Der Umbruch im Hamburger Hafen nimmt weiter seinen Lauf und mit ihm sterben viele schöne und zum Teil auch wild-romantische Ecken. Für Fotografen ist das Bubendey-Ufer zwar schon lange kein Geheimtipp mehr, aber für manch einen Picknick-Freund könnte es der letzte Sommer werden.
In unserem Beitrag „Ein Entdeckerparadies stirbt aus“ haben wir schon mal darauf aufmerksam gemacht, dass mit dem stetigen Umbau des Hamburger Hafens auch unheimlich viel von der Seele des Hafens verloren geht.
Dem Bubendey-Ufer droht ein ähnliches Schicksal. Die Hamburger Hafenbehörde (HPA) plant hier schon lange die Westerweiterung des Containerhafens.
In Hamburg geht die Wirtschaft vor
Zwei Firmen wurden bereits für sage und schreibe 138 Millionen umgesiedelt und auch der Kampfmittelräumdienst soll bereits 28 Millionen Euro verschlungen haben. Die meisten Tanks sind abgerissen und auch die alte Pappelallee sollte längst Geschichte sein.
Das konnte der NABU Hamburg und der Anwohner-Verein „Erhaltet Oevelgönne“ zwar eine Zeit lang verhindern, dennoch scheint ihr Schicksal besiegelt. Zuletzt hatte ich gelesen, dass die Bauarbeiten 2018 beginnen sollen. Also, wer noch einmal in den Genuss von wilder Hafen-Romantik kommen möchte, sollte sich beeilen.
Wer sich im Hafen nicht so auskennt und die Anfahrt mit dem Auto scheut, fährt am besten mit der Hafenfähre 62 von den Landungsbrücken aus. Die Überfahrt dauert ca. 20 Minuten und erlaubt schon viele schöne Eindrücke auf das Hafengeschehen vom Wasser aus.
Ein kleiner Rundgang in einem Entdeckerparadies
Direkt hinter der Hochwasserschutzwand lockt die wundervolle Pappelalle, die übrigens ein reicher Hamburger Geschäftsmann in den 1920er Jahren gespendet haben soll. Der Grund, er mochte den Anblick der Mineralöltanks am anderen Elbufer nicht.
Das nenne ich doch mal eine Maßnahme. Um so trauriger, dass sie jetzt gefällt werden sollen. Zumal sie auch Heimat für zahlreiche Vögel sind.
Leider versperrt die Hochwasserschutzwand den unmittelbaren Blick auf die Elbe, aber ab und an locken Leitern, die, wenn man sie erklimmt, einen herrlichen Blick erlauben. Mutige klettern ganz rüber und genießen den Blick direkt aufs Wasser.
Ich kann gar nicht mehr zählen wie oft wir schon hier waren, denn wie ich bereits schrieb, gehört diese Ecke zu Ralph’s Lieblingsplätzen im Hamburger Hafen. Bis auf ein paar Angler oder Fotografen-Kollegen haben wir hier nie eine Menschenseele gesehen.
Als die Bagger anrückten, um die Tanks abzureißen, dachten wir schon jetzt ist es vorbei. Da, wo der Zaun die jetzige Brachfläche abgrenzt, soll zukünftig das neue Container-Terminal entstehen. Noch ist das Areal zugänglich, wenn auch oft nicht ganz eindeutig ist, wo man sich bewegen darf und wo nicht. Die Verantwortung muss letztendlich wohl jeder für sich selbst tragen. 😉
Der Blick auf das Container-Terminal Waltershof
Nach gut einem Kilometer erblickt man durch die Bäume den Radarturm und ein Stück weiter zum Wasser den rot-weißen Leuchtturm. Auch diese beiden Türme sollen im Zuge der Westerweiterung für das Eurogate-Containerterminal abgebaut werden. An dieser Stelle ist die Vergrößerung des Drehkreises für die Containerschiffe geplant.
Genau neben dem Leuchtturm ist der Picknick-Geheimtipp. Hier lockt zwar kein schöner Sandstrand, aber dafür ein spektakulärer Blick auf das Container-Terminal Waltershof.
Dieser ist einmalig und spannend zugleich. Ein wenig kommt man sich vor wie ein kleiner Spion. Die verlassene Umgebung verstärkt dieses Gefühl noch. Außer Vogelgezwitscher und das Knallen der Container ist hier nichts mehr los.
Auch der Petroleumhafen um die Ecke ist längst wie ausgestorben. Wo früher noch Tankschiffe das Hafenbecken anliefen, holt sich jetzt die Natur Stück für Stück zurück. Bis die Bagger erneut anrollen. Das Hafenbecken soll übrigens zugeschüttet werden.
Der alte Tankweg
Der Rundgang im Entdeckerparadies geht aber noch weiter. Derzeit ist kaum vorstellbar, dass auf dem gut 100 Jahre alten Kopfsteinpflaster früher reger Verkehr herrschte.
