Eigentlich gehören Grenzübergänge zu den Orten, die man am liebsten schnell hinter sich lassen möchte. Das trifft allerdings nicht auf Rudbøl (dt. Ruttebüll), dem Grenzort zwischen Deutschland und Dänemark, zu. Ganz im Gegenteil, hier möchte man verweilen.
Schon im Winter, als die Natur noch karg und im Winterschlaf war und wir die deutsch-dänische Grenze des Öfteren passiert hatten, waren wir verzaubert von diesem Flecken Erde. Für uns stand fest, dass wir im Frühjahr, wenn die Blätter an den Bäumen schön saftig grün sind, wiederkommen wollten, um euch diese Idylle vorzustellen.
Ein Dorf wie aus einem Bilderbuch
Rudbøl liegt direkt an einem kleinen See, dem Rudbøl Sø, der von der deutsch-dänischen Grenze geteilt wird. Auf der deutschen Seite ist der See unter dem Namen Ruttebüller See bekannt. Im See zeigen Bojen den Grenzverlauf. Des weiteren verbindet bzw. entzweit die beiden Orte ein Fluss, eine Brücke und eben die Grenze. Dazu aber später noch mehr.
Die alte Dorfstraße von Rudbøl wird von kleinen, süßen Häusern gesäumt. Eines fast entzückender als das andere. Ich rate jedem, der hier nicht urlauben, sondern einfach nur mal gucken möchte, das Auto auf dem Parkplatz abzustellen und den Ort zu Fuß zu erkunden. Die Straße ist besonders in den Kurven so eng, dass man beim Gucken und Staunen Gefahr läuft, einen Unfall zu bauen. Außerdem nimmt man so das Flair viel intensiver wahr und wer mag kann auf einer Bank mit Blick über den See verweilen und einfach nur genießen.
Wer bleiben möchte, der hat die Wahl zwischen einem kleinen Hostel, dem Grenz-Gasthof mit Restauration oder einem Campingplatz.
Ein Grenzverlauf mit skurrilen Folgen
Irgendwie scheint hier alles besonders, anders zu sein als an anderen Grenzübergängen. Die Grenze verläuft hier nämlich nicht wie üblich, sondern mitten durchs Dorf. Wenn du also vom deutschen Rosenkranz nach Norden fährst, dann ist die östliche Straßenseite noch deutsch, während die westliche bereits dänisch ist.
Festgelegt wurde dieser Grenzverlauf von einer Völkerbundskommission im Jahre 1920. Ein japanischer Kommissionsvorsitzender, der das westliche Stück bearbeitet hatte, soll seine Arbeit sehr genau genommen haben. Er hatte nämlich besonders darauf geachtet, dass fast jedem Bauern der Wunsch nach seinem Vaterland erfüllt wurde. Daher zieht sich die Grenze nicht nur mitten durch den Ort, sondern geht auch um einige Höfe herum und teilt die drei Meter breite Dorfstraße auf gut 200 Metern in der Mitte entzwei. Was irgendwie auch zur Folge hat, dass jedes Fahrzeug zur einen Hälfte in Deutschland und zur anderen in Dänemark steht.
Diese Aufteilung hatte skurrile Folgen, denn nur mit dem sogenannten kleinen Grenzpass war der Verkehr erlaubt. Diesen bekam aber nur, wer Verwandte ersten Grades auf der anderen Seite hatte. Von den etwa 250 Einwohnern des deutschen Teiles haben bzw. hatten 26 diesen kleinen Grenzpass.
Alle übrigen mussten, wenn sie beispielsweise zu ihrer Schwägerin auf der anderen Straßenseite wollen, mit ihrem normalen Reisepass zum Grenzübergang Böglum bei Süderlügum fahren und von dort auf der dänischen Seite zurück. Das ist ein Weg von etwa 35 Kilometer.
Wie gut, dass das vorbei ist und man kann eigentlich nur hoffen, dass die deutsch-dänischen Grenzen – ganz besonders diese kleinen – weiterhin offen bleiben und von neu geplanten Grenzkontrollen verschont werden.
Und, habe ich euch zuviel versprochen? Ist Rudbøl nicht zum Verlieben schön?!
2 Kommentare zu „Rudbøl – ein Grenzort zum Verlieben schön“
Moin Ihr Lieben,
ein sehr schöner Beitrag über einen besonderen Ort! Ich kannte den Grenzübergang nicht, denn wenn man aus dem Süden kommt, ist der Weg irgendwie immer langweilig über die Autobahn bei Flensburg.
Eigentlich könnte man einen Film über den Grenzverkehr drehen, so skurril erscheint das heute.
Ein sonniges Wochenende – dieses Mal tatsächlich zu Euch in den Süden aus dem ganz hohen Norden,
Liebe Grüße
Martina und die Jungs
Moin du Liebe,
das freut mich. Vielleicht habt ihr ihn bei der Überfahrt auch gesehen oder seid ihr über Tønder rüber gefahren? Beide sind jedenfalls viel schöner und entspannter, als die über Flensburg.
Du hast Recht, da könnte man glatt einen Film drüber drehen. Eine Komödie würde es wohl treffen. 😉 In alten Reiseführern wurde der Grenzübergang als „der skurrilste Grenzübergang“ angepriesen.
Ganz liebe Grüße von Nordsee zu Nordsee.
Herzlichst,
Claudia