der Bäume spendete uns immer wieder kühlen Schatten, denn das Wetter hatte sich zu einem richtig schönen und vor allem warmen Sommertag gemausert.
Am Wegesrand gab es auch Kirschbäume. An den leuchtend roten Früchten konnte ich nicht einfach so vorbei. Einige wanderten – zuckersüß wie sie waren – in meinen Mund.
Die Felder, die wir hier gesehen haben, waren wunderschön. Sah so aus als wären sie sich selbst überlassen, bis auf das Maisfeld natürlich. Jede Menge Wildblumen in allen möglichen Formen und Farben. Das ist natürlich ein Paradies für die Wildbienen und nicht nur für die. Wir entdeckten Schmetterlinge, die wir in unseren heimischen Gärten schon ewig nicht mehr gesehen hatten, wie den Schachbrettfalter.
Wir folgten dem Weg immer weiter. Er führte uns mal hangauf- und mal hangabwärts, vorbei an immer mehr Feldern und Wiesen. Wir schienen uns nördlich des Hirtenbergs zu befinden, denn laut Infokarte nahm ab hier die Bewaldung immer mehr zu.
Bäume wie Hainbuche, Hasel und Stieleiche säumten die Wege. Allerlei Vögel sorgten für ein klangvolles Gesangskonzert. Es war einfach nur schön. Irgendwie begegneten uns überhaupt keine Menschen. Das war etwas unwirklich, aber super angenehm.
Und plötzlich standen wir am Ufer der Trave. Was für ein fantastischer Blick über das Wasser und auf die angrenzenden Uferzonen. Die Menschen, die uns an Land nicht begegneten, waren hier wohl alle auf dem Wasser unterwegs. Überall sahen wir kleine Boote ankern, die sich von der Strömung der Trave treiben ließen.
Am Boden entdeckte ich eine schneeweiße Schwanenfeder, die war so schön, die musste ich einfach mitnehmen. Alle Achtung, die haben wirklich große Federn. Wenn ich mir das Ende der Feder so angucke – fast so dick wie mein kleiner Finger – und mir vorstelle, wie es sich anfühlen muss diese gerupft zu bekommen. Autsch.
Hier kamen wir jedoch nicht weiter. Erst ein Stück zurück führte uns der Weg wieder hügelaufwärts. Zwischen den Bäumen hatten wir immer wieder die Gelegenheit, die Trave zu erhaschen. Inmitten all der Natur stand ein Aussichtsturm, der uns ebenfalls einen traumhaften Blick durch den Blätterwald hinab auf die Trave bot.
Die Hänge gehören übrigens zur Stülper Hük. Ihr Gesicht haben sie der früheren Traveschifffahrt zu verdanken. Im Mittelalter nutzten leer in die Ostsee auslaufende Schiffe den Kies vom Steilufer als Schiffsballast. Die Entnahmekuhlen sind sogar noch heute als Bodendellen erkennbar. Daher hat der Berg auch seinen Namen „Ballastberg“.
Unser Wanderweg führte uns nun weiter am Wasser entlang. Ziel war der Hirtenberg, das Kernstück und die Besonderheit dieses Naturschutzgebietes. Die maritime Bezeichnung der harkenartigen Sandnase der Halbinsel lautet übrigens „Stülper Hük“.
Früher war die Halbinsel von einer geschlossenen Besenheide überzogen. Heute sind kurzrasige und trockene Grasflure das Bild des eiszeitlichen Geschiebesandhügels. Kurz gehalten wird die Fläche durch die Beweidung von Schafen und Ziegen. Einen entspannten Schäfer mit Gefolge hatten wir auch gesehen.
Was für eine idyllische Natur. Schleswig-Holstein ist wirklich reich an unterschiedlichsten Landschaftstypen. Eine schöne als die andere. Die Schwäne schienen in der Mauser zu sein. Auch hier lagen überall Schwanenfedern herum, allerdings keine so schön wie meine erste.
Wir umrundeten den Hirtenberg und machten uns dann wieder auf den Rückweg zum Auto. Keine Ahnung wie viele Kilometer wir heute abgerissen haben, nur so viel, es war ein faszinierender Streifzug durch das Dummersdorfer Ufer.
Das Gebiet wird vom Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer e.V. betreut. Ein Verein, der 1977 gegründet wurde, um ein geplantes großes Gewerbegebiet am Traveufer zwischen Kücknitz und Travemünde, dem idyllischen Naturschutzgebiet Dummersdorfer Ufer, zu verhindern und den südlichen Priwall als Schutzgebiet zu sichern.
8 Kommentare zu „Ein Streifzug am Dummersdorfer Ufer“
So schön geschrieben und (wie immer!) so schöne Bilder 🙂
Ich glaube ich muss meinen nächsten Urlaub „im Sueden“ verbringen 😉
Liebe Gruesse, Nicole
Liebe Nicole,
Dankeschön, das ist so süß von dir. Wenn ich dich vom hohen Norden in den südlichen Norden locken kann, soll das wohl was heißen. 🙂
Sonnige Grüße und ein schönes Wochenende,
Claudia
Moin ihr Zwei,
damals habe ich mich sofort in den Begriff „zwischen den Meeren“ verliebt 🙂
…was für Möglichkeiten!
Die Gegend um Lübeck rum macht nu noch neugieriger, dank Eures tollen Berichtes!!!
und was für eine schöne Tour nach der Mitagspause 🙂
Allerliebste Grüsse von mir und Euch ein fabelhaftes Wochende, ohne Sturm!!!!
Christa
Moin Christa,
der Begriff „zwischen den Meeren“ gefällt mir auch sehr gut, ganz besonders weil wir uns hier nach Herzenslust austoben können. 😉
Dankeschön, dass wir dich neugierig machen konnten und du wieder Lust bekommst in den Norden zu reisen. Dabei muss ich gestehen, dass mich deine Region, aufgrund deiner Bilder, auch sehr neugierig macht. Lange ist es her, dass wir dort waren.
Ach der Sturm…. wir im Norden sehen das ja eher gelassen. Wenn ich ehrlich bin und wir nicht sogar eine Einladung hätten, dann würde es mich sogar an die Nordsee ziehen. Das möchte ich zu gern mal erleben.
Ganz herzliche Grüße zu dir und ein schönes Wochenende,
Claudia
Liebe Claudia,
schöne Bilder, die Du wieder ganz lebendig und anschaulich beschrieben hast. Ganz genau kann ich mir immer noch nicht vorstellen, wo das Dummersdorfer Ufer ist. Da werde ich mal „Tante Google“ fragen.
Herzliche Grüße
Karin
Liebe Karin,
danke, dass ist wie immer lieb von dir. Wenn man nach Travemünde kommt und über die berühmte Brücke mit den vielen Blitzern fährt, dann ist das gleich die nächste Abfahrt rechts runter und immer den Schildern folgen. Eigentlich ganz einfach. Es lohnt sich auf alle Fälle.
Dir noch einen schönen Abend und liebe Grüße,
Claudia
Ich schätze es auch einfach mal die tolle Natur der Ostsee zu genießen. Ich kann nur empfehlen dort Urlaub zu machen. Es ist Natur pur.
Moin Martin,
da hast du absolut Recht. Das Dummersdorfer Ufer kannte ich vorher noch nicht, aber das ist ja viel, viel schöner als die Strände von Travemünde und Co. Einfach Natur pur.
Herzliche Grüße,
Claudia