Das Insektensterben ist inzwischen schon in aller Munde und auch die Auswirkungen, die es für uns alle hat. In Nordfriesland gibt es ein tolles Projekt, und zwar „Nordfriesland blüht auf“ und wir machen mit. Wo? Gleich vor der Haustür…
Unseren eigenen Garten legen wir schon seit Jahren so an, dass wir hoffentlich viel für unsere heimischen Insekten und Vögel tun. Aber was ist mit den öffentlichen Flächen? Auch da gibt es – wie wir finden – sehr viel Potential und Handlungsbedarf. Allein bei uns vor dem Haus gibt es gleich drei unterschiedlich große Grünflächen. Ihr kennt das bestimmt auch. Derartige Grünflächen, die an dein Grundstück grenzen, aber der Gemeinde gehören. Man selber ist aber dazu verpflichtet, diese zu Mähen und sie sauber zu halten. Das hat mich, seitdem wir hier wohnen, irgendwie gewurmt. Also nicht das Mähen an sich, sondern der verschenkte Raum an Möglichkeiten.
Grün ist nicht gleich grün
Also haben wir unseren Bürgermeister angesprochen ob er etwas dagegen hätte, wenn wir die Grünflächen zu einer Wildblumenwiese umwandeln würden. Dann wäre dieser verschenkte Raum an Grünfläche doch ein weiterer wichtiger Teil, den heimischen Insektenarten neuen Lebensraum zu verschaffen. Netter Nebeneffekt wäre auch, dass es nicht nur schön aussieht, sondern wir uns auch noch das wöchentliche mähen und den Rasenabschnitt sparen, der ja auch noch entsorgt werden muss.
Kurzum, unser Bürgermeister hat sich die Fläche mit uns angesehen und sein okay gegeben. Einzige Bedingung war, dass wir uns selber darum kümmern und auch die angrenzenden Nachbarn nichts dagegen haben. Bingo. In unserem Fall hatten wir mit den Nachbarn Glück, denn die sind ebenfalls natur- und gartenverrückt und fanden die Idee auf Anhieb gut.
Und so haben wir es gemacht
Von den drei zur Verfügung stehenden Grünflächen konnten wir zwar nur zwei in die Umgestaltungsplanung mit einbeziehen, denn die dritte dient den Nachbarn (ein Tischlereibetrieb) oft als Parkplatz bzw. halten dort ganz oft LKW’s an. Diese umzugestalten wäre wohl hoffnungslos, aber dafür die anderen beiden, die immerhin auch nicht ganz klein sind. Als erstes haben wir natürlich Saatgut gekauft. Man soll ja gar nicht glauben wie viele unterschiedliche Sorten es da gibt. Da wir nach wie vor viele Grünflächen um uns herum haben, die wohl nicht umgestaltet werden können wie zum Beispiel der angrenzende Friedrich-Paulsen-Platz, haben wir uns für eine Saat entschieden, die sich Wildblumenwiese nennt, damit das Gesamtbild doch irgendwie zusammenpasst.
Bevor das Saatgut ausgebracht werden kann, muss die Fläche erstmal vorbereitet werden. D.h. umgraben und nach Möglichkeit so viel Wurzelwerk vom Rasen zu entfernen wie möglich. Das war an einigen Stellen gar nicht so leicht, denn die Kirschbäume, die hier vor unserem Atelier stehen, haben ihre Wurzeln ganz schön weit ausgestreckt und die wollten wir nach Möglichkeit nicht verletzen. Und wenn ich von „wir“ spreche, dann meine ich diesmal nicht Ralph, sondern meine dänische Tandempartnerin und inzwischen liebe Freundin Jeanette, die ebenfalls so gartenverrückt ist wie ich. Deshalb hatte ich sie auch gefragt, ob sie nicht Lust hätte diese Flächen gemeinsam mit mir umzugestalten. Sie hat natürlich sofort ja gesagt, was mich tierisch gefreut hat. So wird aus „Nordfriesland blüht auf“ auch gleich noch ein deutsch-dänisches (grenzenløses) Freundschafts-Projekt. Wenn das nicht perfekt in unser derzeitiges Leben passt. 😉
Wer sich jetzt anhand der Bilder wundert, warum wir um das Beet einen grünen Streifen stehen gelassen haben, das hat tatsächlich einen Grund. Das Saatgut sollte nach Möglichkeit bis zum Mai ausgebracht sein und da wir es vorher nicht mehr geschafft haben unseren alten, schrottigen Zaun zu erneuern, haben wir uns einfach ein wenig Platz gelassen, damit wir später diesen dort noch erneuern können ohne gleich die neue Wiese kaputt treten zu müssen. Damit das alles irgendwie einheitlich aussieht, haben wir diesen Grünstreifen drumherum stehen lassen. Quasi wie ein Rahmen für ein Bild. Was wiederum doch prima zu MeerART passt. Immerhin sind es die Grünflächen vor unserem Atelier. 😉
Nach dem Umgraben haben wir zwei uns erstmal eine Pause auf der Terrasse gegönnt und uns mit reichlich Kuchen gestärkt. Zwischen zwei Gartenliebhabern ergibt ein Wort das andere (ein deutsch-dänisches Gartengeflüster), so dass wir aufpassen, uns nicht zu verquatschen. Jetzt mussten wir nämlich erstmal alle Grassoden entfernen und zusehen, dass wir die Fläche, auf der wir aussehen wollten, halbwegs plan ist. Ganz perfekt ist es sicher nicht geworden, aber immerhin. Wie gesagt, die Wurzeln von den Kirschbäumen wollten wir möglichst nicht verletzen. Nachdem wir alles so weit plan hatten, durften wir endlich zur Tat schreiten und die Wildblumenwiesesaat ausbringen.
