Es roch nach Frühling

Es riecht nach Frühling in Nordfriesland // Foto: MeerART / Ralph Kerpa

Die Bettdecke bis an die Nasenspitzen gezogen, lagen wir eingekuschelt in unseren Betten. Eigentlich hatten wir noch gar keine rechte Lust aufzustehen, doch irgendwas war anders an diesem Sonntagmorgen.

Durchs Fenster drangen Vogelstimmen und die klangen so gar nicht nach dem üblichen Gezeter der letzten Tage. Vielmehr waren es wohlige Klänge, die sich irgendwie nach Frühling anhörten. Langsam öffneten wir unsere Augen und sahen – seit gefühlt einer Ewigkeit – wärmende Sonnenstrahlen durch unser Fenster scheinen. Träumte ich?

Es riecht nach Frühling in Nordfriesland // Foto: MeerART

Ein Hauch von Frühling mitten im Winter

Nein tatsächlich, die Vögel waren emsig mit Singen beschäftigt und das Anfang Februar. Selbst unser Kätzchen hatte sich schon vom Bett auf die Fensterbank begeben und blinzelte mir zu, als wolle sie sagen: “ aufstehen Frauchen.“

Es riecht nach Frühling in Nordfriesland // Foto: MeerART / Ralph Kerpa

Die Meteorologen erzählen uns seit Wochen, dass der Winter mal wieder viel zu warm sei. Ganz ehrlich, davon habe ich nicht viel mitbekommen. Im Gegenteil, ich fand es gerade im letzten Monat ziemlich eisig kalt. Zugegeben, es war trockener als die letzten Winter, aber zu warm?! Egal… die Sonne lockte, da konnten selbst wir nicht widerstehen und puhlten uns rasch aus dem Bettchen. Meine erste Amtshandlung am Morgen ist immer das Tautreten (nach Kneipp). D.h. ich laufe bei Wind und Wetter barfuß eine Runde über den Rasen. Und was soll ich sagen, es war knackig kalt. Der Rasen war hart gefroren und trotzdem lag ein Hauch von Frühling in der Luft.

Es riecht nach Frühling in Nordfriesland // Foto: MeerART / Ralph Kerpa

Manchmal kann man es gar nicht recht beschreiben, man spürt einfach so ein Kribbeln im Bauch und damit schienen wir definitiv nicht allein zu sein. Auch die Piepmätze im Garten waren mächtig aufgeregt. Da wir heute mal etwas länger geschlafen hatten, war es während meiner Gartenrunde schon hell und so streifte mein Blick über unsere kargen Winter-Beete. Die ersten Frühlingsboten, wie Schneeglöckchen und Krokusse, streckten ihre Köpfe zwar schon aus der Erde, doch aufgrund der frostigen Temperaturen hielten sie sich verständlicherweise noch bedeckt. Ich sage nur warmes Winterbett, das ich gerade verlassen hatte.

Eine Landschaft zum Verlieben

Beim morgendlichen Kaffee schmiedeten wir rasch Pläne für den heutigen Tag. So ein Tag möchte schließlich ausgekostet werden. Auf eine große Tour hatten wir dennoch keine richtige Lust, also entschieden wir uns für einen Streifzug durch unsere unmittelbare Nachbarschaft. Auch wenn wir viele der Feldwege und Dörfer bereits mehrfach erkundet haben, gibt es für uns immer noch genug zu entdecken.

Es riecht nach Frühling in Nordfriesland // Foto: MeerART / Ralph Kerpa

Obwohl für die meisten Nordfriesland-Urlauber garantiert die Nordsee das Zugpferd ist, möchten wir heute mal auf die zahlreichen Gewässer im Landesinneren aufmerksam machen. In Nordfriesland gibt es nämlich viele kleinere Seen, Flüsse, Kanäle und Auen, die nicht nur wunderschön anzusehen, sondern auch voller Leben sind.

Es riecht nach Frühling in Nordfriesland // Foto: MeerART / Ralph Kerpa

Nicht weit von uns ist zum Beispiel der Bottschlotter See. Der befindet sich zwischen Fahretoft und Süder-Waygaard direkt am Waygaarder Deich. Ich bin immer ganz fasziniert, wenn wir dort vorbeifahren, denn der kleine See schmiegt sich mit seinem Schilfufer so romantisch in die Landschaft ein. Sogar einige Wassersportarten sind erlaubt und auf dem Parkplatz gibt es eine Freiluftdusche. Auf unserer Ausprobier-To-Do-Liste steht immer noch das Paddeln. Der See könnte ein guter Startpunkt für eine ausgiebige Paddel-Tour sein. Unweit von hier gibt es sogar einen Verleihservice. Wassersportler waren heute keine zu sehen, dafür jede Menge Wildvögel. Ähnlich wie die Piepmätze im Garten, schienen auch die mächtig aufgeregt.

