Es war schon wirklich gemein, unser erstes Mal auf Amrum und das Wetter spielte einfach nicht mit. Auf dem Festland würden wir so einen Trip normalerweise abbrechen bzw. gar nicht erst starten. Aber hey, das ist die Insel der Freiheit und vom Wetter lässt man sich die Laune doch nicht vermiesen, oder? Da wir unser Hotel in Norddorf hatten, lag es nahe, sich hier am ersten Abend einmal umzusehen.
Norddorf zählt mit Süddorf zu den ältesten Dörfern auf der Insel. Friedrich v. Bodelschwingh war es, der 1890 den Zauber des Friesendorfes erkannte und hier die ersten Seehospize errichtete. So entstand nach und nach aus einem reinen Friesendorf ein Urlaubsort mit zahlreichen Pensionen und Hotels. Aufgrund des Wetters haben wir den Ortskern aber nur kurz durchstreift. Es wäre dem Ort nicht gerecht geworden, die malerischen Häuser im Dauergrau einzufangen.
Norddorf wird von verschiedenen Insellandschaften eingerahmt. Während im Westen hohe Dünen bis an den Dorfrand das Landschaftsbild prägen, sind es südwärts Wald- und Heidelandschaften. Im Norden befinden sich grüne Marschwiesen und die waren unser erstes Ziel für heute. Ein befestigter Weg führte uns durch die Wiesen, vorbei an jeder Menge Graugänsen bis zum Deich. Die Gänse musterten uns zwar sehr aufmerksam, ließen sich aber nicht weiter von uns stören. In den kleinen Marschgebieten ist der Boden sehr fruchtbar. Auf ihm wachsen Pflanzen wie Sauergräser und die Kuckuckslichtnelke, ansonsten sind die Böden Amrums eher nährstoffarm. Auf den Weideflächen war bis auf eine Handvoll Pferde noch kein Vieh vorhanden, aber wo die Insulaner ihre alten Badewannen entsorgen, war mehr als deutlich. 😉
Auffällig sind die vielen Fasane und Kaninchen, die ebenfalls völlig relaxed ihrer Futtersuche nachgingen. Über die vielen gesunden Kaninchen habe ich mich richtig gefreut, da wir in den letzten Wochen und Monaten von der Ostseegegend ja nur traurige Begegnungen hatten. Die Kaninchenseuche hat zahlreiche Tiere qualvoll verenden lassen.
Eigentlich gehören die Kaninchen ja gar nicht hierher. Man sagt sich, dass der damalige dänische König Waldemar II., evtl. sogar schon sein Vorgänger, veranlasst hatte, die Vierbeiner hier auszusetzen. Zum einen, um den Freuden der Jagt nachzugehen und zum anderen, damit der König regelmäßig einen Karnickelbraten auf den Teller bekommt. Wie so oft im Leben ließ sich dieser König nie hier blicken. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts kam der erste dänische König Christian VIII. zur Hasenhatz auf die Insel. Die Insulaner fühlten sich nicht durch die Kaninchen gestört, denn auch sie waren froh, neben Fisch eine willkommene Abwechslung auf dem Teller zu haben.
Am Deich hatten wir eigentlich darauf gehofft am Horizont die Insel Föhr zu sehen, doch bei dem Dunst hatten wir echt keine Chance. Von hieraus werden übrigens Wattführungen angeboten, denn bei Niedrigwasser kann man die Nachbarinsel sogar zu Fuß erreichen. Das hätten wir gerne mitgemacht. Ein anders Mal. Dafür haben uns jede Menge Vögel mit ihren Gesängen belohnt. Am aufgewecktesten waren die vielen Austernfischer. Für eine Weile habe ich mich auf eine Bank gesetzt, um ihnen zu lauschen.
Die Amrumer Odde ist bereits seit 1934 ein Naturschutzgebiet. Deshalb sind die Dünen hier für die Öffentlichkeit gesperrt, dürfen aber am Strand umwandert werden. Bei Norddorf soll mit 32 Metern Höhe auch die höchste Düne „A Siatler“ (Setzerdüne) von Amrum stehen. Wer weiß von wann die Messungen sind, bestimmt ist diese inzwischen schon wieder gewachsen. Nach Norden hin läuft das Dünengebiet zur Odde aus.
Über Bohlenwege und Dünenpfade ist in wenigen Minuten der Kniepsand zu erreichen. Da es ein wenig zu nieseln anfing, entschieden wir uns noch schnell einen Blick auf diesen tollen Strand zu werfen. Was für eine Weite. Trotz diesiger Sicht waren wir überwältigt von diesem Anblick. Einfach unglaublich. Wer St. Peter-Ording liebt, wird Amrum verfallen. Wir sind es jedenfalls. 🙂
Dass die Uhren auf den Inseln langsamer gehen, ist allgemein bekannt, dass sich dies aber auch auf die Tierwelt niederschlägt, sollte ich am Morgen unserer ersten Nacht erfahren. Da ich oft morgens sehr früh wach bin und nicht mehr schlafen kann, liebe ich es den Vögeln bei ihrem morgendlichen Gesang zu lauschen. Hier musste ich allerdings eine gute Stunde länger darauf warten.
4 Kommentare zu „Norddorf auf Amrum im tiefsten Grau“
Liebe Claudia,
wieder ein sehr schöner und vor allem unglaublich interessanter Blog über Amrum! Und trotz des Regenwetters habt Ihr die Schönheit der Natur wunderbar eingefangen.
Danke schön dafür. Wenn Ihr so begeistert von Amrum seid, dann solltet Ihr auf jeden Fall auch einmal nach Juist reisen. Vielleicht klappt das irgendwann einmal. Natur und Ruhe pur.
Ein geruhsames Osterfest und
liebe Grüße in den Norden
Martina
Liebe Martina,
vielen vielen Dank auch an dich für deinen lieben Kommentar. Darüber freuen wir uns immer riesig. 🙂 Das mit Juist glaube ich dir auf´s Wort. Es gibt noch so viel was wir erkunden müssen und das ist gut so. Wir wollen noch haufenweise tolle und neue Erfahrungen mit MeerART machen und auch noch jede Menge spannende Menschen kennen lernen. Es macht so viel Freude.
Wir grüßen dich ganz herzlich zurück und wünschen dir ein paar ganz tolle und geruhsame Ostertage,
Claudia
hallo ihr Zwei ich wollte nur ein paar wunderschöne Ostertage wünschen ihr sollt ganz schönes Wetter haben nachdem auf Amrum es nicht so schön war vergest nicht viele bunte Eier zu suchen und macht euch schöne Tage Lg.Martina
Liebe Martina,
wie süß, danke dir. Für den Norden sehen die Aussichten gar nicht so schlecht aus und darauf freuen wir uns wirklich. Zumal wir ja alle Seeerlebnisse mit euch teilen. 🙂 Wir wünschen euch auch zauberhafte Ostertage und alles Liebe.
Sonnige Grüße,
Claudia