Heute möchten wir euch eine Nachbargemeinde von uns vorstellen, die wir ebenso schnuckelig finden wir unser Langenhorn, und zwar Bargum. Die kleine Gemeinde liegt, wie viele Gemeinden in Nordfriesland, auf der Grenze zwischen Marsch und Geest und hat dadurch auch irgendwie zwei Gesichter.
Bargum ist wesentlich kleiner als Langenhorn, was sich auch in der Einwohnerzahl niederschlägt. Die liegt hier bei knapp über 600 Einwohnern und doch finde ich, dass beide Ortschaften einige Gemeinsamkeiten haben. Ganz besonders im alten Ortskern, aber dazu gleich mehr.
Auch Bargum setzt sich aus mehreren Ortsteilen zusammen. Hier sind es die Ortsteile Ost-Bargum, das eine Streusiedlung in der Geest ist und West-Bargum, das ein sogenanntes Haufendorf in der Marsch ist, sowie Soholmbrück. Bevor ich über eine Gemeinde schreibe, versuche ich erstmal ein paar Informationen zusammenzutragen und das habe ich auch über Bargum gemacht. Da bin ich auf ein Wort gestoßen, das ich vorher noch nicht kannte, und zwar Haufendorf.
Historisch gewachsene Dorfformen
Was ein Haufendorf ist, wollte ich natürlich wissen und habe mich erstmal bei Mister Google schlau gemacht und laut Wikipedia habe ich folgendes erfahren: „Ein Haufendorf ist ein geschlossen bebautes Dorf mit unregelmäßigen Grundstücksgrundrissen und häufig unterschiedlich großen Höfen, zumeist von einem Ortsetter (damit ist die Umfriedung eines mittelalterlichen Dorfes gemeint) umgeben. Haufendörfer unterscheiden sich von den meisten anderen Dorfformen dadurch, dass sie unplanmäßig angelegt wurden.“ Das finde ich, merkt man auch, wenn man durch den historischen Ortskern geht, also in West-Bargum – dort wo die alte Kirche steht.
Weiter stand da noch, dass ein Großteil der Haufendörfer im Zusammenhang mit der mittelalterlichen Gewanneflur entstand, bei der jeder Bauer Streifen verschiedener Felder bewirtschaftete und sich die Lage dieser Feldstreifen auch immer wieder mal änderte. Die Gemarkung solcher Dörfer gliederte sich in Dorfkern, Ackerflur und Allmende.
Dazu muss man wohl wissen, dass Dörfer nach Grundriss, Lage, sozialökonomischer Funktion und Wirtschaftsweise klassifiziert werden. Dabei wird grob nach ungeregelten und geregelten Dorfanlagen unterschieden. Wobei letztere wohl nur bei gelenkter und durchdachter Planung vorkommen. Zu den häufigsten Dorfformen gehören die Haufen-, die Reihen- und die Straßendörfer.
Was eine Streusiedlung (Ost-Bargum) ist, ist leichter nachvollziehbar. Dabei handelt es sich um eine nicht geschlossene Siedlungsform, die weiter auseinanderliegende Einzellagen und kleinste Orte ohne eigentlichen Ortskern unter einem Ortsnamen vereint bzw. können diese durch spontane, individuelle Besiedlung entstehen. Aber nun ist genug mit der Theorie, kommen wir lieber zu den spannenderen bzw. schöneren Themen.
Die Kirche ohne Turm
So steht es auf der Infotafel, die vor der Kirche dem Besucher mehr Informationen bieten soll. Das fand ich ein wenig putzig, denn Kirchen ohne Glockentürme gibt es meines Erachtens doch ziemlich viele. In der Regel steht der Glockenturm separiert mit auf dem Gelände. Anders als in Langenhorn steht die Bargumer Kirche erhöht, was sie ein wenig erhaben wirken lässt. Die Kirche soll auf das Jahr 1250 zurück gehen. Allerdings erhielt sie ihre jetzige spätgotische Form aber wohl im 15. Jahrhundert. Wer sich für besondere Kirchen interessiert, sollte hier unbedingt eine Besichtigung einplanen, denn sie bietet viele Besonderheiten.