Es riecht nach Frühling in Nordfriesland // Foto: MeerART / Ralph Kerpa

Das große Fressen

Abseits der Hauptstraßen zieht es uns durch kleine nordfriesische Dörfer mit ihren süßen kleinen Reetdachkaten. Dabei kreuzen wir auch immer mal wieder eine der Wasserstraßen, die Namen wie Soholmer Au, Lecker Au oder Bongsieler Kanal tragen. Alle, wie sie da sind, haben eine Aufgaben, denn sie dienen zum einen der Landentwässerung und zum anderen dem Küstenschutz. Und ganz nebenbei sind sie Naherholungsgebiet für uns Menschen und zahlreiche Vögel. Egal wohin wir heute auch blickten, die Felder und Deiche waren voll mit Gänsen. Sie stürzten sich förmlich auf das frische Grün.

Es riecht nach Frühling in Nordfriesland // Foto: MeerART / Ralph Kerpa

Während wir hier durch unsere Landschaft fahren und die Sonne uns ins Gesicht blinzelte, strahlten wir uns beide an, denn bei dem Gedanken, dass dies hier alles unsere Heimat ist, empfinden wir als pures Glück. Ein schönes Gefühl.

Es riecht nach Frühling in Nordfriesland // Foto: MeerART / Ralph Kerpa

Und da wir alles so dicht bei haben, lassen auch wir uns von einer Stippvisite zum Deich mit Blick auf die Nordsee und die Halligen nicht abbringen. Dank der Sonne war das Wasser strahlend blau. Auch hier gaben die Vögel heute den Ton an. Von überall schallten Vogelrufe herbei. Vom Deich, vom Hauke-Haien-Koog oder der Nordsee. Es schien, als wären heute alle ganz besonders aufgeregt. Vermutlich machen sich auch bei den Tieren die ersten vorsichtigen Frühlingsgefühle breit.

Es riecht nach Frühling in Nordfriesland // Foto: MeerART / Ralph Kerpa

Am Deich entdeckten wir Martin Kühn – ein ausgewiesener Ornithologe beim LKN – bei der Vogelzählung. Es war mal wieder Springtide, d.h. die Wasserstände sind damit höher als normal. Perfekte Bedingungen also, um Vögel zu zählen. Die Chance nutzte ich gleich, denn seit Wochen beobachte ich kleine Vögel am Deich, die in Schwärmen und mit lauteren Rufen an den Deichen entlang ziehen oder im Spülsaum nach Futter suchen. Die kleinen Racker sind immer so schnell weg, dass ich nie erkennen konnte um welche Art es sich handelt. Dank Martin weiß ich nun, dass es Berghänflinge sind.

Es riecht nach Frühling in Nordfriesland // Foto: MeerART / Ralph Kerpa

Ein Tag zum Festhalten

Heute war mal wieder so ein Tag, den man am liebsten hätte festhalten wollen. Der Hauch von Frühling mitten im Winter machte definitiv Lust auf mehr. Erst recht, weil für den nächsten Tag schon wieder Graupel vorhergesagt war.

Es riecht nach Frühling in Nordfriesland // Foto: MeerART / Ralph Kerpa

Den Tag konnten wir natürlich nicht festhalten, aber nach einem wärmenden Tee sind wir erneut an den Deich, um dem Tag beim Schlafengehen zuzuschauen. Das ist immer eine ganz besonders magische Stimmung. Nicht nur wegen des Sonnenuntergangs, sondern auch wie sich die Vögel so nach und nach ihre Schlafplätze suchen und es auf einmal still wird. Und zur Belohnung konnten wir dank der klaren Luft sogar noch den Leuchtturm von Amrum blinken sehen. What a day! 😉

Meer, Wohnen & Genießen

Verliebt in den Norden - weil der Norden glücklich macht.

