Der Weissenhäuser Strand – Urlaubsparadies oder Albtraum?
Urlaub am Weissenhäuser Strand war lange her. Als kleines Kind war ich zuletzt mit meinen Eltern für ein Wochenende hier. Mit Kinderaugen sieht man die Welt logischerweise noch ganz anders und daher sollte heute nun der Blick mit erwachsenen Augen dieses Seebad sehen. Das nach dem Gut Weißenhaus benannte Seebad an der Ostsee ist für mich ein Ort mit absolut krassen Gegensätzen.
Da verständlicherweise die Interessen und Geschmäcker einzelner Personengruppen sehr unterschiedlich sind, versuchen wir immer objektiv an die Sache heran zu gehen, aber das fällt diesmal sehr schwer.
Wer schon öfters Beiträge von uns gelesen hat, weiß, dass wir den Hang zum Verträumten haben und lieber weniger als mehr bevorzugen, darum schenkten wir den Ferienhäusern beim Vorbeifahren auch nie viel Beachtung. Das sollte heute anders sein.
Erstmal zu den Fakten, der Ferienpark Weissenhäuser Strand wurde 1976 errichtet. Er bietet neben den Ferienwohnungen in dreigeschossigen Häusern auch Ferienhäuser und ein Strandhotel an. Im März 1988 wurde dazu eine überdachte Galerie mit diversen Restaurants eröffnet. Des weiteren bietet der Ferienpark Einkaufsmöglichkeiten, einen Indoor-Spielplatz, namens „Abenteuer Dschungelland“, ein „Subtropisches Badeparadies“, was wir damals als Kinder traumhaft fanden. 2012 wurde noch der Columbuspark, als WaWaCo, Wakeboard und Wasserski neu eröffnet. Außerdem gibt es Spielplätze, eine Minigolf- und eine Bogenschießanlage. Der Badestrand ist zudem DLRG überwacht, also eigentlich ein perfekter Ort, um mit Kindern Urlaub zu machen.
Wir stellten unser Auto auf einem der Parkplätze außerhalb des Geländes ab und gingen auf Erkundungstour. Geschockt waren wir über den Zustand vieler Gebäude. Oft wurden sie nur spärlich ausgebessert, klar, ein Ferienpark aus den 70ern ist natürlich kein Jungbrunnen mehr, aber etwas in einem derart ungepflegten Zustand vorzufinden war schon krass. Ein bisschen mehr Farbe hier und dort könnte dem Ensemble ganz bestimmt nicht schaden.
Beim Spielplatz fanden wir Toiletten, vor die so was von dreckig waren, dass man sich wünscht lieber hinter einen Busch zu gehen, als da einen Fuß reinzusetzen. Teilweise funktionierte die Verriegelung nicht mal mehr, wenn ich mir vorstelle Kinder gehen dort auf die Toilette – na Mahlzeit. Ein Badeparadies stellt man sich irgendwie anders vor.
Dieses Erlebnis lässt mich über unsere Gesellschaft und die Abspaltung von arm und reich grübeln. Ist es das was man heutzutage in Kauf nehmen muss, um als Otto-Normalverdiener ein paar schöne Tage mit seiner Familie zu verbringen? Während anderswo immer mehr Luxushotels und -ferienwohnungen gebaut werden, wirkt dies auf mich eher wie ein Ghetto.
Es erinnert viel mehr an ein Abschreibeobjekt, auf das keiner mehr besonderen Wert legt. Als wir hier vor über 25 Jahren waren, sah die Sache noch ganz anders, vor allem gepflegter, aus. Würde ich nach dem Internetangebot gehen und buchen und dies dann vorfinden, wäre der Urlaub für mich gelaufen. Ich weiß auch gar nicht was ich beschämender finde, lediglich gemessen an dem äußerlichen Zustand der Wohnungen, hier Urlaub zu machen und dafür noch bezahlen zu müssen oder als Gastgeber die Frechheit zu besitzen dies meinen Urlaubsgästen anzubieten?!
Schon schade, denn der Landstrich hier ist traumhaft schön. Nur alleine die Sandhügel, auf denen Highland-Rinder grasen, oder die nahe gelegene Steilküste sind wunderschön.
Der Strand ist ca. drei Kilometer lang und in mehrere Abschnitte unterteilt. Zwei davon sind als Hundestrand und einer als FKK-Strand ausgewiesen. Vom zentralen Strandbereich führt eine Seebrücke einige Meter in die Ostsee.
Der westliche Strandbereich, direkt vor der Steilküste, wird bei entsprechenden Windverhältnissen sogar von Surfern genutzt. Ansonsten wirkte der Strand sehr familienfreundlich. Der Einstieg in die Ostsee schien sehr flach und somit zum Austoben im Wasser ein echtes Paradies.
Heute bot sich uns auch noch ein ganz anderes Spektakel. Über der See war das Wetter noch offen, während im Landesinnere die Wolken immer dichter wurden. Das gab für einen kurzen Moment faszinierende Lichtverhältnisse, die ich so an der Ostsee selber noch nicht gesehen hatte.
Als wir auf der Seebrücke standen und Richtung Horizont guckten, hatte man das Gefühl die Kulisse sei gemalt. Ich weiß nicht recht wie ich es beschreiben soll, aber die Spiegelungen und Farben sahen schon fast unwirklich aus, fast gläsern.
Hinweisschilder an den Strandaufgängen machen auf den östlich gelegenen Truppenübungsplatz Putlos aufmerksam. Seit 1986 weisen Warnfeuer den Schiffsverkehr auf die militärische Sperrzone auf See bei Schießübungen hin. Das Feuer hat eine Tragweite von mindestens sechs Seemeilen und ist sogar bis an die Südwestspitze von Fehmarn wahrnehmbar. Der weiße Betonturm mit rotem Laternenhaus, Galerie und rundem Flachdach ist aus der Ferne gut zu erkennen.
2 Kommentare zu „Der Weissenhäuser Strand an der Ostsee“
Moin moin, wir waren dieser Tage am Weißenhäuser Strand. Ist zwar nicht so Strandwetter, aber um mal an der Steilküste rauf- und runterzuspazieren, dafür sollte es schon reichen. Der Strand ist in schlimmerem Zustand als die Ferienanlage – ich spare mir eine längere Beschreibung und lege mal den Link zu einigen Fotos von uns bei:
https://augederseele.de/index.php/lokal-und-regional/167-frust-am-strand
Ich frage mich ernsthaft, ob da noch was gemacht wird außer dem Ausbau vom Parkplatz mit Schranken, Kassenautomat und Verbotsschildern.
Besten Gruß,
Andreas
Moin Andreas,
deinen niederschmetternden Blog-Beitrag habe ich gelesen.
Der Müll am Strand ist ein Thema, dass uns immer wieder begegnet. Leider gibt es viele Ignoranten, die in der Tat immer einfach alles wegschmeißen. Das ist alles andere als schön, da ganz besonders der Plastikmüll für die Umwelt so gefährlich ist. Ob nun achtlos weggeworfen oder angespült, beides ist in der Nebensaison viel offensichtlicher zu sehen als in der Hauptsaison. In der Nebensaison werden die Strände meisten nicht gereinigt und die Stürme tun ihr übriges.
Wer uns kennt, weiß, dass wir persönlich mit Ferienanlagen nicht so viel anfangen können und es lieber klein und fein mögen.
Liebe Grüße,
Claudia