Was mir unheimlich gut gefallen hat, ist die Ruhe, die die Kirche mit dem umliegenden Friedhof auf das Dorf auszustrahlen scheint. Viele schöne und gepflegte Friesenhäuser schmiegen sich gleich an dieses Grundstück und wirken mit der schmalen und kurvenreichen Dorfstraße urgemütlich. An einigen Häusern kann man sich gar nicht recht sattsehen und am liebsten hätten wir alle fotografiert, aber ein Stück weit wollen wir euch ja selbst zum Entdecken animieren.
Was mir persönlich erst aufgefallen ist, seitdem wir in Nordfriesland leben ist, dass neben vielen Kirchen auch alte Schmieden stehen. Anders als unsere in Langenhorn ist diese aber nicht mehr in Betrieb. Wenn ich richtig geguckt habe, ist hier eine Ferienwohnung untergebracht.
Eine weitere Gemeinsamkeit der beiden Ortschaften ist die vielfältige Entwicklung unterschiedlicher Baustile. Je weiter man den alten Ortskern verlässt, desto mehr neuere Baustile sind dort zu finden. Und in Ost-Bargum ist ebenfalls wie in Langenhorn sehr viel Wald zu finden, was ich nach wie vor immer noch sehr beeindruckend für Nordfriesland finde, denn meistens denkt man hier nur an plattes Land.
Die Bargumer Windmühle „Aeolus“
Lach, auch das ist eine Gemeinsamkeit. Beide Gemeinden haben eine Mühle. Allerdings muss ich zugeben, dass die Windmühle mit dem Zungenbrecher-Namen „Aeolus“ bei weitem schöner ist, als die in Langenhorn. Außerdem ist die Mühle, die nach dem griechischen Gott des Windes benannt wurde, noch voll funktionstüchtig und hat eine atemberaubende Geschichte zu erzählen.
Ersten Erwähnungen nach war die erste Mühle an diesem Platz eine sogenannte Bockwindmühle (1552), später dann (ungefähr 1799) war die Rede von einem Erdholländer. 1886 brannte dieser jedoch nieder, aber schon ein Jahr später entstand der heutige Galerieholländer mit zweigeschossigem Unterbau. Auch dieser musste noch viele wirtschaftliche Höhen und Tiefen überstehen. War sogar beinahe dem Verfall preisgegeben, bis die Mühle 1975 vom heutigen Besitzer erworben und anschließend nach und nach restauriert wurde.
Besonders spannend fand ich das Pilotprojekt „Stromerzeugung in einer historischen Windmühle“, das im Herbst 2005 zusammen mit dem Mühlenverein angegangen wurde. Mehr darüber erfahrt ihr auf der Internetseite: http://www.muehle-aeolus.de/pilot.php
Tja und dann kam am 28.10.2013 – wie vielerorts – auch noch der Sturm Christian, der so heftig war, dass die zusätzliche Sturmsicherung aus der Verankerung gerissen wurde. Die Mühle konnte wohl nur durch das beherzte Eingreifen tatkräftiger Helfer aus der Nachbarschaft und der Feuerwehr gerettet werden.
Urlaub mit Handicap
Ganz zum Schluss möchte ich noch ein tolles Projekt erwähnen, und zwar den Hof von Kerstin-Tüchsen Jürgensen. Hier können Menschen mit Handicap richtig klasse urlauben. Der Ferienhof unter Reetdach wurde extra für Menschen mit Handicap nach den neusten Erkenntnissen des barrierefreien Wohnens geplant und verfügt über 40 Betten, zumeist in Doppelzimmern verteilt, mit geräumigen, behindertengerechten Bädern. Für kleine Gruppen oder Familien steht sogar ein Appartement zur Verfügung. Mehr darüber erfahrt ihr auf der Internetseite: https://www.behindertenferien-nordsee.de/
Selbst haben wir dort zwar keinen Urlaub gemacht, aber ich kann versichern, dass Kerstin mit Sicherheit eine ganz liebe Gastgeberin ist. Da wir beide den gleichen Yogakurs in Langenhorn besuchen, habe ich sie persönlich kennengelernt. 😉
15 Kommentare zu „Bargum: Landidylle zwischen Geest und Marsch“
Da ich Verwandtschaft in Bargum habe, mein Vater ein gebürtiger Bargumer war, freut mich dieser Beitrag ganz besonders. Vielen Dank
Moin Ute,
ach wie schön, sehr gerne Ute.
