Warum ausgerechnet Hohwacht? Keine Ahnung! Es war eine innere Stimme, die mich führte. Am Anfang unserer Beziehung waren wir ganz oft hier. Es sind schöne Erinnerungen. Erinnerungen an unser Kennenlernen, Sonnenbaden, Flanieren, Essen gehen. Alles was Verliebte so tun. Wir schwebten stets auf Wolke sieben. Diese Erinnerungen will ich mir wieder ins Gedächtnis rufen.
Wir brauchen das Meer wie die Luft zum Atmen. Darum ist es seit Jahren ein erklärtes Ziel, ganz an die See zu ziehen. Viele Jahre hat es gebraucht, um herauszufinden wo es hingehen kann. Nord- oder Ostsee, Festland oder Insel? Unser Herz fiel auf Fehmarn. Es schien schon alles zum Greifen nah und ist jetzt doch wieder in weite Ferne gerückt. Die Immobiliensuche ist das eine, aber wer hätte das gedacht, dass ausgerechnet die Technik in einer so modernen Welt uns einen Strich durch die Rechnung machen würde. Gefühlte Lichtjahre liegen zwischen dem Traum und der Realität. Und was nun?
Ungewissheit macht sich breit. Ich fühle mich, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggerissen. Zu Hause halte ich es einfach nicht aus, ich muss raus. Ich muss mein Herz wieder auf die Reise schicken, fühlen wo wir noch stranden können. Geht das überhaupt? Kann man sich neu in einen Ort verlieben? Ich weiß es nicht. Also alles wieder auf Anfang.
Hier in Hohwacht war es immer schön. So schön, dass wir uns vor Jahren schon mal ein Haus angeguckt hatten. Damals sollte es noch zur Miete sein, mit Blick auf das Naturschutzgebiet. Es lag einfach traumhaft, doch leider zu klein. Ein anderes war damals nicht in Sicht und so mussten zwischenzeitlich hier stranden. Schon zu lange sitzen wir auf gepackten Koffern.
Wir parken, wo wir früher parkten, nahmen sogar den gleichen Weg zum Strand. Die Sonne lacht und versucht zu wärmen. Der eisige Wind setzt dagegen und lässt unsere Wangen erröten. Die Gedanken kreisen, die Seele fühlt sich schwer an. Ich lasse mich in den Strand fallen. Versuche zu erinnern, zu fühlen. Mein Blick streift übers Meer, die Sicht ist klar. Ich ertappe mich dabei, wie ich versuche am Horizont die Insel zu erkennen. Bis Heiligenhafen kann ich blicken, doch danach verschwimmt die Sicht. Eine Träne kullert mir übers Gesicht. Ich versuche mich zusammenzureißen, doch es fällt schwer. Ich fühle mich so leer.
Verzweifelt gucke ich mich um, versuch mich abzulenken. Doch es gelingt nicht. Es fühlt sich hier nicht schlecht an, eigentlich sogar ganz gut, aber es ist doch nicht das. Meine Augen verstecke ich hinter der Sonnenbrille, habe keine Lust auf mitleidige Blicke. Wir ziehen weiter am Strand. Jeder Versuch mich abzulenken gelingt nicht, ich glaube, ich will es wohl auch nicht. Ich will in meinem Schmerz zerfließen.
Erst neulich wurden wir gefragt, warum zieht ihr nicht aufs Festland? Großenbrode oder Heiligenhafen liegen doch dicht bei und ihr könnt jederzeit auf die Insel. Abends am Strand sitzen und auf die Insel gucken?! So nah und doch so fern! „Ne, antworten wir“, das geht nicht. Das wäre wie „gucken aber nicht anfassen“.
Wartet ab, vielleicht ändert sich etwas an der Technik und ihr könnt doch auf die Insel, nur später. Wann ist später? Wir werden nicht jünger. Genau jetzt fühlt es sich richtig an diesen Neuanfang zu wagen. Wir können einfach nicht länger warten. Die Zeit ist reif.
Und wieder blicke ich aufs Meer. Ein neuer Versuch die Insel zu erblicken. Es gelingt nicht. Vielleicht ist es genau der Abstand, den es braucht, um nicht das Gefühl zu haben, es nicht geschafft zu haben. Ich gebe mich dem Wind und dem Meeresrauschen hin. Allmählich beruhige ich mich, versuche die Augen für Neues und doch Altbekanntes zu öffnen.
Es ist schön. Schön wie es früher schon war. Die weiße Bucht am Meer fängt mich wieder auf. Gibt mir Kraft und Mut in die Zukunft zu schauen. Irgendwo wartet ein Plätzchen auf uns. Wir müssen es nur noch finden.
4 Kommentare zu „Vom Winde verweht in Hohwacht“
Hallo, das hast du sehr schön geschrieben und wunderschöne Fotos. Ich kenne das Gefühl und diese Sehnsucht die du hast .Ihr findet bestimmt noch etwas schönes auf der Insel .Ob meine Sehnsucht in Erfüllung geht ,steht in den Sternen .Alles gute und lieben Gruss Ulrike
Liebe Ulrike,
vielen Dank für deine liebe Anteilnahme. Es ist wirklich gemein, lässt sich aber nun mal nicht änderen. Fehmarn bleibt in unserem Herzen, aber die Suche geht nun weiter. Irgendwo wird eine neue Heimat auf uns warten. 😉
Ganz liebe Grüße,
Claudia
PS: Ich drücke dir die Daumen für deine Sehnsuchtserfüllung.
Liebe Claudia,
ach, es tut mir so leid, dass Du noch so traurig bist, dass Fehmarn erst einmal in die Ferne gerückt ist wegen des Problems mit dem Internet. Vielleicht liegt Euer Ziel zum Greifen nah und Ihr findet es bei Eurem nächsten Ausflug … ich drücke Euch die Daumen.
Viele liebe Grüße
Martina
Liebe Martina,
ach ja, manchmal tut es gut den Gefühlen freien Lauf zu lassen. Der Tag in Hohwacht hat auf alle Fälle geholfen und wir sind uns sicher, dass wir bald irgendwo etwas Neues finden. Eine Option oder Lichtblick gibt es vielleicht schon. Auf jeden Fall werden wir uns an der Flensburger Förde näher umschauen, denn von dort sind wir schnell an Nord- und Ostsee ohne lange Anfahrtswege. Wir werden weiter dorthin fühlen und vor allem vorher abchecken ob es Internet gibt. 😉
Ganz herzliche Grüße,
Claudia