Seinerzeit planten wir unseren Turn an den Darß und da wir bei unseren ersten Besuchen immer dazu neigen, so viel wie nur möglich zu sehen hatten wir uns für diesen Tag mal wieder viel vorgenommen.
Picknick-Korb und Equipment waren startklar, also hatten wir uns voller Vorfreude auf den Weg gemacht. Während der fast dreistündigen Fahrt überlegten wir, was uns wohl erwarten würde. In den Broschüren heißt es immer: Die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst sei wohl die schönste im ganzen Land. Sie sei eingehüllt in einem feinen weißen Mantel aus pudrigem Sandstrand. Ostsee so weit das Auge reicht und auf der anderen Seite, die schilfbewachsenen Ufer der Boddenküste mit den vielen Fischerdörfern.
Der erste Abschnitt nach der Autobahn sah schon recht verheißungsvoll aus, denn immer an den Bahnschienen entlang, mit all den stillgelegten Bahnhäuschen und dem vielen Wald wirkte, als hätte Dornröschen vergessen, diesen Landstrich mit wach zu küssen. Endlich am Darß angekommen war unsere erste Station Wustrow. Gleich als erstes fielen die bunten Ferienhäuschen auf, die total malerisch in den Wald vor dem Strand gebettet waren. Wir liefen erst mal auf dem Deich entlang um die wirklich wunderschöne Natur auf uns wirken zu lassen.
Zum einem hat man hier den noch ursprünglichen Kiefernwald, der aussieht, als versuche er den Blick auf die Ostsee zu schützen und zum anderen, die schönen Wiesen mit ihren Wildblumen. Besonders auffällig und süß ist der Leuchtturm von Wustrow. (Der leider inzwischen abgerissen ist) Nu aber ab zum Strand. In der tat, uns erwartete ein wirklich feiner weißer Sandstrand, der nur dazu einlud, die Schuhe von sich zu schmeißen und diesen unter den Füßen spüren zu wollen.
Unseren nächsten Stopp legten wir beim Künstlerdorf Ahrenshoop ein. Kein wunder, dass sich hier so viele Künstler ansiedeln. Dieser Fleckchen ist echt malerisch. Wenn man aus einer Gegend kommt, in der die Architektur überwiegend aus roten Backsteinen besteht, ist das für die Augen ein echtes Feuerwerk. Lauter farbenfrohe, reetgedeckte Häuschen, alle rausgeputzt, als würde jeden Moment eine Jury vorbei kommen, um ihre Wertung abzugeben.
Natürlich hatten wir uns auch auf die Suche nach dem Haus gemacht, welches Ahrenshoop auf zahlreichen Motiven und Postkarten repräsentiert. Gesucht, gefunden und ebenfalls fotografiert.
Neugierig hatten wir unseren Tour weiter nach Prerow fortgesetzt. Prerow ist ein langgezogener, weiträumiger alter Seefahrerort zwischen Ostsee und Bodden und umgeben vom Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Seine Landschaft ist geprägt von tiefen Wäldern, weiten Heideflächen, Moore und Wiesen.
Bei der ersten Durchfahrt durch den Ort empfingen uns wieder malerischen Häuser und ganz ehrlich, wir fanden es hier noch schöner als in Ahrenshoop. Wir stellten unseren Wagen beim Parkplatz vor dem Campingplatz „Regenbogen Camp Prerow“ ab und gingen erneut auf Entdeckungstour.
Obwohl wir selber keine Camper sind, faszinierte uns die Vorstellung, dass man hier mit dem Wohnwagen auf diesem breiten, weißen Strand stehen darf. Selbst in den Dünen darf man hier sein Zelt aufschlagen. Welch‘ romantische Vorstellung.
Ebenfalls neugierig waren wir auf den ca. 5 Kilometer langen und bis zu 100 Metern breiten Strand. Ich weiß nicht ob es das Glück war, dass wir zur Nebensaison da waren oder es Tage zuvor noch einen Sturm gab, jedenfalls schlugen unsere Herzen immer höher. Ralph fand ein Fotomotiv nach dem anderen, während ich ständig freudig erregt von einem Punkt zum nächsten sprang. Überall lag Strandgut in seiner schönsten Form herum. Schon nach kurzer Zeit hatte ich die Hände und Taschen voll obwohl wir noch am Anfang dieses Strandabschnittes waren. So etwas hatte ich vorher noch nicht gesehen. Bisher hatte ich immer nur das Glück ab und an ein schönes Stück Holz zu finden. Hier lag nun so viel vor mir, dass ich mir sogar den Luxus erlauben konnte, die schönsten Stücke rauszusuchen. 😉
Bei all dieser Aufregung merkten wir gar nicht wie weit wir schon gelaufen waren. Auf einmal waren wir schon auf Höhe des Nothafens. Der Hafen vom Darßer Ort ist von seiner gesamten Anlage her ein Naturhafen mit nur ca. 90 Liegeplätzen.
Hier kam uns ein Pärchen entgegen, wohl Bootseigner, die mich das ganze Strandgut schleppen sahen und ansprachen. Ich erklärte, dass es eine Leidenschaft von mir ist daraus Accessoires zu bauen. Daraufhin schnappte sich selber ein ein größeres Stück, sprang in ihr Auto und fuhr davon. Bei der Vorstellung welchen Weg wir noch vor uns hatten und den bereits gefühlt doppelt so langen Armen, wurde ich doch etwas neidisch. 😉
Etwas orientierungslos kämpften wir uns durch die Wälder und Moore. Unser Ziel sollte der Leuchtturm vom Darßer Ort werden. Nach lauter Abstechern hier und da und immer noch neuen Motiven für Ralph, hatte ich nur noch damit zu tun, meinen stolzen Pfund zu tragen. Frauen können da ja plötzlich so eine Eigenart entwickeln, die einen für Schuhe – die anderen, nämlich ich – für Strandgut. Endlich kam ein Hinweisschild mit der Kilometerangabe für den Leuchtturm.
Gemessen an dem, was wir an dem Tag schon gelaufen waren und noch laufen mussten, entschieden wir uns hier abzubrechen und machten uns auf den Rückweg. Was auf der einen Seite sehr schade war, doch wer schon mal im stehen Gras pflücken konnte, würde es verstehen. Für uns stand eh schon fest, dass wir auf alle Fälle wieder kommen werden.