Normalerweise soll man die nur oberflächlich aufbringen und dann ein wenig Sand drüber streuen. Das haben wir aber etwas anders gelöst. Da wir hier eh Geestboden haben, haben wir uns den Sand geschenkt und da die Vogelschar schon mit den Hufen scharrte und sich fragte, wann wir das Saat-Buffet nun endlich eröffnen, haben wir uns entschieden die Saat ganz leicht mit der Harke in den Boden einzuarbeiten. Ich hätte sonst befürchtet, dass ein Großteil in den Mägen der Vögel gelandet wäre, bevor sie überhaupt eine Chance zum Aufkeimen gehabt hätte. Nun mussten wir das ganze nur noch ein wenig verdichten und ordentlich wässern. Jetzt heißt es Geduld haben und abwarten, dass die Saat aufgeht und hoffentlich bald vielen heimischen Insekten einen neuen Lebensraum bietet.
Eines der Grünflächen endete bei uns in einem Halbkreis. Dort haben wir noch eine andere Sorte Wildblumensaat ausgestreut. Denn wie es der Zufall so wollte, hatte ich ein paar Tage vorher bei einem Gewinnspiel vom Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein mitgemacht und dort zwei Päckchen Wildblumensaat gewonnen. Momentan bleibt mir nur, die Fläche jeden Tag ordentlich zu wässern, aber sobald die Wiese aufgeblüht ist, werden wir euch das Foto mit dem Endergebnis so schnell wie möglich nachreichen.
„Nordfriesland blüht auf“ – ein tolles Projekt und ein gutes Gefühl, dass der Garten bei uns nicht am Gartenzaun endet, sondern wir auch darüber hinaus etwas für unsere heimischen Insekten- und Vogelarten tun dürfen.
Kurz zusammengefasst, für alle, die auch vor ihrer Haustür die Welt ein wenig bunter machen möchten:
- Ganz wichtig, wenn es sich um öffentliche Flächen handelt, die Genehmigung von der Gemeinde einzuholen
- Nicht vergessen die Nachbarn mit einzubeziehen
- Passendes Saatgut wählen
- Fläche vorbereiten (umgraben, säubern, aussähen, fest treten und ordentlich wässern)
Viel Spaß!!!
2 Kommentare zu „Nordfriesland blüht auf und wir machen mit“
Liebe Claudia,
die allerbeste Idee!! Ich werde es auch für die Harmschool anfragen, dort ist auch so ein grüner Rasenstreifen vor dem Haus.
„Nordfriesland blüht auf“ sollte sich noch weiter durchsetzen!!
Ich schaffe es aber wohl nicht mehr in diesem Jahr die Saat auszubringen, vielleicht könnte man im Herbst sogar Stauden setzen. Ich werde in jedem Fall mit Bürgermeister Olde Oldsen und mit meinem Gärtner schon mal sprechen.
Ganz tolle Idee!
Jutta
Moin liebe Jutta,
vielen Dank. Auch wenn manch einer lachen mag, aber das ist ein richtig gutes Gefühl. Ich finde es großartig, dass du dich von der Idee anstecken lässt, genauso habe ich es mir gewünscht. Ich glaube, unsere direkten Nachbarn zur linken haben wir damit auch angesteckt. Zumindest erwägen sie es für sich auch.
Ich bin schon sehr gespannt wie es aussehen wird. Die Saat geht langsam auf und noch sieht alles etwas merkwürdig aus. Da wir eine Wiesensaat gewählt haben, kommen auch sehr viele Gräser. Falls die zu dominant sind (obwohl auch wichtig) werden wir ebenfalls noch mit Stauden ergänzen.
Bin schon sehr gespannt auf deine Umsetzung und das werden wir uns ganz sicher anschauen und bestimmt auch drüber berichten (wenn wir dürfen). 😉
Ganz liebe Grüße,
Claudia