Verwunschene Juwele gibt es an der deutschen Ostseeküste nicht mehr viele, aber an der Wismarer Bucht, zwischen der Hansestadt Wismar und dem Ostseebad Boltenhagen, haben wir einen Ort gefunden, auf den diese Bezeichnung zumindest „noch“ zutrifft – Hohen Wieschendorf.
Schon als wir noch für Agenturen an der See unterwegs waren, haben wir diesen Flecken öfters angesteuert, ihn aber aus fotografischer Sicht immer links liegen lassen, da er als größte Investruine an der mecklenburgischen Ostseeküste galt und dementsprechend alles andere als fotogen aussah. Daher hatten wir es uns auch heute geschenkt, die Bauruine zu fotografieren.
Neustart in Hohen Wieschendorf
Meist warfen wir nur einen zögerlichen Blick auf die Marina, sowie die leerstehende Ferienanlage. Der Anblick war immer trostlos. Die 83 Ferienwohnungen wurden nie richtig fertiggestellt. Der Bauzaun steht immer noch und statt erholungsuchender Urlauber wuchert Unkraut zwischen den verklinkerten Häusern.
Auch im fast fertigen Segelhafen mit 120 Liegeplätzen und drei Gebäuden, die für Hafenmeisterei, Restaurants, Ladenzeile und Appartements vorgesehen sind, herrschte Flaute. Das scheint sich aber wohl allmählich zu ändern.
Der Parkplatz ist jedenfalls nicht mehr kostenlos und in eines der drei Gebäude ist inzwischen ein italienisches Restaurant eingezogen, das an diesem Wochentag sogar von einigen Gästen besucht war. Auch in der Marina lagen noch oder schon ein paar Boote.
Ob da über die Saison mehr lagen, können wir jetzt nicht beurteilen, denn zu dieser Jahreszeit sind die meisten eher mit dem Ausbooten als mit Ausflügen beschäftigt. Jedenfalls scheint hier nach mehr als zehn Jahren so langsam Leben einzukehren. Auch weil an anderer Stelle ein Golfhotel und ein Golfplatz bereits fertiggestellt sind.
Ein Mekka für Kiter und Segler
Wie ich im vorherigen Beitrag über Zierow bereits geschrieben hatte, war dort von dem angekündigten Ostwind nichts zu spüren, ganz im Gegensatz zu hier. Hier fegte uns der Wind nur so um die Ohren. Ein wahres Paradies für Kiter und Segler, die zuhauf den Strand und die Bucht eingenommen hatten.
Wir blieben eine ganze Weile stehen, um den Wassersportlern bei ihren Sprüngen und Formationen zuzusehen. Immer wieder beeindruckend, wie die ihre Bahnen ziehen können ohne sich ins Gehege zu kommen.
Der Strand Hohen Wieschendorf
Hohen Wieschendorf hat einen ca. 8 Kilometer langen feinen Sandstrand, der nur im östlichen Bereich durch den Yachthafen unterbrochen wird. Heute haben wir uns zum ersten Mal die Zeit genommen, diesen genauer zu erkunden.
Wenn man sich Hohen Wischendorf auf der Landkarte anguckt, sieht man eine lange, in die Ostsee ragende, Landspitze (auch Kap Hohe Wieschendorfer Huk genannt). Sie ist ca. 1,8 Kilometer lang und trennt die beiden flachen Buchten „Wohlenberger Wiek“ und „Eggers Wiek“.
Ein Naturparadies sondergleichen
Je mehr wir auf die Landspitze zugingen bzw. diese umrundeten, umso mehr verändert sich das Landschaftsbild völlig. Wir hatten das Gefühl in eine andere, unberührte Welt einzutauchen. Die Tatsache, dass auch hier wieder vom Wind nichts zu spüren war, verstärkte das Gefühl vom Abtauchen in ein scheinbar unberührtes Naturparadies.
Ein schmaler Weg führte durch ein Schilfdickicht, welches zum Teil nur schwer zugänglich war. Auch hier waren die Spuren der letzten Sturmflut noch deutlich sichtbar. Jede Menge Seegras türmte sich am Wegesrand auf. Nachdem wir den Weg passiert hatten, öffnete sich vor uns ein Strand wie aus einer anderen Welt. Das klingt jetzt ein wenig kitschig, aber wie typische Ostseestrände, so wie wir sie kennen, sah es jedenfalls nicht aus.
Erst neulich hatte ich eine Doku von der Tundra in der Arktis gesehen und genau daran musste ich denken, als ich den Steinstrand mit den vielen Pflanzen dazwischen sah. Gesäumt wurde dies zur einen Seite von einer sehr maroden Steilküste und zur anderen von der Ostsee.
