Nordfriesische Idylle am Süderdeich bei Ockholm
Heute möchten wir euch an eine ausgesprochen schöne Stelle am Deich entführen. Die Rede ist von Ockholm oder besser gesagt, einem kleinen Teil davon, und zwar nehmen wir euch mit an den Süderdeich.
Wer uns regelmäßig ließt, weiß, dass der Deich zwischen Ockholm und der Hamburger Hallig mehr oder weniger unser Hausdeich ist und wir dort recht häufig unsere Runden drehen. Den Bereich teilen wir uns immer in Etappen ein. Wenn wir die Ockholmrunde nehmen, dann starten wir meistens vom Parkplatz am Hauke-Haien-Koog. In der Regel laufen wir auf der Hinrunde am Deich mit Blick auf die Nordsee und auf der Rückrunde mit Blick auf kleinere Wasserstellen, die zwischen dem Außen- und dem Innendeich im Bereich des Süderdeichs liegen.
Wie schön es am Süderdeich selbst ist, haben wir nur durch einen Zufall entdeckt. Vom Parkplatz aus führt nämlich ein dritter Weg direkt am Innendeich entlang. Uns trieb die Neugier, wohin der Weg führt und sind ihn eines Tages entlanggegangen. Den Bereich haben wir sofort in unser Herz geschlossen und wollten ihn eigentlich schon längst vorgestellt haben. Irgendwie passte es aber immer nicht so recht, aber jetzt.
Die schwarze Wehle
Es ist noch früh am Morgen und doch schon relativ heiß. Die Luft ist schwül und das Licht gleißend. Am Deich werden wir begleitet von Kuckucksrufen und Schwalben, die ihre Flugkünste zur Schau stellen. Gänseschwärme ziehen über unsere Köpfe. Letztere sind hier eigentlich das ganze Jahr anzutreffen.
Wir kommen an den ersten Häusern vorbei, die so abgelegen pure Dorfidylle ausstrahlen. Bis auf die Gänserufe und das Geblöke der Schafe ist es völlig ruhig. Einige Häuser liegen auf Warften, andere stehen auf den Überresten eines alten Deiches. Auch hier irgendwo im Nirgenwo haben Sturmfluten ihre Spuren hinterlassen. Die schwarze Wehle, die aussieht wie ein kleiner Teich, ist Zeugnis einer schweren Sturmflut. Sie entstand als gewaltige Wassermassen hinter der Bruchstelle im Deich ein tiefes Loch in den Boden gespült haben.
Auf einer Schautafel ist zu lesen, dass der Deich nur ein Jahr nach seiner Einweihung gebrochen ist. Was für eine Tragik. Zwei weitere Wehlen in unmittelbarer Nähe zeugen davon, dass dieser Deichabschnitt mehrmals von Deichbrüchen betroffen war. Heute erfreuen sich Wasservögel an dem kühlen Nass.
Schon als wir das allererste Mal hier langgegangen sind, fühlte ich mich so vertraut mit diesem Flecken. Als ob ich ihn kennen würde. Was natürlich nicht sein kann, denn wir sind diesen Weg hier im letzten Winter zum ersten Mal entlanggegangen.
Zwischen Schafen und Vögeln
Irgendwann endet der Süderdeich und wir wechseln dann die Deichseite hin zur Nordsee, um den Weg wieder zurückzugehen. Es gibt auch hier zwei Möglichkeiten, entweder direkt an den Wasserlöchern im Inneren des Kooges oder mit Blick auf die Nordsee. Für heute hatten wir uns für die Nordsee entschieden. Dafür muss man noch ein kleines Stückchen oben am Deich entlang. Also wo sich der innere mit dem äußeren Deich verbindet, was nur zu empfehlen ist, wenn man gut zu Fuß ist.
Kleiner Tipp: An den Wasserstellen lassen sich das ganze Jahr über prima diverse Wasservögel beobachten.