Zu sehen gibt es hier nichts mehr, es sei denn Containerschiffe fahren auf der Elbe. Die lassen sich von hier nämlich auch so gut betrachten ohne dass man über die Mauer hüpfen muss. Der Weg zurück zum Fähranleger Bubendey führt nun leider an der Straße entlang und damit nicht mehr ganz so spektakulär. Außer, man hat noch Lust auf einen kleinen Abstecher zum ehemaligen Jachthafen.
Der Jachthafen wurde bereits 1960 nach Wedel verlegt, aber das frühere Vereinshaus, welches 1914 erbaut wurde, steht noch. Lange Zeit diente es als Kaffeeklappe für die Arbeiter im Petroleumhafen.
Übrigens: Das Bubendey-Ufer wurde nach Johann Friedrich Bubendey (1846-1919) benannt. Einst plante er als Wasserbaudirekter den Ausbau der Elbe und des Hamburger Hafens.
10 Kommentare zu „Bubendey-Ufer: Ein Geheimtipp auf Zeit“
Moin Ihr Lieben,
ein sehr interessanter Bericht und die Bilder sind so wunderbar melancholisch. Das ist manchmal nämlich auch sehr schön, besonders wenn Ralph die Stimmung einfängt.
Still, verlassen und die Natur erobert sich langsam alles zurück.
Ich mag gar nicht daran denken, wenn der neue Container-Terminal gebaut wird… Und die wunderschöne Allee und die vielen kleinen und großen Naturbewohner…
Es ist immer wieder ein Spagat zwischen Natur und Wirtschaftsinteressen, manchmal gewinnt der eine, manchmal der andere. In einer Großstadt wie Hamburg wahrscheinlich öfter die Wirtschaft…
Ihr Lieben, ich wünsche Euch einen schönen Start in die Woche.
Liebe Grüße
Martina
Moin liebe Martina,
vielen Dank, das freut uns.
Das Bubendey-Ufer ist aus fotografischer Sicht wirklich das letzte – ursprüngliche – Hafenparadies. Es tut uns richtig in der Seele weh, wenn dieses Areal auch noch zubetoniert wird. Zumal dann mit Sicherheit auch wieder alles hermetisch abgeriegelt ist und man wirklich nirgends mehr ran kommt. Das ist echt schade. Von daher war der Herbst mit seiner Vergänglichkeit die perfekte Jahreszeit, um dieses Gebiet noch einmal zu würdigen.
Was haben wir hier schon für Zeit verbracht, gestanden, um Schiffe zu fotografieren und uns das eine oder andere Mal auch den Popo abzufrieren. 😉
Dankeschön, dir ebenfalls einen schönen Start in die neue Woche gewünscht.
Herzlichst,
Claudia
Hallo ihr Lieben. Das ist wieder einmal ein ganz toller Bericht. Die Bilder einmal mehr einsame Klasse. Vielen Dank für die für die spannenden Einblicke hinter die Kulissen und eine schöne Woche gewünscht 😉
Moin Axel,
vielen Dank für diese lieben Zeilen. Das macht doch richtig Freude. 😉
Euch ebenfalls noch eine schöne Woche und ganz liebe Grüße in den Süden.
Claudia
hallo ihr Lieben ,
so schöne Fotos und Gegend!
Es ist so schde und macht mich unendlich traurig, das
immer alles der Wirtschaft untergeordnet wird.
Ohne Natur können wir doch nicht leben! haben die entscheidenden Menschen das immer noch nicht begriffen?
Geld ist nicht eßbar, und Geld nützt nichts, wenn man nichts kaufen kann ( man denke an die DDR)
mit Vorfreude auf die nächsten schönen interessanten Fotos von Meer
liebe Grüße
Ute
Moin liebe Ute,
vielen Dank für deine Zeilen.
Uns blutet auch immer das Herz, denn die Natur gibt uns so viel. Wir sollten sie noch viel mehr achten und schützen bzw. mehr im Einklang mit ihr agieren. Ich bin mir sicher, dass das langfristig die bessere Variante ist. Leider wird die Welt von Profitgier bestimmt/vergiftet.
Herzliche Grüße,
Claudia
Ja. Der Ort, bzw. dessen Zugänglichkeit ist bald Geschichte. Ich hab dort sehr gern fotografiert.
Moin Jörn,
ja leider. Einer der letzten schönen Ecken im HH Hafen.
Liebe Grüße,
Claudia
Moin, voll schöne Bilder. Darf ich mir, natürlich mit Quellennachweis, zwei Bilder davon kopieren für meine Seminararbeit in meinem Abiturprofil?
Moin Hannes,
danke für dein Komliment.
Sorry, aber das haben wir nicht so gerne. Leider haben wir diesbezüglich zu viele schlechte Erfahrungen gemacht.
Herzliche Grüße,
Claudia