Als noch mein hauptsächliches Interesse dem mediterranen Süden galt und ich für die norddeutschen Küsten noch nicht so viel übrig hatte wie heute, waren es neben dem typischen Sonne-Strand-und-Meer-feeling die idyllischen Dörfer, die mich faszinierten. Oft sind es nur wenige kleine Steinhäuser inmitten von bunten Feldern oder Windmühlen, die in der Sonne vor sich hin zu dösen scheinen. Alles wirkte immer so friedlich und verschlafen. Es umgab mich immer so ein Gefühl von Geborgenheit. Zum ersten Mal hatte ich dieses Gefühl nun auch in Deutschland.
Wir haben so viele traumhafte Ecken im Land zwischen den Meeren, dass man oft gar nicht sagen kann wo es am schönsten ist. Das wäre auch irgendwie ungerecht, dennoch gibt es Orte, bei denen unterschwellig etwas mehr mitschwingt als bei anderen. Flügge ist so ein Fleckchen, bei dem mir das Herz aufging und ich vor lauter Glücksgefühl hätte schreien können.
Flügge ist überhaupt nicht groß und trotzdem so facettenreich. Das beweisen schon die wenigen Bilder hier im Beitrag. Am besten man stellt sein Auto auf dem Parkplatz ab und erkundet alles zu Fuß. Eine Parkmöglichkeit gibt es auf dem kostenpflichtigen Parkplatz hinter der Einfahrt zum Campingplatz. Dieser kostet zwei Euro, aber man kann so lange parken wie man will. (Vorsicht beim Verlassen des Parkplatzes, die Schranke schließt nach Geldeinwurf wieder ziemlich schnell).
Auf geht´s, zuerst Richtung Flügger Leuchtturm, übrigens der einzige der fünf Leuchttürme auf Fehmarn, den man besichtigen kann – ja sogar heiraten ist hier möglich. Gut zu Fuß sollte man schon sein, denn der Weg zum Leuchtturm ist ca. 1,50 Kilometer lang.
An einem verwunschenen Ort
Aber jeder Schritt lohnt sich. Der autofreie Pfad führt vorbei an Schilfgürteln, Wasserflächen und Verlandungsgebieten des Flügger Watts. Das Flügger Watt war vor dem Deichbau eine offene Ostseebucht und würde ohne den Deich bei Sturm mit Ostseewasser volllaufen. Da dies auf natürlichem Wege nicht ablaufen kann, sorgen eine Pumpenstation und ein Entwässerungswindrad dafür, dass das Wasser abfließen kann.
Genau dieses Panorama sorgte u. a. für diese besondere Aura, die mir das Gefühl gab, an einem verwunschenen Ort im Süden zu sein.
Der Krummsteert bildet zusammen mit der Sulsdorfer Wiek und den dazwischen liegenden Bereichen einen Komplex aus unterschiedlichen Ökosystemen. Für mich ein atemberaubendes Naturschutzgebiet mit Salzwiesenbereichen, Brackwasserteichen sowie einer eingedeichten Meeresbucht.
Aber das sollte noch lange nicht alles sein. Beim Leuchtturm gibt es einen kleinen Aufgang zum Strand, den man unbedingt besuchen sollte. Fehmarn hat wirklich viele schöne und abwechslungsreiche Strände, und der Flügger Strand gehört mit zu den schönsten. Man muss sich nur entscheiden in welche Richtung man aufbrechen möchte, denn zu entdecken gibt es hier jede Menge.
Blickt man am Strand nach links, befindet sicht dort die Land-Spitze des Nehrungshakens, die Krummsteert – ein Naturschutzgebiet. Brandungswellen tragen noch immer nordwestlich der Insel Fehmarn das Material ab, das die südwärts gerichtete Strömung an der Spitze des Krummsteerts anlandet. Dadurch wächst der Nehrungshaken auch heute noch immer weiter in die Orther Bucht hinein. In den letzten 50 Jahren sollen es ganze 900 Meter gewesen sein.
