Der erste Sonntag im neuen Jahr und traumhaftes Wetter. Eigentlich war das gar nicht angesagt, aber wann kann man sich schon 100 prozentig auf den Wetterdienst verlassen. Den Tag schon halb verschlafen, entschieden wir uns noch für einen kurzen Abstecher an die Ostsee. Am dichtesten liegt da Travemünde.
Etwas mulmig im Bauch wegen der Vielzahl an Urlaubern über den Jahreswechsel in der Lübecker Bucht und doch hoffend, dass viele die Rückreise bereits angetreten haben, fuhren wir los. Die Autobahnfahrt verlief reibungslos, doch in Travemünde angekommen standen wir gleich im Stau. Jede Menge Autos auf der Suche nach Parkplätzen, die sich durch Menschenmengen in den engen Straßen schoben. Da zog es uns doch lieber gleich weiter zum Brodtener Steilufer.
Wie von einem Engel geleitet, wurde genau vor unserer Nase ein Parkplatz nahe der Kaiserallee frei und wir konnten unseren Spaziergang starten. Den Schleichweg zwischen Helldahl und Seebad Mövenstein direkt zum Strand. Wow, war das voll. Das Auge konnte zuerst kaum erfassen ob mehr Menschen oder Hunde am Strand waren. Ein heilloses aber friedliches Durcheinander. Während wir des Weges Richtung Steilufer liefen, beobachtete ich die vielen Hunde, wie sie sich freilaufend austobten, untereinander Hunde-Smaltalk hielten und dachte so bei mir, davon könnte sich so manch ein Mensch eine Scheibe abschneiden. Völlig unkompliziert wurde ausgemacht, wer gemocht wurde und wer nicht und alle gingen ihrer Wege.
Erfreulicherweise wurden die Menschenmengen nahe des Steilufers immer weniger. Warum das so war wurde einem schnell klar. Jede Menge frische Abbrüche und eine recht nah ans Ufer drückende Ostsee sorgten für beengte Verhältnisse. Bekannt ist es ja, dass Jahr für Jahr gerade zu dieser Jahreszeit jede Menge Abbrüche an der Substanz des Ufers nagen. Haben hier doch schon zahlreiche Bäume ihr Leben lassen müssen, sogar ein Haus musste schon abgerissen werden, bevor es in die Tiefe zu stürzen drohte. Ein trauriges und faszinierendes Naturschauspiel zugleich.
Der Weg glich eher einem Spießrutenlauf, denn frisch herabgestürzte Bäume und Lehmlawinen versperrten zunehmend den Weg. Dazu nahm der Wellengang der Ostsee zu, was das übrige dazu tat. So oft war man versucht sich an dem Steilufer abstützen zu wollen, doch die frisch abgebrochenen Lehmwände hätten dich eher verschlungen als aufgefangen.
Während Ralph dieses Naturschauspiel einzufangen begann, kam eine Mutter mit ihren Kindern da lang. Während man dem Sohnemann noch rechtzeitig zurufen konnte, er möge bitte einen Augenblick warten, was er auch tat, damit er nicht voll in das Bild rennen würde, rief die Mutter ziemlich zickig von hinten: „Darauf können wir jetzt keine Rücksicht nehmen“ und trampelte genau vor die Linse. Unglaublich! Wie war das doch noch gleich mit der Unkompliziertheit der Hunde? Eigentlich bin ich ja nicht so, aber damit sie ihres Weges weiter konnte, musste sie über den Baumstamm rüber, auf dem ich mich vor den Ostseewellen gerettet hatte. Verständlicherweise konnte ich jetzt auch keine Rücksicht nehmen, um Platz zu machen. 😉
Hier übrigens ein Beweisfoto, was wir alles für die tollen Bilder auf uns nehmen. Zu Hause war erst mal Schuhe putzen angesagt.
Ach und noch ein Nachsatz, am Strand war mir eine Dame aufgefallen, die fleißig Plastikmüll eingesammelt hat. Dazu zählten auch jede Menge leere Hundekotbeutel. Vielen Dank für diesen unermüdlichen Einsatz.