Heute möchten wir euch mit an das Brodtener Steilufer nehmen, denn die 4 Kilometer lange Steilküste an der Lübecker Bucht, zwischen Travemünde und Niendorf, ist ein wahres Naturparadies. Wer nicht sowieso vom Strand aus, einen Abstecher wagt (möglich ist es von Travemünde oder Niendorf aus), der kann auch oben auf dem kostenpflichtigen Parkplatz nahe der Hermannshöhe parken und von dort aus starten. Das alte Ausflugslokal „Hermannshöhe“ wurde übrigens vor dem ersten Weltkrieg erbaut und 2011 abgerissen. Ersetzt wurde es durch einen kompletten Neubau in 2012.
Zu verdanken haben wir das Steilufer der letzten großen Eiszeit (Weichseleiszeit zwischen 110.000 und 20.000 v. Chr.) Durch die einsetzende Eisschmelze, formte eine gewaltige Gletscherzunge die heutige Lübecker Bucht.
Bei der zum Teil bis zu 20 Meter hohen Steilküste, handelt es sich um ein aktives Kliff, welches durch die Einwirkung der Ostsee, im Durchschnitt um ca. 50 bis 100 cm pro Jahr, zurück weicht. Das musste auch schon ein Ferienhaus – das Haus an der Kante – schmerzlich zur Kenntnis nehmen, denn diesem hat es praktisch den Boden unter den Füßen weggerissen. Aus Sicherheitsgründen wurde es inzwischen abgerissen. Echt Schade darum – aber das ist eben Natur, in die der Mensch mal nicht eingreifen kann.
Die Abbrüche finden überwiegend im Winterhalbjahr statt, da dann die Regenfälle oft sehr stark sind und das Abgleiten von Teilen der Steilküste, die durch das aus einzelnen Schichten austretende Wasser, destabilisiert wird. Den Rest übernehmen starke Wellen, die durch Stürme an das Ufer gepeitscht werden.
Wer das Brodtener Ufer erkunden will hat zwei Möglichkeiten dies zu tun, entweder ganz bequem zu Fuß, oder per Fahrrad oben am Wanderweg entlang, oder aber unterhalb des Steilufers, direkt an der Brandung. Von oben hat man natürlich einen traumhaften Blick auf die Ostsee, aber spannender ist es wirklich, sich unten am steinigen Strand lang zu hangeln. Je nach Jahreszeit sollte man keine Angst haben, auch mal etwas nass zu werden, nämlich dann wenn die Trampelpfade teilweise, oder ganz unter Wasser stehen. Dann heißt es klettern und zwar über große Felssteine, oder abgerutschte Bäume, die wie bizarre Statuen am Boden liegen. Das macht Spaß und mit Glück, kann man hier auch noch Versteinerungen finden. Auf jeden Fall ist der Weg niemals langweilig, denn durch neue Abbrüche, die einem schnell mal den Weg versperren, ist man gezwungen, sich neue Möglichkeiten der Begehung zu suchen. Man kämpft sich dann durch Treibgut, Seetang, Muscheln, Steine und Schwemmholz.
Im Sommer erwartet einem noch ein ganz besonders Naturspektakel, dann brüten hier die Uferschwalben, in ca. 2.600 Brutröhren am Steilufer. Es ist total faszinierend den kleinen Flugakrobaten zuzugucken. Das sie es ohne Zusammenstöße immer wieder schaffen, zielgenau zu den eigenen Brutöffnungen zu finden, ist echt erstaunlich. Auf der Jagd nach Futter, fliegen die kleinen Uferschwalben um deinen Kopf, als wollten sie mit dir spielen. Hier am Steilufer befindet sich übrigens eines der größten Kolonien Europas, daher stehen weite Teile des Brodtener Ufers unter Naturschutz.
Angeln scheint sich hier auch zu lohnen, denn Angler sieht man auch immer wieder, wie sie knietief im Wasser stehen und auf ihren Fang hoffen. Vor dem Brodtener Ufer gibt es Tauchgebiete, allerdings wurde vor der Küste – nahe dem Brodtener Riff – nach Ende des Zweiten Weltkriegs Munition versenkt, was nicht ganz ungefährlich ist.
Mehr dazu auch unter Brodtener Ufer
5 Kommentare zu „Das Brodtener Ufer“
Welch schöner Blog!
Da werde ich von nun an regelmäßig mitlesen. 🙂
Gefunden über Stefanie von ‚in der Nähe bleiben‘.
Liebe Grüße
Eva
Liebe Eva,
herzlich Willkommen auf unserem Blog und vielen Dank. Das freut uns doch sehr. Die Interessen von Stefanie und uns ähneln ja sehr und es ist schön, dass jeder auf seine Art begeistern kann.
Herzliche Grüße,
Claudia
Moin, gestern hab ich es auch endlich an das Brodtener Steilufer geschafft. Es ist wirklich sehr beeindruckend.
Bin dann dann über Niendorf weiter nach Timmendorf. Zwischen Niendorf und Timmendorf stehen gefühlte 1.000 Strandkörbe und Massen an Menschen an den Stränden. Besonders am Timmendorfer Strand war es richtig voll.
vg, kv
Moin,
absolut. Das Steilufer dürfte sich seit unserem letzten Besuch auch schon wieder völlig verändert haben.
Oh je, das stimmt. Timmendorf ist immer reichlich überfüllt und es dürfte sich nach Wochen uns Monaten der Abstinenz durch Corona sicherlich merkwürdig angefühlt haben.
Liebe Grüße,
Claudia