Manchmal muss erst ein Missgeschick passieren, damit es zur Aufklärung kommt. Bei unserem ersten Aufenthalt in Flensburg ist uns das Seil mit den Schuhen zwischen den Häuserfluchten der Norderstraße in der Altstadt aufgefallen. Trotz aller Versuche darüber etwas im Netz zu finden, war uns die Bedeutung nicht klar. Bis wir gestern den Artikel in der SHZ gelesen haben: „Flensburger Schuhe purzeln zu Boden“.
Die Schuhe hingen inzwischen schon sieben Jahre an dem Drahtseil und waren so etwas wie ein Flensburger Wahrzeichen. Sogar bei Stadtführungen waren sie fester Bestandteil und wurden mindestens genauso oft fotografiert, wie die Altstadt selber. Da es wohl mehreren so ging wie uns, die sie – ohne Stadtführung – entdeckt hatten und sich ebenfalls über deren Bedeutung nicht im Klaren waren, rankten schon mehrere Legenden um die Treter. Vom Abitur-Streich bis zu politischen Protestnoten war hier die Rede.
Dabei ist die Wahrheit oft simpler als uns lieb ist. Die Drahtseile dienten einst als Aufhängung für den Fahrdraht der unvergessenen Straßenbahn von Flensburg. Jemand, der sich ein neues Paar Schuhe gekauft hatte, nahm aus einer Laune heraus seine alten und schmiss sie über das Seil. Das fand natürlich Nachahmer und so wurden es immer mehr. Wie viele sich wohl bei dem Versuch, die Schuhe über das Seil zu bekommen, selber mit den Schuhen getroffen oder sogar verletzt haben?
Gut gelüftet und abgehangen fielen die Sportschuhe, Stiefel und Sandalen am Dienstag auf den Bürgersteig und die Straße. Gott sei Dank ist trotz regen Verkehrs keiner verletzt worden. Doch selbst wenn, wo auch immer, es eine Beule gegeben hätte, wäre der Schaden reguliert worden. Da die Schuhe bereits zum zweiten Mal zu Boden fielen, hat ein Versicherungskaufmann eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen, die das Risiko durch fallende Schuhe – etwa auf Kopf, Körper oder Motorhaube – abdecken würde.
Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht?!