Unter der Rubrik „zauberhafte Orte an der Schlei„ können wir nun einen weiteren hinzufügen. Die Fischersiedlung Holm ist der älteste Stadtteil Schleswigs und für mich eindeutig auch der schönste.
Holm – kleine Insel
Der Name der Siedlung stammt aus dem Norddeutschen beziehungsweise vom dänischen Wort Holm ab, welches kleine Insel bedeutet. Das beruht auf der Zeit als Holm noch eine Insel war und nicht – wie heute – mit dem Festland verbunden ist. Das Viertel entstand um das Jahr 1000 und führte quasi ein Eigenleben mit jeder Menge Privilegien und Sonderrechten.
Auch wenn wir in Schleswig-Holstein zu Hause sind, kennen wir selbstverständlich noch nicht alle Orte. Aber durch unseren Blog MeerART lernen wir nach und nach auch die entlegensten Winkel kennen. Schleswig ist zwar nicht gerade klein, dennoch liegt das Holmer Viertel ein wenig versteckt.
Der Stadthafen von Schleswig
Immer in Richtung Wasser haltend, kommt man zuerst an den Stadthafen. Das, was einem als erstes auffällt ist, dass das Parken hier eine Katastrophe ist. Es gibt zwar auf dem Hafengelände die Möglichkeit Parkplätze zu erhaschen, diese sind jedoch an schönen Tagen wie heute ebenso begehrt wie ein kühler Drink im Schatten. Ein paar Ehrenrunden weiter hatten wir dann endlich Glück. Zur ersten Orientierung stratzten wir zurück zum Stadthafen von Schleswig.
Man möge mir verzeihen, wenn ich das so sage, aber der Funke sprang für diesen Hafen nicht recht über. Alles war so auseinander gezogen und mir fehlte hier irgendwie das Flair. Bis auf den Kran und den Speicher, in dem der Hafenmeister, WC/Dusche und ein maritimer Shop untergebracht war, wollte mein Auge hier nicht so recht an etwas festhalten. Dabei gibt es für Yacht- und Segelfans jede Menge Liegeplätze. Sogar einen Stellplatz für 45 Wohnmobile mit Blick auf die Schlei ist vorhanden.
Mein Blick schweifte schon rüber zu der Fischersiedlung. Etwas neidvoll blickte ich auf die Anlegestellen, die alle privat sind und für Außenstehende selbstverständlich nicht zu betreten. Unter dem Motto: Gucken aus der Ferne ja, anfassen und betreten – ne!
Die Geschichte der Holm-Fischer
1480 wurde in einem Schleibrief von König Christian I. bekräftigt, dass es ausschließlich Fischern vom Holm gestattet sei, auf der Schlei zwischen Arnis und Schleswig zu fischen. Dieses Recht gilt im Prinzip heute noch, nur dass es im Laufe der Zeit angepasst wurde. Ein wenig fühlt es sich so an, als hätte sich seitdem kaum etwas verändert. Damals wie heute arbeiten Bewohner des Holms als Fischer.
Was ich hier auch zum ersten Mal gehört habe, ist die „Holmer Beliebung„, die 1650 nach dem Dreißigjährigen Krieg von Holmer Fischern gegründet wurde, um sich in Zeiten von Krieg und Pest untereinander helfen zu können. Sie existiert übrigens noch heute.
Auch die Siedlungsstruktur in Holm ist ganz besonders und unterscheidet sich von der benachbarten Stadt. Alle Häuser waren dicht am Wasser gebaut, eine Notwendigkeit für die Fischverarbeitung.
Natürlich ist dies in anderen Fischerdörfern ähnlich, doch was ich so auch noch nie zuvor gesehen hatte ist, dass sich in der Mitte des Viertels ein kleiner Friedhof mit eigener Kappelle befindet, um den sich die Fischerhäuser gruppieren. Es hatte überhaupt nichts Unbehagliches an sich wie es sonst oft der Fall ist, ganz im Gegenteil, alles strahlte eine absolute Ruhe aus. Auf dem Holm befindet sich auch das St.-Johannis-Kloster.
Ich war völlig hin und weg, als wir an den Häusern vorbeizogen. Alle fein säuberlich heraus geputzt. Vor den Häusern dufteten die Rosen und der Lavendel betörend und alles war so sauber.
Es gibt hier so viele liebevolle Details. Besonders die alten Klönschnacktüren hatten es mir angetan. Ich muss dazu sagen, dass bei uns zu Hause im Zuge einer Sanierung auch eine Klöntür eingebaut wurde, doch die hat absolut nichts mit diesen entzückenden Objekten gemein. Hier kann man sich den Schnack vor der Tür so richtig gut vorstellen.
