Siggeneben – ein Dorf wie eine Puppenstube
Nur durch Zufall haben wir mal von diesem kleinen Dorf gehört. Neugierig wo dies wohl sein könnte, haben wir es mit auf unsere lange To-Do-Liste genommen. Heute konnten wir es nun endlich sehen, erleben und genießen.
Siggeneben gehört zu Grube, einer Gemeinde im Kreis Ostholstein und ist so klein, dass man, kaum ist man da, eigentlich schon wieder draußen ist. Auch für die Landkarte oder das Navi ist der Ort zu klein. Und trotzdem sollte man es wenigstens einmal gesehen haben. Zumindest, wenn man wie wir auf so zauberhafte kleine Dörfer steht. Man höre und staune, auch der Jakobsweg führt durch dieses kleine Dorf.
Eine sehr schmale und von Feldern gesäumte Straße führt auf Siggeneben zu. Man muss schon aufpassen, die Abzweigung von der B 501 nicht zu verpassen. Und dann strahlen sie dich an, die aneinandergereihten, schneeweißen Häuser. Alle mit Reet gedeckt. Manche so entzückend, dass uns der Mund offen stehen blieb.
Zur Sünde verführt…
Auch die Gärten, einer schöner als der andere, sind perfekt auf das Ensemble abgestimmt. Nicht mal, dass der Sommer vorbei war und der Herbst kräftig angeklopft hatte, konnte diesen Zauber zerstören.
Mächtige Kastanien ließen nur noch vereinzelt die Sonne durch ihr Blätterdach. Schaffte sie es, erstrahlte alles wie in einem Herbstzauber. Ganz besonders die roten Äpfel, die an den Bäumen hingen, lockten. Es käme einer Sünde gleich sie nicht zu pflücken. Da diese aber in den Privatgärten hingen und wir nicht Adam und Eva sind, war das leider nicht möglich. Wer will schon sündigen? 😉
An anderer Stelle wiederum könnten wir schon schwach werden. Allein nur eines dieser Häuser für sich einzunehmen, wäre doch eine Sünde wert. Ich traute meine Augen kaum als ich las, dass vor gar nicht allzu langer Zeit, nämlich im Jahre 1985, das Siggeneben zum Verkauf stand. Wer jetzt denkt, dass dies unbezahlbar war, irrt.
Es sollte gerade mal 1,8 Millionen Mark kosten. Unglaublich oder? Die Wahrheit aber… verkauft wurden nur ein paar einzelne Häuser, von denen heute schon wieder ein paar zurück in den Gutsbesitz gingen.
Einst ein Dorf für Landarbeiter
Heute mag man sich gar nicht mehr ausmalen, dass Siggeneben mal ein Arbeiterdorf war und viele schwere Zeiten hinter sich gebracht hat. Damals schafften Knechte, Mägde und Landarbeiter für das Gut Rosenhof.
Das Gut liegt nicht weit von hier, eigentlich in Sichtweite und dennoch ist es uns durch den Zauber des Dorfes durchgeflutscht. Gehört haben soll dies einem Herrn Feddersen, der übrigens auch mit Theodor Storm verwandt gewesen sein soll, aber wohl nur über acht Ecken.
Noch heute trägt jedes Haus den Namen seiner ursprünglichen Bedeutung. So gibt es das Posthus, das Witwenhaus, auch Kloster genannt, den Wöddelkrog, die Schule, die Schulscheune, die Staubmühle oder die Ziegelei.
Letzteres, so haben wir herausgefunden, steht für Feriengäste offen. Auch die Ostsee ist nicht weit von hier. Wenn das kein Grund ist?
Bei Siggeneben handelt es sich in der Tat um einen echten Geheimtipp. Touristenströme könnte dieser kleine Ort weder vertragen noch verkraften.
27 Kommentare zu „Herbstzauber in Siggeneben“
Ihr habt wirklich ein Händchen dafür Kleinode zu finden!
Danke fürs Mitnehmen. 🙂
Moin liebe Eva,
das freut uns. 🙂
Manchmal dauert es auch für uns etwas länger diese Orte endlich zu besuchen, aber ich glaube, es hat sich gelohnt. Ein wirklich tolles Dorf, dass auch im Herbst noch seinen Zauber versprüht.
Liebe Grüße,
Claudia
Ist das süß!
Moin Stefanie,
das sag ich dir. Ein kleines Träumchen.