Liebe Grüße,
Claudia
Es ist so schön, wie ihr hier unsere nahe Umgebung auf euren Fotos präsentiert. Beim Betrachten nehme ich mir immer wieder vor, bei der nächsten Fahrt durch unsere wunderschöne Gegend, wieder mal genauer hinzusehen.
Es ist schön, dass es euch hier her nach Langenhorn verschlagen hat.
Vielen Dank für die tollen Fotos und Berichte.
Moin liebe Sabine,
vielen lieben Dank für diese netten Zeilen. Es macht uns auch total viel Spaß. Schön, wenn wir euch dabei mitnehmen können. 🙂
Liebe Grüße aus der Nachbarschaft,
Claudia
Love this! This is my Dad’s home town and the church my parents went to when they were young.
Moin Sandy!
Oh how beautiful. So many childhood memories.
Kind regards,
Claudia
sehr schöner Bericht über unser Bargum! Hier lässt es sich leben.. Liebe Grüße aus der alten Schmiede… und kommt mal gerne auf einen Kaffee vorbei..
Moin Ben,
danke dir, auch für euer Angebot. Die Einladung geben wir gerne zurück. Ihr wisst ja wo ihr uns in Langenhorn findet. 🙂
Liebste Grüße aus der Nachbarschaft,
Claudia
Ein wunderschöner Bericht über Bargum. Wir lieben es dort unseren Urlaub zu machen und das schon zu 10.Mal. Es ist immer wie ein Nachhausekommen.
Moin liebe Edeltraud,
das freut mich zu lesen. Schön, dass dir unser Beitrag gefällt.
Liebe Grüße von der Westküste,
Claudia
Liebe Claudia, lieber Ralph,
immer wieder schön, diese Bilder von Eurer neuen Heimat zu sehen. Da gibt es für mich auch wirklich noch so einiges zu entdecken.
(Da ich ein kleiner Klugscheißer bin, ist mir aufgefallen, dass Du bei der Bargumer Dorfstraße bestimmt „urgemütlich“ und nicht „ungemütlich“ schreiben wolltest.) =)
Klugscheißermodus aus. =)
Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende.
Ganz liebe Grüße aus Elmshorn.
von Karin
Moin du Liebe,
danke dir. Freut mich, dass dir der Beitrag gefällt.
Oh vielen Dank für den Klugscheißer… 😉 Wie das immer so ist mit den eigenen Texten… man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht.
Liebe Grüße,
Claudia
Moin Claudia und Ralph.
In dieser Ecke vom Norden war ich noch nie. Aber nach diesem Bericht werde ich das mal nachholen. Komischer Weise erhalte ich keine Nachrichten mehr über Facebook von Euch. Das ist sehr traurig… An dem neuen Meerartkalender habe ich natürlich auch dieses Mal wieder „Besitzansprüche“ zu vermelden. Ganz liebe Grüße aus Nürnberg von Axel und Uli
Moin lieber Axel,
das geht wohl vielen so. Sollte es dich mal nach NF verschlagen, dann komm sehr gerne bei uns vorbei.
Tja, Facebook… das ist ein ganz eigenes Thema. So viele kriegen unsere Beiträge nicht mehr angezeigt. Vermutlich will Facebook uns mit der verminderten Reichweite dazu zwingen Werbung zu schalten. Aber zwingen lassen wir uns schon mal gar nicht.
Sehr gerne. Wir freuen uns, dass du auch in diesem Jahr wieder einen MeerART-Kalender den deinen nennen möchtest. 😉
Ganz liebe Grüße an euch Zwei,
Claudia und Ralph
Moin Claudia und Ralph.
Wieder einmal ein schöner Bericht aus einer Ecke im Norden wo ich leider noch nicht war. Wird nachgeholt. Komischer Weise kann ich keine Berichte und/oder Bilder von Euch auf Facebook mehr sehen…??? Deshalb muß ich auf diesem Wege meine „Besitzansprüche“ auf den neuen Meerartkalender geltend machen (Lach…). Liebe Grüße aus Nürnberg von Axel und Ulrike