Auch von anderen Touristen konnte man hören, dass sie ebenfalls sehr angetan waren. Selbst Dänen, die hier oben Urlaub machten, waren hin und weg. Das soll schon was heißen, denn die haben solche Orte doch noch im Überfluss.
Viele der Häuser in diesem Viertel hatten bzw. haben Grundstücke sogar mit direktem Zugang zur Schlei und manchmal auch ihren eigenen Bootssteg. Die sind natürlich der absolute Augenschmaus. Einen Durchgang konnte man tatsächlich offiziell benutzen, um an das Ufer der Schlei zu kommen.
Auch die Filmbranche klopfte an die Tür
Derart schöne Orte ziehen auch die Filmbranche an und so wurden auch hier bereits Filme und Serien gedreht. Im Jahre 1965 waren es „Die Fischer von Holm“, im Jahre 2000 wurde der NDR-Film „Petri Patri Paradies“ mit Uwe Friedrichsen als Sprecher abgedreht.
Auch der ZDF-Landarzt war Gast am Holm. In der Serie wurde aus dem Schleswiger Holm allerdings ein dänischer Flohmarktbesuch. Aber das kennt man ja inzwischen, dass Orte für den Film zweckentfremdet werden.
Ab und zu gab es zwischen den Häusern so schmale Durchgänge, da musste man sich schon ganz schön beherrschen, nicht einfach durchzugehen, um zu gucken was sich dahinter verbirgt.
Zum Abschluss werfen wir noch einen Blick auf das Holm-Museum, in dem seit 1992 die Geschichte der Holm-Fischer festgehalten ist. Es befindet sich am Eingang des Viertels in der Süderholmstraße.
Das Holm-Museum gehört zum Stadtmuseum Schleswig und ist quasi eine Zweigstelle vor Ort. Das Museum zeigt eine umfangreiche Sammlung von Fotos und Dokumenten aus der Vergangenheit des Schleswiger Holms.
Auch in Holm gibt es Fisch vom Kutter. Da wir uns gern für Fischer einsetzen, die nachhaltig fischen, freuen wir uns um so mehr, dass es Jörg Nadler, Harald und Jörn Ross gibt, die täglich mit ihren Booten auf die Schlei hinausfahren, um Aale und Butt mit Netz und Reusen zu fangen. Jörg Nadler ist Haupterwerbsfischer. Die Beschäftigung mit der Museumsfischerei ist ein zusätzliches berufliches Standbein geworden.
6 Kommentare zu „Die Fischersiedlung Holm an der Schlei“
Oh je, ich darf gar nicht bei euch gucken und lesen. Da will ich sofort umziehen. Am Meer leben möchte ich ja ohnehin irgendwann einmal. Und die Häuser: oh! Backstein und Bauerngärten, weiß gerahmte Fenster und Kopfsteinpflaster … genau mein Ding! Sehnsuchtsvolle Grüße, Jutta
Liebe Jutta,
ich danke Dir. Du glaubst gar nicht wie es uns immer geht. Am liebsten würden wir sofort umziehen wollen, aber bei so vielen schönen Orten fällt es total schwer sich zu entscheiden. Danke, dass du dich bei uns umsiehst, das freut uns total.
Liebe Grüße,
Claudia
Liebe Claudia,
das sind sehr schöne Bilder über Holm. Wir waren dort auch schon mal, fanden aber keinen Parkplatz, und deshalb konnten wir keine Fotos machen.
Dies ist mal wieder eine schöne Anregung für uns, das zu wiederholen. Und vielleicht glückt es uns diesmal.
Einen schönen Montag und eine gute Woche!
Liebe Grüße
Karin
Liebe Karin,
vielen Dank. Holm ist echt entzückend gerade im Sommer. Dass mit den Parkplätzen dort ist auch echt eine Katastrophe. Ich drücke euch die Daumen, dass es das nächste mal klappt. Wir wollen auch unbedingt wieder hin, aber wie war das mit der Zeit? Der Sommer ist schon fast wieder um und wir haben noch so viel auf dem Zettel.
Dir noch eine spannende Woche.
Liebe Grüße,
Claudia
Gerade erst (durch Zufall) gesehen.
Toller Artikel und noch bessere Fotos zu Holm – werde ich mir merken – ist ja nicht weit von Flensburg.
LG Christian
Moin Chstian,
danke, das freut uns.
Lieben Gruß an die Förde,
Claudia