Die Lotsen für den Hamburger Hafen

Das Lotsenhaus „Seemannshöft“ an der Elbe in Finkenwerder // Foto: MeerART

Die Deutsche Bucht zählt mit jährlich mehr als 100.000 Schiffsbewegungen zu den am dichtesten befahrenen Gewässern der Welt. Hier ballen sich die Mündungsgebiete von Weser (Bremerhaven, Bremen), Jade (Wilhelmshaven) und Elbe (Cuxhaven, Hamburger Hafen). Der Nord-Ostsee-Kanal bei Brunsbüttel sorgt noch zusätzliche für Verkehrsaufkommen. Bei soviel Schiffsverkehr ist das Risiko für Unfälle mit fatalen Folgen sehr groß. Daher besteht eine Lotsenpflicht für ein- und auslaufende Schiffe.

Wenn die Schiffe zu uns in den Hamburger Hafen einlaufen gehen sogar gleich drei verschiedenen Lotsen an Bord: Der Seelotse, der Elblotse und der Hafenlotse. Bei einlaufenden Schiffen kommt, in der Deutschen Bucht als erstes der Seelotse an Bord. Dies geschieht auf Höhe der Position Elbe 1. Er begleitet das Schiff dann bis nach Cuxhaven und verlässt es dann wieder. Von dort löst ihn der Elblotse ab, der das Schiff bis knapp vor Hamburg begleitet. Erst kurz vor der Hafeneinfahrt, etwa auf Höhe von Teufelsbrück geht der Hafenlotse an Bord. Mit Lotsenbooten (internationale Aufschrift: „PILOT“) oder manchmal auch mit Hubschraubern werden sie von einem Schiff zum anderen bzw. von der Lotsenstation zum Schiff gebracht. Auf der Brücke ist der Lotse während seines Einsatzes als Berater des Kapitäns tätig. Nicht allen Schiffsführen fällt es dabei leicht ihr Steuer aus der Hand zu geben. Doch nur die lange Erfahrung und das Fingerspitzengefühl ein Lotsen ist es zu verdanken, dass die Schiffe heil an den vorgesehen Schiffsliegeplatz gelangen.

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Der Begriff Lotse kommt ursprünglich aus der Seefahrt (englisch loadsman „Geleitsmann“). Ein Lotse ist in der Seefahrt meist – in Deutschland grundsätzlich – ein erfahrener Nautiker (Kapitän) mit mehrjähriger praktischer Erfahrung. Er muss bestimmte Gewässer so gut kennen, dass er die Führer von Schiffen sicher durch Untiefen, vorbei an Schifffahrtshindernissen und dem übrigen Schiffsverkehr geleiten kann. Das gilt auch ganz besonders für die Elbe, denn diese unterliegt einem ständigen Wandel durch Gezeiten, Strömungen und Wettereinflüssen. Bis 12,80 m Tiefgang ist die Elbe für Schiffe tidenunabhängig befahrbar. Nutzt man die Tiden, ist bei Hochwasser für einlaufende Schiffe ein Tiefgang bis 15,10 m  möglich. Obwohl der Mündungstrichter bis zu 15 Kilometer breit ist, bleibt dem Schiffsverkehr mit 400 m Breite, nur eine relativ enge Fahrrinne.

Containerschiff “XIN HONG KONG” - IMO 9314222 // Foto: MeerART

Innerhalb des Hamburger Hafengebiets, vor allem dort, wo die Hafenbecken seitlich vom Hauptstrom abgehen, herrscht eine besondere Strömungsdynamik, die großen Einfluss auf die Schiffsmanöver haben kann. Aber auch die Mondphasen spielen eine wichtige Rolle. Aus Erfahrung weiß der Lotse, dass drei Tage nach Neumond oder nach Vollmond das Wasser höher auflaufen beziehungsweise weiter ablaufen wird als normal. Auch dies muss bei Hafenmanövern beachtet werden. Kritisch kann es immer bei starkem Wind werden. Heftige Böen können schnell mal einen Containerriesen vom Kurs abbringen.

Das RoRo/ConRo-Schiff „GRANDE AMERICA“ (IMO: 9130937, Baujahr: 1997, BRZ: 56642, Tragfähigkeit: 27965 t, Container: 1321 TEU) wird von zwei Schlepper auf seinem Liegeplatz in den Hansahafen in Hamburg manövriert.

Da ist es gut, dass die riesigen Giganten von sogenannten Schleppern geführt werden. Schlepper, auch Schleppschiffe genannt, sind Schiffe mit leistungsstarker Antriebsanlage, die zum Ziehen und Schieben anderer Schiffe oder großer schwimmfähiger Objekte eingesetzt werden. Während der Außenstehende von dem Einsatz des Lotsen nichts mitbekommt, kann er umso besser die Arbeit der Schlepper verfolgen. Es ist jedes mal wieder faszinierend anzusehen, wie die erstaunlich kleinen Schleppschiffe die Containerschiffe sicher an den Liegeplatz bringen. Hafenschlepper machen so gut wie alles: Sie schleppen, drücken, bugsieren, lenken und bremsen. Und am Ende nageln sie einen Frachter regelrecht an die Pier.

Bei all den spannenden Aufgaben ist es kein Wunder, dass das Interesse an Schiffen und dem Geschehen in den Häfen so groß ist.

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2 Kommentare zu „Die Lotsen für den Hamburger Hafen“

  1. Ich und meine Arbeitskolegen haben das Phlaster,die Steine um das Haus gelegt,jeder Stein wog70kg und mußte mit Körper Kraft einzeln per Hand von oben nach unten bewegt werden das ist jetzt64Jahre herr

    1. Moin Moin Gerhard!
      Wow, das war bestimmt harte Arbeit, aber irgendwie doch auch eine schöne Erinnerung oder? Ich finde es immer toll, wenn man noch nach Jahren auf ein Werk zurück blicken kann.

      Sonnige Grüße,
      Claudia

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