Kennt ihr das auch? Es gibt Orte im Urlaub, die stehen auf der Entdecker- bzw. Wiedersehensliste immer ganz oben. Die Nordspitze auf Amrum ist für uns so einer. Gleich am ersten Morgen nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg.
Was mich jedes Mal aufs neue fasziniert ist, dass wir von unserem InselZuhause immer nur ein paar Schritte die Straße runter gehen müssen, um dann schon auf’s (Watten-) Meer zu blicken.
So traumhaft, zumal das Wetter perfekt und die Sicht völlig klar war. Und allein die Tatsache grenzt in diesem verregneten Sommer schon fast an ein Wunder.
Wenn einfach alles passt
Einen richtigen Plan wann wir was machen wollen, haben wir bewusst nicht gehabt. Es war uns viel wichtiger einfach mal nur zu genießen und nichts zu müssen. Ein Quäntchen Glück brauchte es dafür aber auch, denn um die Nordspitze bzw. die Amrumer Odde umwandern zu können, sollte Niedrigwasser sein. Und genau das hatten wir. Fast wie bestellt.
Um zur Odde zu kommen, sind es allerdings noch ein paar Schritte. Die führten uns anfangs noch durch Norddorf hindurch, vorbei an tollen Friesenhäusern und schönen Gärten. Auf die Gärten hatte ich diesmal ein ganz besonderes Augenmerk gelegt, denn im Kopf suche ich schon nach ersten Ideen, wie wir unseren Vorgarten – also den Bereich um das Atelier – in Langenhorn anlegen werden.
Die letzten Meter bis zur Odde führen auf einem schmalen Weg durch die Marschwiesen. Je dichter wir den angrenzenden Salzwiesen und dem Wattenmeer kamen, desto lauter wurden die Rufe der Seevögel. Neben Austernfischern und Küstenseeschwalben gaben vor allem die Möwen den Ton an.
Letztere ziehen fast überall auf der Insel in den Dünen ihre Jungen groß. Auch wenn die jungen Möwen noch ihr graues Kinderkleid trugen, waren sie längst flügge und hatten die Größe ihrer Eltern. Das hielt sie allerdings nicht davon ab, immer noch laut bettelnde Rufe abzusetzen.
Eine von den Dünen darf man offiziell betreten und die sind wir dann auch schnell einmal raufgelaufen, um uns den fantastischen Rundumblick zu gönnen. Hach, während ich hier sitze und die Zeilen schreibe und dabei die Bilder betrachte, komme ich gleich wieder ins Schwärmen. Ein Gefühl von Sehnsucht macht sich in mir breit.
Wenn die Zeit still steht
Der Weg endet an einer Bank, auf der man bei Hochwasser auf’s Meer schauen kann und bei Niedrigwasser nutzt, um die Flippies im Rucksack verschwinden zu lassen, damit man sich Barfuß ganz dem Wattboden hingeben kann.
Wattboden ist noch lange nicht gleich Wattboden. So ist dieser Bereich um die Nordspitze zwar teilweise glitschig, aber doch eher hart und gut zu überqueren. Angst, plötzlich und unvorhergesehen einzusinken, braucht man hier nicht zu haben. Zumindest ist es uns noch nicht passiert.
Immer wenn sich das Wasser zurückzieht und den Meeresboden frei gibt, fühlt es sich an, als ob die Zeit für einen Moment stehen bleibt. Alles wird so ruhig und friedlich. Ob gewollt oder nicht, auch Boote liegen für eine gewisse Zeit auf dem Trockenen. Ihnen bleibt nichts weiter zu tun, als abzuwarten und zu genießen.
Die Nordsee hatte sich zwar weit zurückgezogen, dennoch glitzerte sie in der Sonne wie kleine Diamanten. Wenn man nicht wüsste, dass sich am Horizont die Insel Föhr bzw. die Hallig Langeneß befinden, könnte man meinen eine Fata Morgana zu sehen. So tolle Eindrücke, die wir festzuhalten versuchten und in uns aufzusaugen.
An der Nordspitze dreht sich alles
Kaum ist die Nordspitze von Amrum erreicht, dreht sich nicht nur der Wind. Statt Föhr leuchtet nun die Insel Sylt am Horizont auf. Der Boden unter deinen Füßen ist nicht mehr hart und glitschig, sondern feinster, weißer Sandstrand umschmeichelt unsere Füße.
Zumindest für einen Moment oder besser gesagt, je nachdem, welche Richtung man einschlägt. Bleibt man nahe der Dünen, bleibt dieser feinsandige Strand. Uns verschlägt es allerdings immer in und ans Wasser.
Hier passiert allerdings, was man auf der Wattseite eher für möglich halten würde. Plötzlich und unverhofft gibt der Sandboden nach und man versinkt nicht selten ganz schön tief. So lange man gut zu Fuß ist, ist das alles kein Problem. Eher belustigend, denn so manches Mal quietschte es aus uns raus, wenn wir so unvorhergesehen mal wieder versackten.
Dass man hier so weit auf’s Wasser rauslaufen kann, war uns schon beim letzten Mal aufgefallen, aber so weit wie heute, das war dann doch neu. Viele Sandbänke luscherten aus dem Wasser hervor, die wir alle, sofern sie fußläufig erreichbar waren, mitnahmen.
Alles war so weitläufig und kaum eine Menschenseele sichtbar. Und das mitten in der Hochsaison. Ein Traum. Von weitem waren zwar schon wieder die ersten Strandkörbe sichtbar, doch die, wie auch die Menschen, wirkten eher wie kleine Miniaturwesen. Das ist die Art Urlaub, wie wir ihn mögen. Genug Freiraum zum Durchatmen.
Die Umrundung der Nordspitze ist wirklich ein Erlebnis für alle NordseeFans, DünenWanderer, WattEroberer und StrandGutFinder. So schön, dass wir diese Tour in unserem Urlaub gleich zweimal gemacht haben.
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6 Kommentare zu „Die Nordspitze ruft“
Wir kommen amrum ..bald 8
8.20
Moin Günter,
euch viel Freude auf unserer Herzensinsel.
Liebe Grüße,
Claudia
Hallo Claudia,
am 8.8.20 war es soweit gewesen,das wir die Nordspitze bei 28-30gr,gewandert sind.Von Norddorf los und das über mittag.Eine großartige Tour,die wir schon zum 3x gemacht haben.Höhepunkt war das wir am 10.8.20 mit der Eilun,die Schifftour gemacht haben Nordspitze.Ganz große Klasse…so haben wir die Nordspitze von Amrum so richtig gesehen.
Mit freundlichen Grüßen
Günter Schurmann aus Döbern
Schade,ich habe Dich nicht gesehen……!!!!!
Moin Günter,
das klingt sehr schön. Auch wir haben die Nordspitze inzwischen mehrfach umwandert und es ist jedes Mal wieder nur traumhaft.
Lach, wie solltest du mich auch sehen… ich bin ja nicht an der Norspitze festgewachsen. 😉
Liebe Grüße,
Claudia
Erneut wurde im diesem Jahr 2021 die nordspitze umwandert am 13.8.21 bei besten Wetter mit Sonnenuntergang sogar.auf der wattseite entlang wie immer Ebbe auf der Gegenseite dann aufkommende Flut…ein schönes bild noch gemacht …am ende…!
Das klingt doch sehr schön Günter.
Liebe Grüße,
Claudia