Liebe Grüße,
Claudia
Danke für das gefundene Kleinid u die dazu geschriebene Geschichte. ✌️
Moin Gerti,
sehr gern. Vielen Dank für dein liebes Feedback.
Liebe Grüße,
Claudia
Siggeneben ist wunderschön! Leider wohnt dort kaum jemand permanent wie es beim Durchfahren scheint, wenn man Autos sieht, tragen sie eine HH Nummer. Insofern wird es dort wohl auch nie einen Tourismus geben, kaum vorstellbar, dass jemand dort ein Café aufmacht. Andererseits wäre das nicht schön? Leben statt Museum für Betuchte?
Moin Alexander,
wir hatten viel Nummernschilder mit OH gesehen. Ist wohl beides der Fall.
Ein Café wäre wohl schön, schätze aber, dass es dafür dann zu weit ab vom Schuss ist.
Liebe Grüße,
Claudia
Siggeneben ist zwar immer noch wunderschön, aber es nicht mehr so wie früher. Ich habe dort meine Kindheit verbracht bevor die Häuser verkauft wurden. Es war eine ein geschworen Gemeinschaft mit vielen Kindern. Wir hatten dort eine wunderschöne Kindheit.
Moin Claudia,
ist das nicht immer so? Sobald eine Gemeinschaft aufgelöst wird oder auch nur einzelne Personen ausgetauscht bzw. Häuser den Besitzer wechseln verändert sich was. Freu dich, dass du so eine schöne Kindheit hattest. 🙂
Liebe Grüße,
Claudia
Hallo,
habe heute zufällig die Webside gefunden. Sehr schön gemacht.
Ich bin auch direkt nach dem Krieg in Siggeneben geboren worden. Habe in den folgenden Jahren oft die Sommerferien bei einer Tante dort verbracht. Sie wohnte im Eschenhus, dass leider inzwischen abgerissen wurde. Es stand am Dorfeingang vor dem Weg zur Schule.
Die Aufenthalte waren für einen Großstädter ein wahrer Traum und bleiben unvergessen.
Noch viele Nachbarn sind mir in guter Erinnerung.
Manfred
Moin Manfred,
danke dir. Freut uns, dass dir unser Blog MeerART gefällt.
Oh man, dann kennst du diesen Flecken ja wie aus deiner Westentasche. Wir waren begeisterst, als wir Siggeneben entdeckten. Derart schnuckelige Dörfer gibt es nicht mehr viele. Das mit dem Abriss ist ja blöd. Wenigstens lassen sich Erinnerungen nicht abreißen.
Liebe Grüße,
Claudia
Hi!
Dieses kleine Paradies kenne ich. Bin schon einige Male dort gewesen. Es steht – verständlicherweise – unter Denkmalschutz.
Liebe Grüße,
Hilde
Moin Hilde,
da hast du recht. Schade, dass es nur noch so wenige von ihnen gibt. Sieseby an der Schlei ist auch noch so ein schnuckeliges Dorf.
Liebe Grüße,
Claudia
Hallo Claudia!
Ist Sieseby nicht auch ein altes Gut? Schade, dass ich keinen Pkw zur Verfügung habe! Ein richtig altes Dorf konnte ich mal in Südengland erleben (Mapledurham – sehr zu empfehlen). Ja, so etwas hat in der Tat Seltenheitswert. Jedenfalls in Deutschland.
Liebe Grüße,
Hilde
Moin liebe Hilde,
Sieseby ist zwar kein Gut, aber definitiv auch ein verträumtes und sehr zauberhaftes kleines Dorf. Mitte des 19. Jahrhunderts erwarb die herzogliche Familie Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg das Schleidorf für 615.000 Reichstaler von dem Hamburger Kaufmann Gustav Anton Schäffer. Viele der weißen und denkmalgeschützten Häuser verraten dies noch, denn sie zieren heute noch die schmiedeeisernen Initialen GAS.
Wenn es uns mal nach England zieht, dann nehmen wir es ganz sicher mit auf die Entdeckerliste.
Liebe Grüße,
Claudia
Diese Bilder bringen Erinnerungen an meine Kindheit zurück. Ich bin Süssau groß geworden und wir hatten meine Eltern hatten bekannte in Siggeneben wohen, die wir ab und an besucht haben.
Vielen Dank für diese schönen Bildern
Moin lieber Gerno,
sehr gerne. Das freut uns sehr, dass wir dir mit unserem Beitrag schöne Erinnerungen an deine Kindheit vorzaubern konnten.
Liebe Grüße,
Claudia
Danke, danke danke für diesen wunderbaren Beitrag.
