Die Sonne lacht, doch es ist bitter kalt. Sogar Eis kratzen dürfen wir das erste Mal am Auto, bevor wir starten können. Auf dem Weg nach Boltenhagen fahren wir an vielen Feldern vorbei, auf denen Raureif in der Sonne glitzert. So langsam kommt für dieses Jahr der Winter. Angekommen in Boltenhagen, sind fast alle Parkplätze leer, die Sonne verschwindet hinter dicken Wolken und die einzigen, die die Straße blockieren, sind die Herren, die damit beschäftigt sind, die Weihnachtsbeleuchtung an den Laternen zu befestigen.
Wir gehen durch die Stadt und lassen die einmalige Bäderarchitektur auf uns wirken. Kaum ein Tourist der sich derzeit hierhin verirrt. Auf den Wegen ist es recht ruhig, nur die Brandung vom Meer ist zu hören.
Überall sind aufwendig restaurierte Geschäfts- und Wohngebäude zu bestaunen. Bei denen handelt es sich in der Regel um ehemalige Sommerhäuser.
Richtig verschlafen wirkt der Ort zu dieser Jahreszeit. Die letzten Blätter, die noch an den Bäumen zappeln, verabschieden sich und man hat so ein Gefühl, als wäre dies die Stille vor einem Sturm. Einmal wird sich dieser Ort noch füllen, wenn der Ansturm zur Weihnachtszeit beginnt, um sich dann in einen Winterschlaf zu begeben und Kraft für die nächste Saison zu tanken.
Wir schlendern weiter in Richtung Kurpark. Auch hier sind alle Pflanzen bereits in ihrem wohlverdienten Winterschlaf. Zur Sommerzeit strahlen ca. 4.000 verschiedene Pflanzen um die Wette .
Die Konzertmuschel leuchtet im Antlitz der Sonne und wartet nur darauf, die Kurgäste wieder mit allerlei Veranstaltungen zu erfreuen.
Je näher wir der Seebrücke kommen, desto lauter wird die Brandung. Ein eisiger Wind lässt unsere Ohren erröten und der Wunsch, die Köpfe mit Kapuzen und Mützen zu schützen, wird auf einmal wieder riesig groß.
Vor über 100 Jahren, als es noch keine Seebrücke gab, holten die Fischer mit ihren Booten die Gäste von den großen Dampfern ab. Beim „Ausbooten“ konnte es leicht passieren, dass einer der Gäste statt im Boot im Wasser landete. Keine so nette Vorstellung bei diesen Temperaturen.
Die Luft ist so schön klar, das Durchatmen tut richtig gut. So langsam passt sich der Körper den eisigen Temeraturen an und man kann sich ganz dem Rauschen des Meeres hingeben.
Auch hier begegnen uns nur sehr wenig Menschen. Die wenigen suchen dick eingemummelt den Strand nach schönen Mitbringseln ab.
So schön einsam und ruhig wie es hier auch gerade ist, trotzdem musste ich für einen Moment an den Sommer denken, wie es ist, mit all´den Strandkörben und Badegästen, die sich hier vergnügen.
Heute ist der gleiche Strandabschnitt still und verschlafen – alles wie leer gefegt vom eisigen Wind.
Wir schlendern an der Promenade zurück und bewundern auch hier noch einmal die unzähligen Ferienhäuser. Die Krähen sammeln sich so langsam oben in den Kiefern, um von ihrem ereignisreichen Tag zu berichten.
Auch wir haben für heute wieder viele Eindrücke mitgenommen. Durchgefroren, aber glücklich, machen wir uns auf den Rückweg.