Frisch gestärkt geht es heute an die Nordküste von Fehmarn, zum Grünen Brink. Das ist ein 134 Hektar großes Naturschutzgebiet, was uns völlig in den Bann gezogen hat. Fast genau ein Jahr ist es her, dass wir hier waren und ich konnte es kaum abwarten, diesen schönen Flecken Erde wiederzusehen.
Bisher waren wir immer nur in der Nebensaison hier und ich habe ehrlich gesagt keinen blassen Schimmer, wie es im Sommer sein muss, wenn am Strand die Strandkörbe stehen und es nur so von Badelustigen bzw. Kitesufern wimmelt. Für beide gibt es hier jede Menge Platz. Gerade für Familien mit Kindern ist das seicht abfallende Wasser ein Paradies.
Besonders gut lässt sich von hier die Vogelfluglinie beobachten, die trotz ausgefallener Fähre regen Verkehr hatte. Im Fahrwasser am Horizont waren noch jede Menge andere Schiffe zu sehen. Irgendwas war heute aber anders. Ich weiß nicht ob das noch mit der Sonneneruption der vergangenen Tage zu tun hatte, aber der Bereich, wo der Himmel auf das Wasser trifft, war in ein zartes Rosa gehüllt. Ähnlich wie man es bei Sonnenaufgängen kennt, nur dass es sich den ganzen Tage gehalten hatte.
Uns zog es in den unberührten Teil, dort wo die Vögel ihre Brut- und Rückzugsgebiete haben. Bis zum 1. April darf man die Flächen nämlich noch betreten, danach ist es strengstens verboten, damit die Tiere nicht gestört werden. Am Strand angekommen, lockten erst einmal die tollen natürlichen Strandaufgänge. Keiner gleicht dem anderen und hinter jedem wartete ein unberührter Strand auf uns. Einigen Stellen weckten Erinnerungen an die Nordsee, denn Wattflächen waren frei gespült.
An den Stränden war auch jede Menge Seegras angespült worden. Seitdem ich weiß, dass es sich super zur natürlichen Hausdämmung eignet, empfand ich es fast als Verschwendung, dass es zum Start der Saison sicherlich einfach nur entsorgt wird. Heute gab es für uns jedenfalls ein abwechslungsreiches Farbenspiel mit den goldenen Dünengräsern und dem blauen Wasser der Ostsee.
Ich muss gestehen, dass ich beim Schreiben dieses Beitrages unheimlich traurig bin. Denn je tiefer wir in diese Landschaft eingetaucht sind und uns der Atmosphäre hingegeben hatten, desto mehr festigte sich der ohnehin schon bestehende Wunsch auf der Insel leben zu wollen. Und das nicht irgendwo, sondern am liebsten im westlichen Teil der Insel.
Schön abgeschieden in der Natur und nicht weit weg von den Naturschutzgebieten. Leider entwickelt sich der Traum für uns zu einem Desaster. Mag sein, dass ich ein wenig naiv war, aber ich hatte mir in der heutigen Zeit nicht vorstellen wollen, dass ausgerechnet eine fehlende feste Internetverbindung diesen Traum zum Platzen bringt. Dabei hatten wir doch gerade jetzt mit der Suche nach einer Bleibe begonnen.
Nun droht das Aus, bevor es eigentlich angefangen hat. Doch, um hier leben zu können, brauchen wir nun mal eine schnelle und feste Internetverbindung, ansonsten können wir nicht arbeiten, um zu Leben. Diese Nachricht hat uns wirklich umgehauen und wir sind ziemlich am Boden zerstört. Sollte doch hier ein Neubeginn für uns sein. Und nicht nur für uns, sondern auch für unsere kleine Familie.
Das musste ich mir jetzt einfach mal von der Seele schreiben, bevor ich weiter zu dieser schönen Landschaft komme. Der Grüne Brink wurde bereits im Jahre 1938 unter Naturschutz gestellt und bieten bis zu 170 Vogelarten einen Lebensraum. Einige von ihnen waren nicht zu übersehen bzw. zu überhören. Haufenweise Gänse schnatterten aufgeregt vor sich hin. Das eine oder andere Mal flogen sie in großen Scharen über unsere Köpfe hinweg. Das war schon wirklich eindrucksvoll.
Auch den Rothalstaucher haben wir in den abgezäunten Bereichen sehen können. Dieser soll der Charaktervogel des NSG „Grüner Brink“ sein. Vor einigen Tagen las ich noch von dem Spektakel, dass ein riesiger Schwarm von Staren am Himmel in der Grenzregion zu Dänemark gesichtet wurde. Um Angreifer zu verwirren, bilden Hunderttausende Stare unwirklich erscheinende Formen.
