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Das Museum Oldemorstoft und das Tunneltal von Krusau
Im zweiten Teil unserer Entdeckungsreise am Gendarmstien (dt. Gendarmenpfad) wandern wir durch das Tunneltal von Krusau und machen einen Abstecher an einem ganz außergewöhnlichen Ort, und zwar am Museum Oldemorstoft in Padborg, um das sich viele Mythen und Sagen ranken.
Das Museum „Oldemorstoft“ ist ein Heimat- und Grenzmuseum in Padborg und widmet sich der Geschichte Sønderjyllands in ganz unterschiedlichen Bereichen. Es gibt verschiedene Dauerausstellungen, die u.a. die Geschichte des Grenzgebiets und die seiner Landwirtschaft zeigen, sowie die Geschichte der Zollabfertigung und des Grenzschutzes. Das Museum befindet sich auf dem alten, freistehenden Oldemorstoft, der an der Kreuzung des alten Hærvej und des späteren Gendarmstien liegt.
Schon im Vorhinein hatte ich das Gebäude auf Bildern gesehen, aber als wir dort ankamen und es live sahen, waren wir mächtig beeindruckt. Was für ein imposantes und strahlend schönes Anwesen.
Oldemorstoft ist ein jahrhundertealter Hof, der aufgrund seines Alters schon selbst viel zu erzählen hätte. Kein Wunder also, dass es im Laufe der Jahre zu zahlreichen Mythen und Sagen kam. Wie alt das Anwesen wirklich ist, ist nicht bekannt, aber urkundlich taucht der Hof zum ersten Mal im Jahre 1472 auf. Wie sollte es anders sein, natürlich auf einer Steuerliste. 😉
Mads Mikkel, der Museumsleiter, erwartete uns schon, um uns das mächtige Anwesen zu zeigen. Da wir heute zum Thema Gendarmstien (dt. Gendarmenpfad) unterwegs waren, wollte er uns auch gleich in die Ausstellung der Grenzbewachung mitnehmen. Doch vorher kamen wir nicht an der Ausstellung vorbei, die die Geschichte der Landwirtschaft Sønderjyllands erzählt. Sie ist in einem Neubau untergebracht, der mindestens genauso imposant ist, wie der historische Teil vom Hofgebäude. Hammer, was für ein riesiger und lichtdurchfluteter Raum voller Geschichte. Die Sammlung stammt von dem Pflanzenzüchtungsberater N. A. Drewsen, der begeisterte Sammler alter landwirtschaftlicher Gegenstände war und sie dem Museum zur Verfügung stellte.
Da ich selber auf so alte und vor allem gut erhaltene Dinge stehe, hätte ich mir am liebsten einen Großteil dieser Exponate eingepackt und mit nach Hause genommen. Als ich Mads Mikkel fragte, ob er jedes dieser Teile seiner ursprünglichen Bestimmung zuordnen könne, musste er lachen. Einen Großteil wohl ja, aber bei einigen müsste auch er in eine Liste gucken.
Die Geschichte der Grenzbewachung
Nachdem wir uns halbwegs satt gesehen hatten – obwohl das so nicht ganz richtig ist, denn die vielen Eindrücke kann man so schnell gar nicht verarbeiten – sind wir in die Ausstellung der Grenzschutzbeamten gegangen. Hier wird vor allem die Geschichte in der Zeit von 1920 bis zum Beitritt Dänemarks zur Schengen-Kooperation erzählt. Schade, dass dieses Abkommen seit längerem schon durch eine Ausnahmeregelung außer Kraft gesetzt ist und die Grenzkontrollen somit wieder eingeführt wurden. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
In dieser Ausstellung erfährt mal viel über die Zöllner, die Gendarmerie und natürlich auch über die Schmuggler und ihre Waren. Mir persönlich hatte die Tafel mit den über die Jahre wechselnden Grenzverläufen sehr imponiert. Das zeigt, wie bewegend die die deutsch-dänische Grenzgeschichte ist und war.
Freigut in Nordschleswig – 500 Jahre Oldemorstoft
Im historischen Teil des Gebäudes wird den Besuchern die 500 jährige Geschichte von Oldemorstoft näher gebracht. Und in über 500 Jahren hat der Bauernhof einiges erlebt und mitgemacht. Im Laufe der Jahre gab es Tavernen, Gasthöfe und Gerichtsvollzieher. Auf der einen Seite werden die Geschichten von Königen, Kriegen und Kaufleuten der Army Road erzählt und auf der anderen Seite erfahrt ihr viel über die Personen, die auf dem Hof lebten und welche besonderen königlichen Privilegien sie über viele Jahre genießen durften. Aber auch auf die Sagen und Mythen wird eingegangen. Mehr möchte ich aber nicht verraten. 😉
Wer möchte, kann sich im Oldemors Café auch Kaffee und hausgemachte Kekse schmecken lassen. (Gegen Aufpreis natürlich) Wer Lust auf Kuchen satt hat, für den ist der nachfolgende Tipp vielleicht etwas.