Laut blökend empfangen uns die frisch geschorenen Schafe. Was für ein Glück für die Viecher, dass die bei dem heißen Wetter nicht mehr mit ihrer dicken Wolle herumlaufen müssen. Überhaupt schmunzeln wir immer über ihre Fähigkeiten, sich mit der Hitze zu arrangieren. Einige schützen sich gegenseitig, indem sie ihre Köpfe im Schatten der Körper eines anderen Schafes halten oder sie suchen sich jede noch so kleine Erhöhung, um ein wenig Schatten zu finden. Viele legen sich auch in die Grüppen (Gräben).
Die Salzwiesen sind saftig und üppig und auch der Queller ist endlich erntereif. Wer den noch nicht probiert hat, sollte das jetzt tun. Es gibt kaum einen leckereren Snack direkt vom Meer- bzw. Wattboden.
Unter den wachsamen Augen des Seeadlers
Den Seeadler haben wir in den letzten Wochen wieder häufiger gesehen. Heute hatte er sich sogar nur wenige Meter vor uns auf den Deich gesetzt. Schon in der Luft wirken die Vögel immer so imposant, aber so nah vor einem, da kommt Ehrfurcht auf. Lange ließ er sich das Näherkommen von uns aber nicht gefallen und hob wieder ab in die Lüfte, um über der Wasserstelle zu kreisen. Was vielen kleineren Vögeln natürlich überhaupt nicht gefiel und einige sogar versuchten ihn in der Luft zu attackieren.
Wir hatten neulich sogar mal das Erlebnis, dass ein Seeadler direkt über unseren Garten geflogen ist. Das war auf der einen Seite total atemberaubend, auf der anderen Seite irgendwie auch ängstigend. Ich hoffe sehr, dass er nicht mal Lust auf einen Katzenbraten hat, denn unsere Kleine hätte dem Adler nichts entgegenzusetzen.
Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie sich die Landschaft im stetigen Wandel befindet. Wir leben nun schon vier Jahre hier und sind diverse Male hier entlanggegangen. So üppig und prall wie heute haben wir die Salzwiesen hier noch nie gesehen. Ob das mit der Deichverstärkung ein Stück weiter nördlich zu tun hat?
Unsere Ockholmrunde endet, sobald wir den Parkplatz wieder erreicht haben. Auf der Tour ist man, je nach Schritttempo, eine gute Stunde unterwegs.
4 Kommentare zu „Nordfriesische Idylle am Deich“
Moin liebe Claudia,
da kommt Sehnsucht nach der Nordsee auf. Gerne würde ich mal wieder da oben spazieren gehen, wenn ich mich doch nur aufraffen könnte, endlich loszufahren!!!!
Das lange Alleinsein wegen des Lockdowns hat mich ganz schön runter gezogen. Jetzt könnte ich ja wieder, aber es fällt mir leider immer noch schwer.
Und dann kommt auch immer das Wetter dazwischen – entweder ist es viel zu heiß oder es gießt in Strömen.
Aber der Sommer ist ja noch lang, und ich hoffe, dass ich es doch bald mal an die Nordsee schaffe und vielleicht auch Euch zu besuchen.
Ganz liebe Grüße
von Karin
Moin liebe Karin,
schön von dir zu hören. Ach man, das klingt ja gar nicht gut. Aber ich denke, Corona und der verbundene Lockdown hat bei uns allen auf irgendeine Weise Spuren hinterlassen. Für uns hat sich seit dem Frühjahr 2020 auch vieles verändert. Im Nachgang eher zum Guten, da wir viel für uns neu sortiert haben. Mit dem Alleinsein haben wir nicht so die Probleme, im Gegenteil, wir kommen mit vielen Menschen auf einen Haufen kaum noch klar. Wir haben uns so an die Idylle gewöhnt, dass uns das Gewusel einer Stadt sogar stresst. Dennoch verstehe ich wie es dir geht. Glaube mir, damit bist du nicht allein. Und die Zeit wird kommen, wo du die Kraft und die Lust hast loszufahren.
Ich sende dir ganz liebe Grüße aus dem Norden,
Claudia
Liebe Claudia,
danke für Deine aufmunternden Worte. Ich bleibe zuversichtlich, dass ich bald wieder mehr Energie habe.
Liebe Grüße aus Elmshorn
Karin
Liebe Karin,
dafür nicht und bis ganz bald.
Liebe Grüße,
Claudia