Dänen nennen es auch „Sort Sol“ (schwarze Sonne). Und genau das konnten wir am Horizont ebenfalls beobachten. Natürlich waren ihre Angreifer auch nicht weit, die sichteten wir über einem See hoch oben in der Luft. Leider zu weit weg, um es mit unserer Kamera einzufangen.
Dieser abwechslungsreichen Strandseenlandschaft können sich aber auch viele andere Vögel nicht entziehen. Ganz fit bin ich in der Erkennung der einzelnen Arten nicht, aber es ist trotzdem nicht zu übersehen, dass sich haufenweise Wasservögel in der Ostsee sowie in den Strandseen tummeln. Möwen und Austernfischer waren nur zwei von vielen, die in den Wattflächen auf Nahrungssuche waren.
Wir liefen den Strand immer weiter entlang, bis wir sogar schon das Niobedenkmal sehen konnten. Dort bogen wir in einen der vielen Wege ein, die an einem der Seen vorbei führte. Das ganze Gebiet ist übrigens durch Wege erschlossen, von denen aus sich die Vogelwelt prima beobachten lässt. In den Sommermonaten wird das Gebiet von einem NABU-Naturschutzwart betreut, der auch Führungen durch das Gebiet anbietet.
Während uns am Strand die ganze Zeit niemand über den Weg lief, waren es hier doch ein, zwei People. Ärgerlicherweise auch wieder jemand, der so gar nicht auf seinen Hund achtete und einfach ungeniert weiter lief. Sein Hund nutzte die Freiheit, um im abgezäunten Bereich Vögel zu jagen oder Löcher zu buddeln, um vermutlich auch Kaninchen auf die Spur zu kommen. Schon ärgerlich, dass viele keinen Respekt vor der Schönheit der Natur haben. Natürlich brauchen auch Hunde ihren Auslauf, aber doch bitte nicht so.
Allmählich kamen wir wieder an unseren Ausgangspunkt und wir hatten eigentlich so gar keine Lust nach Hause zu fahren. Erst recht nicht, nachdem wir bei dem anschließenden Zwischenstopp erfahren mussten, wie es internettechnisch um die Insel und damit auch um unsere Pläne, hier zu Leben, bestellt ist. Manches bleibt wohl doch nur ein Traum.
Natürlich haben wir für euch wieder eine kleine Videosequenz bereitgestellt. Besonders schön finde ich, dass neben dem Meeresrauschen auch einige der Vögel zu erkennen sind.
Fehmarn – Grüner Brink from MeerART on Vimeo.
4 Kommentare zu „Ein wahres Naturparadies am Grünen Brink“
Liebe Claudia, die Internet-Anbindung auf dem Land ist vielfach echt ein schlechter Witz. Deine Enttäuschung kann ich gut verstehen. Unser Verkehrsminister hatte bei Amtsantritt ja das „schnellste Internet der Welt“ versprochen. Bisher kümmert er sich lieber um die Maut. 🙁 Angeblich soll bis 2018 aber jeder Haushalt gut versorgt sein. Vielleicht müsst Ihr die Realisierung Eures Traum nur etwas verschieben? Liebe Grüße, Stefanie
Liebe Stefanie,
vielen Dank für deine aufmunternden Worte. Wenn man sich mal darauf verlassen könnte, was die Politik einen verspricht wäre das sicherlich eine Option. Doch wann kann man das schon. Gerade die letzten Tage, mussten wir erleben, wie es sich anfüllt, wenn man Schwierigkeiten hat ins Netz zu kommen. Das ist kein schönes Gefühl, erst recht nicht, wenn man beruflich davon abhängig ist.
Herzliche Grüße,
Claudia
Liebe Claudia,
manchmal dauert es etwas länger, bis man seine Träume verwirklichen kann aus welchen Gründen auch immer.
Meine Erfahrung ist, dass sich im Nachhinein herausstellt, dass die Verzögerungen sogar wichtig und richtig waren. Habt Euren Traum weiter im Blick, viele Dinge passieren, wenn die Zeit dafür die Richtige ist….
Liebe Grüße und ein sonniges Wochenende in den Norden
Martina
Liebe Martina,
da hast du vollkommen Recht. Doch in diesem Fall sprechen wohl mehrere Gründe dagegen. Momentan bin ich in der Phase, wo ich das Tief wieder in positive Energie umsetze, denn vielleicht ist es auch ein Hinweis, dass dort doch nicht der richtige Platz ist. Ich glaube fest daran, dass ein paar Zufälle und Gegebenheiten dafür sorgen werden, dass sich am Ende des Tunnels ganz bald wieder Licht zeigt.
Hauptsache das Meer vor der Tür. 😉
Ganz herzlich,
Claudia