Die Ruhe nach dem Orkantief Barbara in St. Peter-Ording
Mal abgesehen davon, dass weiße Weihnachten eher ein Wunschtraum sind und ganz besonders im Norden eher der Vergangenheit angehören, werden diese Weihnachten wohl vielen ganz besonders im Gedächtnis bleiben. Das Orkantief Barbara hatte ganz schön für Wirbel gesorgt. Stille Nacht, heilige Nacht – Pustekuchen.
Stürmische Weihnachten auf ganzer Linie
Rückblickend betrachtet hatten die Feiertage, dank des Sturmtiefs, sogar etwas Symbolisches für uns, denn 2016 war nicht nur ein turbulentes, sondern auch sehr emotionales Jahr für uns. Mal abgesehen davon, dass wir uns aus Weihnachten eh nicht so viel machen, hatten wir, aufgrund der Trennung meiner Eltern, ganz schön Respekt vor den Feiertagen. Aber das nur am Rande…
Viele Leute fürchten sich bei Sturm. Bei mir/uns ist das anders. Natürlich immer unter der Voraussetzung, dass nichts Schlimmes passiert. Ich mag das Geräusch, wenn der Wind durch die Baumkronen fegt und diese zum Tanzen bringt oder alles vor sich herscheucht was nicht niet- und nagelfest ist. Wenn dann noch der Regen gegen die Scheiben prasselt, kuschel ich mich am liebsten ein. Fragt mich nicht warum, aber ich fühle mich dann irgendwie geborgen und heimelig.
Barbara hat uns ganz schön wuschig gemacht
Ein weiteres Highlight ist bei Sturm an der See zu sein. Vor allem an der Nordsee spürt man die Gewalten besonders. Sich dann für einen Augenblick den Kopf vom Wind frei pusten zu lassen, ist einfach genial. Von daher waren wir auch richtig neidisch auf all diejenigen, die an den Feiertagen an der Nordsee sein konnten. Soziale Netzwerke wie Facebook, wo ständig neue Bilder gepostet wurden, machten uns sogar richtig wuschig.
Da wir Besuch hatten, konnten wir an den Feiertagen nicht weg, aber am Montag hielt uns dann nichts mehr und wir machten uns auf nach St. Peter-Ording. Noch schnell die Wasserstände gecheckt – gegen Mittag sollten wir Hochwasser haben, also ablaufend wenn wir da sind – und los ging’s. Ausgesucht hatten wir uns den Strand von Böhl, doch es sollte alles anders kommen.
Die letzten Meter, bis wir endlich ankamen, schienen unendlich zu sein, zumal die blöde Baustelle, die eine weitere Umleitung erforderte, immer noch da war. Nach 2,5 Stunden Autofahrt wollten wir nur noch raus und ab an den Strand. Für alle, die im Winter noch nie da waren, die Strandparkplätze sind im Winter aus Sicherheitsgründen grundsätzlich gesperrt. Aus gutem Grund, wie einem heute wieder mal deutlich gemacht wurde. Das Orkantief hatte sich zwar bereits weitestgehend abgeflaut, aber die Folgen waren noch deutlich sichtbar. Das Hochwasser, höher als normal, hatte den kompletten Parkplatz sowie die angrenzenden Salzwiesen geflutet.
Meereskotze – alles was das Meer erbricht
Das ist ein Ausspruch, den Jennifer Timrott in ihrem Buch „Strandgut aus Plastik“ verwendet hat und er könnte nicht passender sein. Der Spülsaum verriet nicht nur, dass das Wasser bis an den Deich rückte, sondern auch, dass es wieder jede Menge Müll im Gepäck hatte. Ein trauriger Anblick. Witzigerweise trafen wir Jenny hier genau in diesem Moment am Strand. Auch sie guckte besorgt wegen des angespülten Mülls, war aber auch gleichzeitig auf der Jagd nach Strandgut. 😉 Nach einem kurzen Plausch trennten sich unsere Wege.
Wir überlegten ob es überhaupt Sinn machte sich, trotz Gummistiefel, einen Weg zu bahnen, da selbst der Bohlenweg komplett unter Wasser stand. Wir gingen noch ein paar Schritte und entdeckten dann einen jungen Seehund neben dem Weg. Der arme war völlig erschöpft und schien nur schlafen zu wollen. Solche Erlebnisse sind auch für uns nach wie vor neu und da wir nicht so recht wussten, ob der Kleine Hilfe brauchte oder nicht, entschieden wir uns beim Seehundjäger anzurufen. Da dieser nicht zu erreichen war, riefen wir bei der Seehundstation in Friedrichskoog an. Beides Nummern, die für den Fall der Fälle fest im Handy eingespeichert sind.
Da Seehunde im Sommer geboren werden und dieser laut Beschreibung demnach schon ein halbes Jahr alt sein würde, sollte er eigentlich alleine zurecht kommen. Sofern man ihn lässt. Daher baten wir alle anderen Besucher ihre Hunde an die Leine zu nehmen und Abstand zu halten.
Die von der Seehundstation versprachen uns, dass jemand kommen würde, um sich den Kleinen anzugucken. Um nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen, entfernten wir uns und hofften, dass ihn möglichst wenige entdeckten, damit er seine Ruhe hatte. Der Kleine geht mir bis heute nicht aus dem Kopf und wir hoffen sehr, dass er es geschafft hat.
Was unseren Strandspaziergang anging, den verlegten wir dann doch nach Ording. Dazu aber im nächsten Beitrag mehr. 😉