Ich habe meine Kindheit dort verbracht, im allerletzten Haus rechts, vor dem Obstgarten der Gutsbesitzer. So unglaublich viele Erinnerungen aus einer verwunschen Welt. Brunnen im Garten, heizen und kochen mit Ofen, Strom war der einzige Luxus. Kein Telefon, kein TV. Der krasse Gegensatz zum Leben in Hamburg.
Moin liebe Birte,
ach wie schön. Wir freuen uns immer über derartiges Feedback. Das klingt nach einer ganz wundervollen Kindheit. Weniger Luxus ja, aber augenscheinlich doch so unbeschwert. Einfach schön.
Danke, dass du das mit uns geteilt hast.
Herzliche Grüße von der Küste,
Claudia
Hallo zusammen!
Siggeneben liegt an einem See, dem Gruber See, den es seit Jahrzehnten nicht mehr gibt. Der soll mal in den Dreißigern trockengelegt worden sein. Auf der anderen Seite befand sich auch mal ein Dörfchen – es war deutlich kleiner als Siggeneben und bestand aus einigen alten Katen. Sie sind alle mittlerweile verschwunden, und Klenau hatten meine Mutter und ich in den 90ern mal besucht mit Freunden. Es gab noch einige Steinhaufen, einen Stein mit hellblauer Küchenfarbe und einen alten Pflaumenbaum. Aber als Kind habe ich es noch erlebt. Wir wohnten früher mal in Augustenhof nebenan. Würde man über starke spirituelle Kräfte verfügen, könnte man das Dorf im Geiste wieder auferstehen lassen – virtuell geht es ja leider nicht. Klenau wäre auch einen Punkt in MeerArt wert. Vielleicht gibt es sogar heute noch die Spuren von früher, und ein malerisches Fleckchen ist Klenau sicher auch heute noch.
Und dort wurden vor langer Zeit auch mal Bronzeschwerter gefunden, die jetzt im Landesmuseum in Schleswig sind.
Bleibt bloß alle gesund!!!!
Viele Grüße,
Hilde
Moin liebe Hildegard,
vielen Dank für deine ausführlichen Zeilen. So etwas ist immer total spannend zu erfahren.
Mal gucken, wann es uns wieder in die Ecke verschlägt. Vielleicht machen wir uns dann mal auf die Suche.
Ganz liebe Grüße von der Westküste,
Claudia
Ich habe auch in dem Haus,was abgerissen wurde ,gewohnten bin auch dort zur Schule gegangen.1955 sind meine Pflegeeltern mit mir ins Rheinland gezogen.Siggeneben werde immer in guter Erinnerung haben.
Das glaube ich dir gerne liebe Waltraud.
Liebe Grüße,
Claudia
Ich möchte den Manfred….der in dem Eschenhus geboren wurde,kennen lernen.Ich habe von 1949 bis 1955 auch in dem Haus gewohnt.Schade,dass das Haus dem Erdboden gleich gemacht wurde.Ich habe noch kurz vor dem Abriss ein Foto gemacht.
Ich habe bis zur teilweisen Veräußerung der Objekte meine ganze Kindheit dort verbracht, es war wunderschön. Wir haben heimliche Ausflüge zum Strand gemacht und wenn auf dem Fußballplatz die Partys waren, haben wir uns heimlich Getränke erschlichen. Ich fahre heute noch gerne an unserem Haus vorbei und würde zu gerne noch einmal dort meine Zeit verbringen. Aber es ist nicht mehr dasselbe, das Haus meines Stiefvaters ist heute ein kleines Hotel und wir haben dort draußen am Lagerfeuer und im kleinen Wald hinterm Haus, ganz viel Blödsinn gemacht. Früher wurden am Ende des Dorfes kurz vor dem Feldweg Erbsen angebaut, dort haben wir uns die Bäuche vollgeschlagen mit frischen Erbsen oder wir haben uns frischen Rhabarber geholt und mit Zucker gegessen. Wir waren bestimmt 20 Kindern im Sommer und haben durchs ganze Dorf Räuber und Gendarm gespielt oder verstecken. Es war eine super Gemeinschaft damals mit allen die im Dorf gelebt haben.
Bekannte meiner Eltern haben in Siggeneben gewohnt. Wie waren da öfter zu Besuch und noch heute gefällt mir Siggeneben immer noch. Es ist schön das es so erhalten wird. Es ist wohl schon ein paar Jahre her, das ich mal vor Ort war.