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8 Kommentare zu „Es roch nach Frühling“

  1. Liebe Claudia,
    wunderschöne Stimmungen und Bilder. Ach, Dein Artikel macht Lust auf Frühling, Sonnenstrahlen auf der Nase, Luft riechen und am liebsten aufs Meer gucken…
    Und ich weiß jetzt, woher das kommt, dass man gerne Hänfling zu jemandem Kleinen sagt… Bestimmt kommt es von dem kleinen Vogel. 😉
    Ein schönes Wochenende und
    liebe Grüße in den Norden

    1. Moin du Liebe,

      ich danke dir. Wie gut, dass wir den Sonntag ausgekostet haben, den seitdem jagt ein Regenschauer den nächsten. Dabei wäre auch mir jetzt viel lieber nach Frühling. Vermutlich seid ihr in NRW schon wieder viel weiter mit der Vegetation.

      Mit dem Hänfling… da magst du Recht haben.

      Euch auch ein schönes Wochenende und
      liebe Grüße,
      Claudia

  2. Moin du Liebe
    Traumhaft schöne Bilder und ein Beitrag, der richtig Lust auf den Frühling macht 😉
    Ich kenne das Gefühl, wenn man die ersten Singvögel hört und sich ein Kribbeln im Bauch breit macht…Die letzten Tage fühle ich mich allerdings weit weg davon, dennoch versuche ich den pfeifenden Wind als eine nordische Eigenschaft positiv aufzunehmen. Da ist soviel Kraft drin.
    Das mit dem „Kneippschen Tautreten“ muss ich auch mal probieren, danach ist man sicher top erfrischt (lach)
    Wie sagte der Moderator auf NDR 2 gestern so fröhlich:
    Dieses Wetter ist perfekt für alle Hellhäutigen, ihr bekommt garantiert keinen Sonnenbrand !!!

    Pustige und gut gelaunte Grüsse von der Schlei
    Sabina

    1. Moin meine Liebe,

      das klingt ja fast nach dem ersten Winterblues und das, obwohl wir dieses Jahr noch gar nicht so einigen typischen nordischen Winter hatten. Das nasse Schmuddelwetter der letzten Tage trifft es schon eher.

      Der letzte Sonntag war echt ein Traum. Wenn ich mir den von heute angucke, wo es anscheinend den ganzen Tag nur Bindfäden regnet und das eigentlich schon die ganze Woche, dann kann das schon mal hart sein. Um so wichtiger ist es zwischendrin mal abzutauchen und die Sonnenstrahlen – und seien sie nur für einen Tag – zu genießen. Gestern Vormittag hatten wir auch eine Regenpause und ein paar Sonnenstrahlen, da bin ich tatsächlich schon einmal durch den Garten gelaufen und habe geguckt was die Frühlingsblüher machen. Die Schneeglöckchen blühen schon und die Krokusse lassen auch nicht mehr lange auf sich warten. Das weckt noch mehr Vorfreude auf den Frühling.

      Das mit dem Wind stimmt. Da steckt unheimlich Kraft drinnen. Wir sind jedes Mal aufs neue fasziniert, denn der spielt – seitdem wir an der Westküste leben – noch eine ganz andere/neue Rolle in unserem Leben. Hier muss man seine Sachen schon ganz anders sichern, als in der alten Heimat. Was nicht niet- und nagelfest ist, wird einfach weggeweht. Echt krass.

      Das Tautreten ist eine super Sache. Ich mache das inzwischen schon über zwei Jahre und war seitdem nicht mehr krank. Erkältung – mit mir nicht. 😉

      Ich sende dir ganz liebe und kuschelige Grüße von der Westküste,
      Claudia

  3. Hallo Claudia
    Tolle Bilder, da haben wir wohl etwas gemeinsam, die Natur und die Zeit in Bilder festhalten, wie schön es bei uns ist. Ich liebe es auch zu Fotografieren , Hauptsächlich die Natur.
    Deine Bilder und Beitrag finde ich Super schön.
    LG Dorte 🙂

    1. Moin liebe Dorte,

      vielen Dank für deine Zeilen. Wir haben es in der Tat super schön im Norden. Diese Weite und die herrliche Landschaft – ein Traum.
      Die Bilder macht allerdings mein Mann Ralph. Ich schreibe die entsprechenden Texte dazu. 😉 MeerART machen wir beide nämlich gemeinsam.
      In der Landschaftsfotografie kann man sich auch richtig schön verlieren und entspannen. Von daher glaube ich dir gerne, dass es dir Spaß macht.

      Liebe Grüße,
      Claudia

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