Das Fischerdorf Gothmund: Eine Perle an der Trave
Heute möchten wir euch an einen traumhaften schönen Flecken Erde an der Trave entführen, das Fischerdorf Gothmund. Nur per Zufall – als wir etwas für den Beitrag über das Brodtener Steilufer recherchieren wollten – sind wir durch ein paar Bilder darauf aufmerksam geworden. Das Fischerdorf, eingebettet zwischen einem Steilhang und einer Lagune, liegt im Lübecker Stadtteil St. Gertrud.
Auf den typischen Landkarten ist es nicht eingezeichnet und selbst bei Google Maps muss man schon genau wissen wonach man sucht. Klar, man könnte einfach das Navi nehmen, aber da geht die Abenteuerlust auch ein wenig verloren. So fuhren wir schon mehr nach Instinkt, denn selbst die Straßenbeschilderung ist spärlich gesät.
Als wir das Dorf gefunden hatten, stockte uns der Atem. So etwas Schönes hatten wir zuvor so noch nicht gesehen. Zuerst fiel der Blick nur auf die vielen kleinen Reetdachhäuschen und ihre Gärten. Im Hintergrund konnte man bereits die Trave erhaschen.
Aufgrund der Lage und des dichten Schilfgürtels zwischen Lagune und Trave ist ein natürlicher kleiner Schutzhafen entstanden. Von den Lagunen soll es im Naturschutzgebiet Schellbruch noch zwei ähnliche geben.
Es passiert nicht allzu oft, dass wir den Mund vor Staunen nicht wieder zu kriegen, aber hier war es in der Tat so. Zwischen den Häusern führt ein autofreier kleiner Weg – der Fischerweg – hindurch.
Erstmals 1502 in einem Protokoll der Lübecker Ratsversammlung erwähnt, diente der Hafen den Fischern als Zwischenstation, um die lange Rückreise von den Fanggebieten abzukürzen. Im Laufe des 16. Jahrhunderts wurden 18 Häuser, alle mit dem Reet der Travewiesen, erstellt. Trotz des Sturmhochwassers vom November 1872 und einem Großbrand im Jahre 1899 blieb der Gesamtcharakter des Fischerdorfs Gothmund erhalten.
Und dieser ist wirklich einmalig. Wie ihr auf den Bildern sehen könnt, waren die Häuser alle total liebevoll hergerichtet. An den meisten Gärten konnte man zwar das Durchschnittsalter der Dorfbewohner erahnen – sah aus wie bei meinen Großeltern früher – aber das störte nicht im geringsten, ganz im Gegenteil, hier passt das total hin.
Was besonders auffiel, dass fast jedes dritte Haus eine Hochzeitstruhe neben dem Eingang hatte. Unsereins hat so etwas als Erbstück warm und trocken in der Wohnung stehen. Was die wohl darin aufbewahren…?!
Herausragend waren die Gärten am Fischereihafen, alle mit eigenem Bootsanleger, dass man vor Neid fast erblassen könnte. Hier zu wohnen muss traumhaft sein. Wir beide haben uns immer nur angeguckt und waren völlig geplättet von diesem Idyll und der Ruhe. So verträumt wie dieser Landstrich aussieht ist er keinesfalls, denn noch heute laufen die Fischer mit ihren Booten zum Fischfang in die Ostsee aus.
Dass diese nicht weit ist, sieht man an der Fähre, die hier ganz langsam und fast unwirklich an dem kleinen Hafen Richtung Lübeck vorbei fuhr.
Bei meinen Recherchen über dieses Dorf bin ich auf eine Geschichte zur Lübecker Franzosenzeit aufmerksam geworden, die ich besonders niedlich fand. So sollen (1806 bis 1813) die französischen Besatzer Napoleons das Dorf vom Land aus ebenfalls nicht gesehen haben. Erst von der Wasserseite aus entdeckten französische Soldaten Gothmund.
Die hiesigen Fischer sollen aber so gerissen gewesen sein, dass sie die Soldaten drei Tage lang mit Schnaps abgefüllt haben. Als sie das Dorf wieder verließen, wussten sie nicht mehr wo sie gewesen waren. Wenn das immer so einfach ginge…;-)
Wie auch immer, klasse ist, dass dieses Dorf seinen Charakter behalten hat. Die Anwohner, die uns hier begegneten bzw. mit denen wir sprechen konnten, waren sehr freundlich und man merkte ihnen den Stolz auf ihr Dorf auch an. Zurecht, das muss man neidlos anerkennen.
Mehr dazu auch unter: Fischerdorf-Gothmund
4 Kommentare zu „Das Fischerdorf Gothmund“
Hallo ihr Beiden,
mit diesem Beitrag habt Ihr mir wieder ein Ausflugsziel schmackhaft gemacht. Was für ein schnuckeliges Dörfchen! Das steht nun mit ganz oben auf der Liste und diese wird immer länger. Warum soll man noch in die weite Ferne reisen, wenn das Schöne doch so nahe liegt?
Danke für diese wunderschöne Perle!
Liebe Grüße
Denise
Moin liebe Denise,
das freut uns.
Seitdem wir so viele tolle Ecken im Norden entdeckt haben, stellen wir uns diese Frage schon gar nicht mehr. 😉
Gothmund zu besuchen lohnt sich in der Tat. Allerdings ist man dort auch schnell mit einem gemütlichen Spaziergang durch. Als Tagesausflug sehr zu empfehlen. Wenn ihr länger bleiben wollt, dann würde ich mir noch andere Dinge mit auf die Liste nehmen z.B. das nahegelegene Dummersdorfer Ufer.
Liebe Grüße,
Claudia
Liebe Autorin,
danke für diesen liebevoll und authentisch geschriebenen Bericht
Moin,
danke. Schön, dass er dir gefallen hat.
Sonnige Grüße von der Westküste,
Claudia