Würden wir am Horizont nicht die Insel Poel und zur anderen Seite die Weiße Wiek von Boltenhagen erkennen, könnte man meinen am anderen Ende der Welt zu sein.
Innere Zufriedenheit
Der Wind verfing sich in den Bäumen am Steilufer, so dass wir von ihm nur das Rauschen der Blätter wahrnehmen konnten. Das Wasser der Ostsee dagegen plätscherte nur ganz leise zwischen den Steinen ans Ufer.
Die Sonne zauberte ein goldenes Licht auf die Landschaft und verwöhnte uns zudem noch mit ihren letzten wärmenden Strahlen. Um uns herum waren überall Wasservögel. Was für ein Naturparadies. Im Nu legte sich unsere anfänglich noch getrübte Stimmung und eine tiefe Zufriedenheit erfüllte uns.
Der Strand verläuft lange sehr flach in die Ostsee, was ich dank meiner Gummistiefel auszunutzen wusste. Ein echtes Seemädchen kennt eben keine Grenzen. 😉
Wir hätten hier noch stundenlang laufen können und waren richtig traurig darüber, diesen Strandabschnitt nicht gleich angesteuert zu haben. Eines dürfte jedenfalls klar sein, sobald sich hier der Massentourismus breit macht, dürfte dieses Kleinod Geschichte sein.
Heute kamen uns gerade mal zwei Personen entgegen. Wer weiß, wie lange das noch so ist. Andererseits ist oben hinter den Bäumen der Golfplatz, was vielleicht hoffen lässt, dass an diesem Strandabschnitt keine weiteren Strandzugänge geplant werden. Der Natur wäre es zu wünschen.
16 Kommentare zu „Hohen Wieschendorf – ein Geheimtipp an der Ostseeküste“
Das Urlaubsparadies an der Ostsee Hohen Wieschendorf liegt auf einer Halbinsel in der Wismar-Bucht und ist lediglich 15 Minuten Autofahrt von der Hansestadt Wismar entfernt. Kaum zu glauben, aber war, denn der Strand in Hohen Wieschendorf ist immer noch ein Geheimtipp ohne Massentourismus, denn hier findet jeder seinen ganz privaten Bereich zum relaxen im sprichwörtlich – vergessenen Paradies. Der Naturstrand ist über einen für den Verkehr gesperrten Bereich zugänglich. Die ruhige Lage ist perfekt für Erholungssuchende. In Hohen Wieschendorf findet man das Golfhotel als Anlaufpunkt für Golf-Begeisterte. Insbesondere außerhalb der Sommersaison kann man hier die Reize vom Naturstrand genießen. Ein begehrtes Ausflugsziel in entgegengesetzter Richtung ist das Ostseebad Boltenhagen. Hallo Claudia und Ralph, an diesem romantischen Ufer der Ostsee findet man gerade in der Hauptsaison Ruhe und Erholung vom Massentourismus.
Moin Karin,
wäre schön, wenn das noch ganz lange so bleibt. Gerade an der Ostsee sind solche Kleinode selten geworden.
Sonnige Meeresgrüße,
Claudia
Sehr schöner Bericht ; ich wohne hier in Hohen Wieschendorf seit über 25 Jahren und unser Boot lag schon an der Boje über das Lübecker Schifffahrtsamt, als es noch keinen Anlegeplatz gab. Dann lagen wir von Anfang an am neuen Anleger, meist mit nur wenigen Booten. Es sind manchmal alte Aufnahmen im Internet aus der Zeit der Berichte über die Bauruine und unser Boot ist meistens auf diesen Fotos. Jetzt hat der Betreiber jedoch höhere Ziele , so dass wir uns dort nun nach 16 Jahren zurückgezogen haben. Die Bauruine war schon peinlich.. hat uns aber vor weiteren Umweltsünden bisher bewahrt, denn die Kosten hatten immer wieder abschreckende Wirkung. Nun werden diese Häuser vermarktet und es sollen weiter auf der gegenüber liegenden Seite viele Häuser gebaut werden. Der alte Parkplatz soll nur noch Wenigen dienen. Ein neuer Parkplatz wurde auf der Stelle der ursprünglich geplanten Tiefgarage gebaut und ist kurz vor Fertigstellung u.a. auch für den Erdbeerhof und deren Besucher und die in Zukunft benötigten Parkplätze. Leider haben nicht alle Bürger der Gemeinde Nachhaltigkeit im Blick, da ist es verlockend etwas vom Kuchen abzubekommen und schon verkauft sich die Gemeinde , das ist sehr schade und auch wieder sehr peinlich. Lange war Zeit zuzusehen wie es nicht laufen sollte und nun wurden wieder nur des Geldes wegen Fehlentscheidungen getroffen. Auch der NABU hat sich nicht dagegen ausgesprochen. Ich hoffe, da es ja so ist , dass die meisten Menschen solche Strände nicht mögen, dass es für die Investoren eine Klatsche gibt und somit unsere Küste erhalten bleibt. Eins noch zu dem Foto welches von der rechten Seite des Anlegers fotografiert wurde; dort wurde ein Zaun bis ins Wasser gesetzt , kein Durchgang mehr möglich.