Jedes Jahr am Palmsonntag wird „Oldesmor Kaffebord“ veranstaltet. Dann werden 15 verschiedene Kuchen und Torten aufgetischt. Aber Achtung, in den ehrwürdigen Räumen gibt es nur 50 Plätze, d.h. eine Reservierung im Vorhinein wäre also angebracht.
Ganz stolz erzählte und Mads Mikkel von einer weiteren Besonderheit in Oldemorstoft, und zwar den Obstgarten, der erst im Jahre 2015 mit dem Ziel angelegt wurde, alte Obstsorten, die ursprünglich mal in Sønderjylland heimisch waren, zu bewahren. Überwiegend sind es alte Apfelsorten, die hier angepflanzt wurden und wohlklingenden Namen wie „Karen Hanses Æble“ (Apfel), „Alsisk Voksæble“, „Bojskovskov-æble“ oder „Bodils Æble“ tragen, aber auch die von Alsen stammende Birne „Keffeluner“, die womöglich aus dem 17. Jahrhundert stammt, fand hier im Garten ein Zuhause. Damit die alten Sorten auch andernorts überleben, ist es sogar möglich, Bäume käuflich zu erwerben. Wenn das nicht mal ein ganz besonderes Urlaubsmitbringsel ist.
Wären wir heute nicht auf Wandertour gewesen, dann hätte ich ganz sicher darüber nachgedacht. Aber aufgeschoben ist bekanntlich nicht aufgehoben.
Auch an dieser Stelle noch einmal ein ganz herzliches Dankeschön an Mads Mikkel für den herzlichen Empfang und die vielen tollen Geschichten über Sønderjylland.
Das Tunneltal von Krusau (dän. Tal Tunneldalen)
Da der Gendarmstien (dt. Gendarmenpfad) unmittelbar an das Museum angrenzt, haben wir unsere Tour von hier aus zu Fuß fortgesetzt und sind von Padborg in Richtung Kruså gewandert. Die deutsch-dänische Grenze ist heute allgegenwärtig, denn auch das Tunneltal verläuft an dieser entlang.
Das Tal entstand nachweislich während der letzten Eiszeit und zeichnet sich besonders durch die steilen Hänge, zahlreiche Quellen und die sanften Hügellandschaften aus. Gerade heute, wo Gold- und Grüntöne den vorherrschenden Ton angeben, sieht das Landschaftsbild sehr beeindruckend aus. Wichtiges Merkmal für das Tunneltal ist auch der kleine Fluss Krusau, der sowohl den Niehuuser See als auch den Mühlensee durchfließt.
Auf deutscher Seite gehören Niehuus, Karlsberg, die Zollsiedlung, Kupfermühle und Teile von Wassersleben sowie Haarislee dazu. An der dänischen Seite umfasst es Padborg und Krusau – unsere letzte Etappe für diesen Tag.
Als wir in Kollund ankamen und unsere Füße in den Sandstrand tauchten, waren wir noch immer erfüllt von den Geschichten und dem gerade Erlebten. Ich muss gestehen, dass mich die Einrücke von diesem Tag im Nachhinein noch sehr bewegt haben und wie wichtig es ist, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Ich habe den Eindruck, dass man in Dänemark mit seinen Geschichten viel offener und offensiver umgeht als bei uns. Aus dieser Etappe am Gendarmstien (dt. Gendarmenpfad) nehme ich mit, dass uns auf beiden Seiten doch mehr vereint als trennt. Ganz gleich wo und wie die Grenzen verlaufen.
Museum Oldemorstoft
Bovvej 2
6330 Padborg
E-Mail: museumoldemorstoft@aabenraa.de
Öffnungszeiten:
1. April bis 31. Oktober
Werktags außer Montag von 10 bis 16 Uhr und Samstag und Sonntag von 10 bis 13 Uhr
Dieser und der vorherige Beitrag entstanden in Kooperation mit der Destination Sønderjylland. Herzlichen Dank für die befruchtende Kooperation.