Es gibt sie noch, die Orte, wie aus einem Bilderbuch entsprungen, inmitten unter uns in einer immer hektischer werdenden Welt. Sie blinzeln uns entgegen, als hätte sie Dornröschen gerade erst wach geküsst. Das über 500 Jahre alte Gut Panker liegt direkt an der Ostseeküste und sollte wenigstens einmal auf der „to-do-Liste“ der Ausflüge stehen, wenn man hier an der Ostsee Urlaub macht.
Eingebettet in die sanften Hügel der Holsteinischen Schweiz liegt der liebevoll gepflegte Landsitz. Ein kleines, eher unbedeutendes Schild, weist den Besuchern den Weg. Eine schmale Straße führt zwischen den Häuserzeilen hindurch. Dornenbüsche muss man hier zwar nicht mehr beschneiden, aber schon das Tempolimit zeigt einem, dass man das hektische Treiben besser draußen lässt. Das einzige Temperament geht hier ausschließlich von den Trakehnern aus. Denn für die Pferdezucht dieser edlen Rasse ist das Gut Panker berühmt. Auf dem satten Grün der Wiesen tummeln sich im Sommer ca. 30 Pferde dieser anmutigen Rasse. Die Trakehnerzucht wurde direkt nach dem Krieg gegründet. Flüchtlinge brachten damals wenige Pferde über die zugefrorene Ostsee hier her.
So idyllisch es auch scheint, das Gut Panker ist kein Museumsdorf, sondern eine aktive und intakte Guts- bzw. Dorfgemeinschaft. 80 Menschen leben hier und von denen arbeitet ein großer Teil sogar im Dorf. Panker ist berühmt für sein Gut mit dem barocken Herrenhaus, einer Kapelle, einem mächtigen Torhaus, sowie alten Wirtschafts- und Wohngebäuden, Ställen, Pferden und endlos grünen Weiden. Dieses intakte Zusammenspiel wird in der Saison einige Male durcheinander gewirbelt, nämlich immer dann, wenn zum Teil ganze Touristenströme, die u. a. mit Bussen angekarrt werden, das Dorf überfallen. Ganz am Ende des Dorfes gibt es einen großen Parkplatz, auf dem wir unser Auto abgestellt hatten. Wir sind extra zur Nebensaison gekommen um Panker, so hofften wir zumindest, in Ruhe auf uns wirken zu lassen.
Doch weit gefehlt, als wir um die Ecke bogen, luden zwei Reisebusse ihre Gäste aus. Eine ganze Herrschar von Rentner überrannte nun das Dorf. Die betagteren machten sich über die Parkbänke her, während die anderen, noch vor der Mittagszeit, auf der Suche nach Kaffee und Kuchen hastig die Gegend absuchten. Andere wiederum bildeten eine lange Schlange vor den Toiletten. Über den frischen erdigen Duft von Herbstlaub legte sich nun ein Gemisch aus 4711 und anderen Gerüchen, die man lieber nicht erwähnen mag. Im stillen dachte ich nur bei mir, wie hält der Busfahrer das bloß aus?
Bitte nicht falsch verstehen, wir haben absolut nichts gegen ältere Menschen, doch das Szenario was sich hier abspielte, ähnelte eher einer Horde, die losgelassen wurde um das Dorf zu überfallen. Nach der Enttäuschung es gäbe um diese Uhrzeit nur Kaffee, aber keinen Kuchen war so groß, dass die meisten gleich zum Bus zurück wollten. Etwas schmunzeln mussten wir schon über diese Schilder hier, die fast im ganzen Dorf zu finden waren. Ob das mit den langen Schlangen vor dem öffentlichen WC zusammenhing oder der Tatsache, dass man die Toiletten nach so einem Ansturm viellicht nicht mehr benutzen mag, sei mal dahin gestellt.
Gut Panker ist in Privatbesitz und wird heute noch bewohnt. Auf dem Gut befinden sich ein nach dem Lieblingspferd des ersten hessischen Gutsherren benanntes Restaurant (Ole Liese), eine Galerie im Torhaus. Des Weiteren gibt es lauter kleine schnuckelige Lädchen, die durch ihre liebevollen dekorierten Fassaden schon im Wettkampf mit all den Arrangements stehen, die hier zum Verkauf angepriesen werden. Es ist wirklich alles sehr geschmackvoll und zauberhaft hergerichtet.
Die Sonne steht zu dieser Jahreszeit schon recht tief und wirft lange Schatten auf die traumhaft süßen Wirtschafts- und Wohngebäude. Die Rosen geben nochmal alles und recken ihre Köpfe gen Sonne, während die Hortensien vor den Häusern bereits ihr Herbstkleid angelegt haben. So bunt und schön wie die Gärten sind, so vielfältig sind auch die Angebote in den vielen Geschäften und Galerien. In dieser einzigartigen Kulisse laden sie geradezu zum Träumen, Verweilen, Stöbern und Einkaufen ein.
Das Gut Panker gehörte vom 15. Jahrhundert bis zu seinem Verkauf an Friedrich I., Landgraf von Hessen und König von Schweden, im Jahre 1739 der alteingesessenen Familie Rantzau. Friedrich I. übergab das Gut und einige Ländereien an seine unehelichen Söhne, die zu Grafen von Hessenstein erhoben wurden. Während der nah der Ostsee liegende Gutshof um diese Zeit herum erbaut wurde, wurde das heutige Herrenhaus erst um 1800 errichtet. Es gehört zu den Gütern der Hessischen Hausstiftung und ist damit faktisch im Besitz des ehemaligen hessischen Fürstenhauses. Für die Öffentlichkeit ist es nicht frei zugänglich. Hinter dem Herrenhaus liegt noch ein traumhaft schöner See. Es muss schon atemberaubend sein, mit diesem Blick jeden Morgen aufwachen zu dürfen.
Entzückt und etwas neidvoll verabschieden wir uns von dieser Idylle, die hoffentlich noch ganz lange ihren Charme behalten wird.
4 Kommentare zu „Das Gut Panker in der Holsteinischen Schweiz“
Ich liebe es…in Panker haben wir immer gewohnt im Urlaub. Bei Familie Asbar! Es ist traumhaft dort in Schleswig-Holstein. Immer wieder eine Reise wert. Danke für den tollen Bericht und die klasse Photos 🙂
Liebe Corry,
dankeschön für die lieben Worte. Das finden wir auch. Es ist in der Tat so, dass Schleswig-Holstein echt ein traumhaftes Bundesland ist. Je mehr wir uns damit beschäftigen, desto mehr tolle Orte entdecken wir. Es macht so viel Spass.
Liebe Grüße,
Claudia
Vielen lieben Dank für den hilfreichen Post! Toller Tipp.
Moin lieber Leon,
sehr gerne.
Liebe grüße,
Claudia