Moin liebe Grit,
danke dir. Freut uns, dass dir der Beitrag gefallen hat. Auch, wenn er wohl ein wenig Wehmut auslöst. Wenn ihr euch nach so vielen Jahren nun von dort zurückzieht, dann bedeutet das wohl was. Das was du mit den Bildern und eurem Boot schreibst ist doch bestimmt auch eine schönes Gefühl.
Leider beobachten wir diesen Bautrend immer wieder an der Ostsee. Es ist so schade, dass immer nur der Profit im Vordergrund steht und oft vergessen wird, dass auch die Natur einen Teil dazu beiträgt, dass man gerne an die See fährt. Und die Bauruine dort ist ebenso ein Trauerspiel und Zeugnis von zu viel Gier. Am schlimmsten finde ich, dass die Häuser – obwohl neu – wohl einfach wieder platt gemacht werden. Auch die hätte man über die Jahre sicherlich anders nutzen können.
Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie sich das dort entwickelt. Vielleicht sehen wir es eines Tages nochmal.
Liebe Grüße,
Claudia
Sieht spannend aus!
L.G. Uwe
Moin Uwe,
das war es in der Tat. Zwar nicht mit Westerheversand zu vergleichen, aber anders schön. 😉
Liebe Grüße,
Claudia
Moin Ihr Lieben,
oh, das hört sich gut an und sieht nach einer sehr vielfältigen Naturlandschaft aus. Wenn ich mir die Bilder ansehe (sehr schön!) glaube ich schon, dass dieses Naturparadies auch künftig so bleiben wird.
Denn die meisten Touristen werden bestimmt eher „einfache“ Sandstrände bevorzugen, könnte ich mir zumindest vorstellen. Diese Ecke ist etwas für Naturliebhaber und Individualisten, für achtsame Spaziergänger mit Blick für die stillen und kleinen Schönheiten der Natur. Sieht so aus, als ob die Natur sich wunderbar ausbreiten kann (und hoffentlich weiterhin darf).
Einen schönen Montagmorgen, Ihr Lieben, wünsche ich Euch. Startet entspannt in die neue Woche!
Liebe Grüße
Martina
Moin liebe Martina,
die Natur dort hatte uns in der Tat überrascht. So vielfältig bewachsen hatten wir noch keinen Ostseestrand gesehen.
Du magst aber recht haben, der Weg dorthin ist nicht so ganz leicht und für viele einfach zu aufwendig. Wäre echt schön, wenn dieser Flecken Erde so ursprünglich bleiben dürfte. Der Sandstrand davor ist ja lang genug. 😉
Vielen Dank. Wir wünschen dir auch einen schönen Montagmorgen. Leider ist es total grau und neblig – Herbst halt.
Liebe Grüße,
Claudia
Hallo Ihr Beiden,
da wart Ihr ja fast vor meiner Haustür…..
Ich habe die Gegend an einem warmen Augusttag erkundet, es ist schön dort und ruhig und völlig naturbelassen.
Es gibt noch einige solche Flecken an der mecklenburger Ostseeküste.
Wo man nicht unmittelbar in Strandnähe parken kann ( es sind ca. 20 min Fussweg vom Parkplatz am Golfhotel zum Strand) und wo jegliche Strandgastronomie fehlt da wird hoffentlich ewig so sein.
Liebe Grüße Harald
Moin Harald,
das stimmt. Wir mussten auch an dich denken, als wir in der Entfernung die Insel Poel erblickt haben.
Dieser Flecken war wirklich toll und wir hoffen sehr, dass sich dieser erhalten kann. Es gibt schließlich genug Strände mit Halli-Galli.
Liebe Grüße,
Claudia
Hallo in die Runde,
es ist ein sehr schöner Bericht und wir können die Emotionen absolut nachempfinden. Auch ich bin vor über drei Jahren bei meinem ersten Besuch von Howido schon infiziert worden. Es ist wirklich eins der schönsten Abschnitte an der deutschen Ostsee. Wir hatten das Glück, im letzen Jahr dort eine kleine Ferienwohung im alten Gutshof kaufen zu können. Wir lieben den Ort und wollen nach Eintritt ins Rentendasein auch hier leben.