Wir entschieden uns für heute in Richtung Campingplatz zu laufen. Der Strand ist eine Mischung aus Stein- und Sandstrand, eingebettet von Dünen. Ich weiß nicht so recht wie ich es beschreiben soll, aber mich überkam so ein unbändiges Gefühl von Freiheit. Ich hätte Bäume ausreißen können. 🙂
Die Aussicht war etwas trübe, so dass man das gegenüberliegende Festland gar nicht recht wahr nahm. Ein klasse Gefühl. Das Dünengras raschelte im Wind und der Strand war so gut wie menschenleer. Schöner geht es kaum.
Ein Glücksmoment nach dem anderen
Immerzu wechselten wir den Weg zwischen Strand und Trampelpfad, um ja nichts zu verpassen. Ein Glücksmoment nach dem anderen jagte wie so ein Blitzschlag durch den Körper. Mir ist bewusst, dass viele nicht nachempfinden können, was ich versuche zu beschreiben. Aber wer sich so auf die Natur einlässt wie wir, kann gar nicht anders als so zu fühlen.
Erst als wir uns dem Campingplatz vom Flügger Strand näherten, kamen uns die ersten Menschen entgegen.
Im Sommer soll hier sehr viel Trubel herrschen. Groß und Klein vergnügt sich dann am Strand. Doch heute machte sich hier nur Aufbruchstimmung breit. Ein Platz nach dem anderen wurde geräumt. Von Wehmut keine Spur. Für die meisten ist es nur eine Art Winterschlaf, denn sie wissen, sie kommen die nächste Saison wieder.
Love and Peace
Zu beneiden waren sie trotzdem nicht. Erstens ist Camping nichts für uns und zweitens hätte ich bei dem heutigen Sturm nicht wirklich Lust auf Abbau gehabt. Das Vorzelte abbauen erinnerte mehr an Drachenfliegen.
Ausnahmsweise schlenderten wir quer durch diesen Campingplatz, denn wir wollten an das Ende, wo der Gedenkstein von Jimi Hendrix steht. Dieser erinnert an seinen letzten Auftritt beim Love-and-Peace-Festival. Es war ein Musikfestival mit insgesamt etwa 25.000 Besuchern, das vom 4. bis 6. September 1970 auf der Ostseeinsel Fehmarn beim Leuchtturm Flügge stattfand.
Auf dem Deich gingen wir Richtung Parkplatz zurück, damit endete für uns ein traumhafter Rundgang in Flügge.
Mehr Infos zum Flügger Leuchtturm:
Öffnungszeiten:
Vom 1. April bis 31. Oktober kann der Flügger Leuchtturm während der folgenden Zeiten besichtigt werden:
Dienstags bis Sonntags jeweils 10.00 – 17.00 Uhr
Montags ist Ruhetag
Eintrittspreise:
Erwachsene und Jugendliche ab 16 Jahren: 3,00 Euro
Kinder: 1,00 Euro (ab 2 bis einschließlich 15 Jahre)
Unser Buchtipp für euch:
Unser Fehmarn
Fehmarns Küsten – Eine Entdeckungsreise
Autoren: Claudia Kerpa u. Ralph Kerpa
Hardcover, 104 Seiten
ISBN: 978-3752690798
Verlag: Books on Demand
Erscheinungsdatum: 22.03.2021
Farbe: Ja
Preis: 39,00 € // E-Book: 14,99 €
2 Kommentare zu „Flügge – Wenn einem das Herz aufgeht“
War2017 bei Ihnen, war superMöchte gern für Mitte Juni bis Mitte Juli ein Ferienhäuschen mieten, bitte machen Die es möglich, danke
Moin Renate,
freut uns, dass dir Flügge auf Fehmarn so gut gefallen hat, aber ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor. MeerART ist ein Blog und keine Ferienhausvermietung. Wo immer ihr euch eingebucht hattet, bei uns jedenfalls nicht.
Sonnige Meeresgrüße,
Claudia