Moin lieber Dirk,
oh wie schön. Einen ganz persönlichen Rückzugsort an der See sein Eigen zu nennen ist immer ein Träumchen. Ich hoffe, ihr werdet dort viele tolle Stunden verbringen können.
Liebe Grüße von der Westküste,
Claudia
Ein Hallöchen an Claudia und an euch Freunde der Ostsee. Genau 4 Jahre später – an einem 9. Oktober – an einem herrlichen „goldenen Herbsttag“ – haben wir uns vorgenommen, wir wandern von Zierow aus um den/die (?) Hohen Wieschendorf Huk (Huk = Haken, Landzunge). Gleich an den Anfang gestellt, das ist eine gute Idee und ein phantastischer Tag gewesen. Paar Hinweise für die Nachahmer sollen folgen. 1. Gleich hinter dem Kinderspielplatz am Strand von Zierow, dort wo die Betonplatten der Fahrstraße der Grenztruppen der DDR auf die Küste treffen, steht das Hinweisschild, dass es am Strand entlang „KEIN DURCHGANG nach Hohen Wieschendorf„ gibt und die Alternative der Feldweg (Radweg) hinter dem Küstenwäldchen entlang der Felder sei. Ihr könnt den Strandweg durch Gras und Schilf entlang des Wassers nehmen – bis ihr an den Zaun kommt, der den Beginn des Vogelschutzgebietes anzeigt. Es versteht sich von selbst, dass man keinen Schritt hinter den Zaun setzt, auch wenn der nur noch in Resten vorhanden ist und die Marina so nah erscheint. Eine Hinweistafel sagt euch, dass ihr ca. 100 m zurück gehen solltet, dann nach rechts den Strand verlasst, an einer Baum- und Gebüschzeile entlang auf den schon erwähnten Radweg gelangt und nun oberhalb des Vogelschutzgebietes zur Marina gelangt. 2. Für die paar hundert Meter entlang der Salzwiesen des Vogelschutzgebietes lohnt sich ein Feldstecher. 3. Nach der Marina, entlang des Standweges unterhalb der Steilküste gibt es zwei „Schlagbäume“ / Absperrungen, die zu bestimmten Zeiten einen ziemlich langen Abschnitt für den Durchgang sperren und die Umrundung der Huk verhindern. Das ist zu Brutzeiten der Bodenbrüter und der Seeschwalben – wir im Oktober hatten „freie Bahn“. 4. Beim Aussichtspunkt „Fichtenkopf“ gibt es den Aufgang vom Strandweg hoch auf den Radweg oberhalb der Steilküste und wenige Meter auf diesem weiter kann man links entlang einer langen Baumzeile auf einem breiten Weg zwischen Feldern und über den Erdbeerhof wieder zur Marina gelangen. Zurück nach Zierow haben wir wieder den Weg oberhalb der Salzwiesen genommen, sind nicht noch mal ans Wasser, sondern auf dem Radweg bis zum Kinderspielplatz am Strand in Zierow. Der Küstenwald links mit stattlichen Bäumen, mit Windbruch und Totholz, mit Sträuchern mit reifen roten, blauen, gelben, schwarzen Beeren sind eben auch was für die Sinne. In der Summe waren das reichliche 12 Kilometer. Unsere Fotos gleichen denen von Claudia – wir danken Claudia für ihren Artikel, der uns einen so schönen Tag gebracht hat.
Elke und Hilmar aus dem Vogtland
Moin ihr Zwei,
freut uns, dass ihr durch unseren Beitrag so einen schönen Tag erleben konnten und dafür, dass ihr uns daran teilhaben lasst.
Die schönen Bilder sind aber nicht von mir, sondern von meinem Mann, denn wir beide stecken hinter MeerART und machen auch alle Touren zusammen.
Vielen Dank für die vielen Tipps.
Liebe Grüße von der Westküste,
Claudia
Hallöchen,
ich freue mich auf den 26.6.2021 denn dann werden wir dort sein für ein verlängertes Wochenende und ich hoffe es ist alles noch so schön unberührt. Freue mich den Artikel hier gefunden zu haben und werde ihn beherzigen 🙂 Danke, dafür!
Moin liebe Andrea,
freut uns, dass dir der Beitrag gefallen hat und wir wünschen euch ein tolles langes Wochenende in Hohen Wieschendorf. 🙂
Liebe Grüße,
Claudia